Fax to the Future
Wahre Geschichte, vor einigen Wochen. Mein Großvater (91 Jahre) ruft an: das Kombi-Fax-Anrufbeantworter-Telefon, ein Wunderding) hat das Zeitliche gesegnet. „Besorg mir ein neues bitte.“ Ich versuche, schonend zu erklären, dass man heutzutage eigentlich kein Fax mehr hat. „Aber ich muss doch erreichbar sein!“ E-Mail reicht also nicht aus für den dichten Terminkalender im Lochmühle Headquarter. „Ich schau mich um.“ Philips hat den Hut auf die Produktsparte geworfen, erklärt mir das Internet. „Man faxt eigentlich nicht mehr.“ Ja, weiß ich auch. Ich berichte an meinen Ehni. „Kann nicht sein, dann schau ich selbst.“ Ein Tag später, dasselbe Ergebnis. „Ich überleg’ mir was.“ Willhaben also.
Nach einer Woche Recherche finde ich ein gut erhaltenes Kombigerät, das ausgemustert wurde, in Salzburg. 40 Euro plus Versand, fairer Deal. Im angegrauten Karton kommt der heilige Gral der komprimierten multimodalen Kommunikation der 90er bei mir an. Ins Auto, ins Montafon, in zwei Minuten angeschlossen. Stolz blicke ich auf das grün hinterleuchtete Drei-Zeilen-Display. Der Ehni strahlt über das ganze Gesicht, es freut mich ebenso wie ihn. Als ich dem alten Sudoku-Fan dann auch noch zeige, dass das Gerät über eine Tastenkombination eine Seite Zahlenrätsel ausspuckt, ist das Glück perfekt. (Probieren Sie es aus: OK > 48 > OK > Neues Sudoku). Wir liegen einander glücklich weinend in den Armen, aber natürlich nur innerlich und unsichtbar, so etwas kommt real nicht infrage. Dann greift der Ehni zu einem Blatt Papier und schreibt einen Gruß darauf. Das Fax muss ausprobiert werden. Ab damit in den Einzug, dann hält er inne. Wem wird er das erste Fax dieser neuen Anlage zukommen lassen? Er schaut mich an und lacht: „Ich kenn gar niemand mehr, der noch ein Fax hat!“