Anbiederung

Die Grünen waren 15 Jahre lang Koalitionspartner der ÖVP in Bregenz, einen Tag nach der Stichwahl sagt Grünen-Chefin Schoch: „Wir haben übrigens nie eine Wahlempfehlung für Linhart abgegeben.“
Nun ist Dankbarkeit wirklich keine politische Kategorie, es wäre naiv, das anzunehmen. Politik funktioniert nicht so, es ist auch zu berücksichtigen, dass die Karten der Zusammenarbeit in Bregenz vollkommen neu verteilt werden. Aber wenn man sich nach eineinhalb Jahrzehnten öffentlich bei der erstbesten Gelegenheit vom einstigen Partner derart distanziert, dann sagt das viel über Charakter aus. Das ist angewandter Opportunismus, das ist Anbiedern für Fortgeschrittene. Schoch distanziert sich von der eigenen politischen Vergangenheit, um sich neu anzustellen für Pfründe und Posten, sie distanziert sich aus augenscheinlichen Gründen. Ob die abrupte Wende an der grünen Basis goutiert wird und ob sie Schoch selbst etwas bringt, ist allerdings fraglich: Neo-Bürgermeister Ritsch hat angekündigt, keine Koalition bilden zu wollen, sondern ein Spiel der freien Kräfte anzustreben. Demnach sucht er für die künftige Politik in Bregenz die besten Argumente und nicht die größten Opportunisten.