Der Wettbewerb wird härter
Anhand der aktuellen Ergebnisse einer Umfrage wird deutlich, wie sehr die Vorarlberger Industrie von internationalen Entwicklungen geprägt ist. Das zeigt sich insbesondere durch den steigenden Druck auf die Verkaufspreise.
Die Stimmung in der heimischen Industrie war schon mal deutlich besser. Grund dafür ist die aktuelle Geschäftslage, die ein stabiles, aber nur verhalten positives Niveau zeigt. Ein Drittel der 42 befragten Unternehmen mit rund 20.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern (32 Prozent) bezeichnen die derzeitige Geschäftslage als gut, allerdings beurteilen sie aktuell etwa ein Zehntel als schlecht. Etwas optimistischer fällt der Ausblick auf das kommende halbe Jahr aus: Ein Drittel der Unternehmen rechnet mit einer günstigeren Lage. Vor allem durch die erfolgreiche Exporttätigkeit lässt sich diese Einschätzung erklären.
Verkaufspreise massiv unter Druck
Noch deutlicher zu spüren bekommen die Vorarlberger Industriebetriebe den immer stärker werdenden Druck auf die Verkaufspreise. 42 Prozent der befragten Unternehmen erwarten fallende Verkaufspreise in drei Monaten. Nur drei Prozent der Unternehmen rechnen damit, dass sie ihre Mehraufwendungen in Form von Preiserhöhungen an ihre Kunden weitergeben können.
Mäßig ist das Bild in der sonst so starken Maschinen- und Metallindustrie. Gerade hier setzen sinkende Verkaufspreise der Branche zu. Dennoch soll der Beschäftigtenstand gehalten werden. Noch düsterer ist die Lage in der Nahrungs- und Genussmittelindustrie. Vor allem die hohe Konzentration im Lebensmittelhandel wirke sich negativ auf die Ertragssituation aus. Auch in der Textilindustrie bleibt die Situation auf bescheidenem Niveau. Sie ist aber die einzige Industriebranche, die in der aktuellen Umfrage mit steigenden Verkaufspreisen (viele Betriebe sind dollargeeicht) rechnet. Krösus ist die Elektro- und Elektronikindustrie: 96 Prozent bezeichnen die Geschäftslage als aktuell gut, kein Unternehmen spricht von einer schlechten Geschäftslage. Erfreulich sei, dass ein Anhalten der guten Situation in den nächsten Monaten erwartet wird und 37 Prozent eine Erhöhung ihres Beschäftigtenstands planen.
„Wir sind keine Insel der Seligen. Als starkes Exportland spüren wir die Auswirkungen der internationalen Krisenherde massiv“, betont Christoph Hinteregger, Obmann der Sparte Industrie in der Wirtschaftskammer Vorarlberg. Es gelte nun, die in den vergangenen Jahren leider kontinuierlich gesunkene Wett-bewerbsfähigkeit unseres Standorts wieder zu steigern und von weiteren Belastungen für die Betriebe abzusehen.
Damit den Menschen bei ihrem Einkommen mehr Netto vom Brutto bleibt, brauche es eine sinnvolle Steuerstrukturreform und rasch substanzielle Schritte zur Senkung der Lohnzusatzkosten. Nicht die Betriebe zahlen zu geringe Löhne, sondern der Staat nehme durch Steuern, Sozialbeiträge und Gebühren unverhältnismäßig viel weg. Die Lösung sei ein sparsamerer und effizienterer Staat. Hinteregger hofft, dass mit der Steuerreform nicht in erster Linie Neid und Missgunst befriedigt werden, sondern diese auch denjenigen zugute kommt, die in diesem Land etwas leisten. Manche Vorschläge wie etwa die Vermögen- oder Erbschaftssteuer kämen, so der Industrievertreter, einer eiskalten Enteignungswelle gleich und wären ein Totalschaden für die heimische Wirtschaft.
Mit Nachdruck spricht sich Hinteregger auch gegen ein Quotensystem für Betriebe hinsichtlich der Beschäftigung älterer Mitarbeiter aus. „Es braucht vielmehr Anreize, die Älteren mit ihrem riesigen Know-how länger im Betrieb zu halten.“
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