Plastikwörter

Die Sprachwissenschaft kennt den Begriff der Plastikwörter, sie versteht darunter inflationär gebrauchte Begriffe, die zu nichtssagend sind, um wirklich einen Inhalt zu vermitteln. Wer mit dem Begriff trotzdem noch nichts anfangen kann, der soll einen Blick auf die aktuellen Wahlkampfplakate werfen, dort werden ganze Plastiksätze zum Besten gegeben. Walter Rosenkranz wirbt beispielsweise mit dem Slogan: Wir holen unsere Freiheit zurück! Klar. Kein Problem. Einmal kurz Tacheles reden mit dem Corona-Virus, mit der Inflation schimpfen und die Energiekrise zur Rede stellen, dann haben wir sie wieder zurück, unsere Freiheit. Und auf einem der Plakate von Alexander Van der Bellen steht geschrieben: Mit Österreich spielt man nicht! Auch das ist eine Erkenntnis, die den Bürger in lebenslanger Dankbarkeit zurücklässt. Jetzt waren Wahlplakate selten originell, aber diese beiden Sujets sind selbst da noch etwas Besonderes. Die umworbenen Zielgruppen werden die Botschaften dennoch zu würdigen wissen, die Politikberater ergo mit sich zufrieden sein, dem Rest bleibt die Erkenntnis: Würde man der Politik die Plattitüden aus dem Wortschatz streichen, wären in dieser Branche wohl ziemlich viele sprachlos.