Christoph Jenny

Direktor der Wirtschaftskammer Vorarlberg

(Foto: © Dietmar Walser)

Der Vergleich macht sicher

Februar 2018

Die Bundesregierung will dem Fachkräftemangel unter anderem mit einer Stärkung der dualen Berufsausbildung den Kampf ansagen. Im Regierungsprogramm heißt es an der entsprechenden Stelle: „Aufwertung der Lehrberufe durch eine Imagekampagne für Lehrlinge nach dem Vorbild Vor­arlbergs: 50 Prozent der Schulabgänger sind Lehrlinge.“ Nun ist es positiv zu werten, dass Vorarlberg in diesem Zusammenhang als Vorbild genannt wird, und doch ist nicht ganz korrekt, was da geschrieben steht.

Denn die Lehreintritte, gemessen an den 15-Jährigen, liegen in Vorarlberg aktuell bei 52,8 Prozent, ein Spitzenwert im Vergleich mit anderen Bundesländern und zugleich der höchste Wert der vergangenen vier Jahre. 50 Prozent, wie genannt, mögen anderswo in Österreich ein anzustrebender Wert sein, Vorarlberg lag in den vergangenen fünf Jahren immer über diesem Wert. Und der hohe Anteil ist nicht Resultat einer Imagekampagne, sondern vielmehr darauf zurückzuführen, dass die Lehre in Vorarlberg traditionell einen hohen Stellenwert hat.

Die hiesigen Ausbildungsbetriebe engagieren sich, weil sie aus Erfahrung wissen, dass der Lehrling von heute bei guter Ausbildung die benötigte Fachkraft von morgen ist. Die Vorarlberger Wirtschaft mit ihrem hohen Anteil an Sachgüterproduktion und an produktionsnaher Dienstleistung ist auf gut ausgebildete Lehrlinge in namhafter Zahl angewiesen. Was dem Lehrling nützt, nützt dem Unternehmen. Und dem Wirtschaftsstandort. Und damit auch der Gesellschaft.

Es ist bewiesen, dass die duale Ausbildung den Übergang in den Arbeitsmarkt am besten unterstützt – und dass eine gute Ausbildung Grundlage für ein gutes Leben ist. Von Rudolf Strahm, einem Schweizer Politiker und Ökonomen, stammt das Zitat: „Die wenigen Länder Europas, die ein duales Berufsbildungssystem kennen, also eine Kombination von betrieblicher Berufslehre mit öffentlicher Berufsfachschule, stehen in Bezug auf Konkurrenzfähigkeit, Wirtschaftskraft und Jugendarbeitslosenquoten am besten da.“
Was zu beweisen ist: Im viel gerühmten Finnland gibt es kein System, das mit unserer dualen Ausbildung vergleichbar wäre. Finnlands Schüler gewinnen zwar stets die PISA-Vergleiche. Aber die Jugendarbeitslosigkeit in Finnland ist deutlich höher als in Vorarlberg. In dem skandinavischen Land war Ende 2017 jeder fünfte Jugendliche arbeitslos. Also: Der Vergleich macht sicher. Das System Lehre ist für Vorarlberg von essenzieller Bedeutung.

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