Herbert Motter

Im Rückspiegel – Vorarlbergs Wirtschaft im Jänner 2023

Februar 2023

Das Wirtschaftsjahr 2023 ist mit Nachrichten über fulminante Ergebnisse gestartet.

Die Alpla Group in Hard stellte einen neuen Umsatzrekord auf: 5,1 Milliarden Euro. Der Vorjahreswert, der ebenfalls in einem Rekordjahr erzielt wurde, konnte damit um 27,5 Prozent übertroffen werden. Der Verpackungs- und Recyclingspezialist hat für dieses Jahr klare Ziele: Neben Kapazitätserweiterungen, Investitionen ins Recycling, und dem Ausbau der Pharmasparte steht die Erforschung alternativer Materialien ganz oben auf der To-Do-Liste. Neu eröffnete Standorte, Zukäufe und Expansionen sorgten für mehr als 1000 zusätzliche Mitarbeitende. Die Anzahl der Werke erhöhte sich von 177 auf 190; rund 23.300 Beschäftigte produzieren weltweit in 46 Ländern, über 260 Lehrlinge werden ausgebildet. 

Die Firma Meusburger in Wolfurt vermeldete dieser Tage für das vergangene Jahr ebenfalls eine neue Höchstleistung, was den Umsatz betrifft. 349 Millionen Euro stehen zu Buche (+ 16 Prozent). Der Lieferant im Werkzeug- und Formenbau kann mit rund 1700 Beschäftigten aufwarten, 115 davon sind Lehrlinge. Und auch die Henn Connector Group in Dornbirn konnte nach dem Rekordjahr von 2021 mit einer Umsatzsteigerung von 45 Prozent im vergangenen Jahr ihren Wachstumskurs weiterführen. Der Umsatz konnte um knapp zehn Prozent auf 137 Millionen Euro gesteigert werden.

Alpla, Meusburger und auch Henn sind drei Träger Vorarlbergs hoher Lehrlingsquote, trotz eines gesamthaft leichten Minus im Vorjahr. Ende des vergangenen Jahres standen 6672 Lehrlinge in Vorarlberg in Ausbildung. Der beliebteste Lehrberuf bei den weiblichen Lehrlingen war 2022 – wie auch schon im Vorjahr – die Einzelhandelskauffrau, gefolgt von der Bürokauffrau. Auf Platz drei konnte sich, nach dem erstmaligen Einzug in die Top-3 2021, die Metalltechnikerin etablieren. Bei den männlichen Lehrlingen sind der Metalltechniker, der Elek­trotechniker, der Kraftfahrzeugtechniker, der Installations- und Gebäudetechniker sowie der Einzelhandelskaufmann die am häufigsten gewählten Lehrberufe des vergangenen Jahres. 

Der Harder Kranbauer Künz, ebenfalls Lehrlingsausbilder, vermeldete einen der größten Aufträge in der Unternehmensgeschichte. 20 automatisierte Stapelkräne sollen nach Danzig an einen der am schnellsten wachsenden Terminals an der Ostsee geliefert werden. Ein weiterer Top-Arbeitgeber hatte ein glückliches Händchen, was seine Expansionspläne anlangt. Die Omicron electronics GmbH sicherte sich ein Grundstück, das unmittelbar an das bestehende Firmengelände in Klaus anschließt. Konkret handelt es sich um eine Fläche von 21.000 Quadratmetern der Firma HEAD Sport GmbH, die sich aus Klaus zurückziehen wird. Zu dem Grundstück gehören auch eine 9200 Quadratmeter große Lagerhalle sowie ein 2800 Quadratmeter großes Hochregallager. Der Kaufpreis beträgt rund 22 Millionen Euro. Mehr als das Doppelte kostet die Errichtung des neuen Gemeindezentrums in Lech. Die Gemeinde informierte noch Ende Dezember, dass im Gebäude Dorfhus sowohl die Gemeindeverwaltung als auch Lech Zürs Tourismus und ein Postpartner untergebracht werden, wodurch eine zentrale Anlaufstelle für Bevölkerung und Gäste geschaffen wird. Die Lechwelten werden der Veranstaltungs- und Kulturtreffpunkt der Gemeinde, mit einem großen Festsaal als Herzstück des Gebäudes. Ein Herz für die Selbstständigkeit bewiesen im Vorjahr 1289 Personen; sie gründeten ihr eigenes Unternehmen. Auch wenn die Zahl mit dem Rekordergebnis vom Vorjahr nicht ganz mithalten kann, ist es das zweitbeste Ergebnis seit 30 Jahren. Darauf verweist das Gründerservice der Wirtschaftskammer in einer Aussendung im Jänner. 

Traditionell im Jänner finden die Bautage der Vorarlberger Bauwirtschaft statt. Nach Jahren stetigen Wachstums sieht die Vorarlberger Bauwirtschaft eine Verlangsamung der Konjunktur. Drei Jahre Pandemie, der Krieg in der Ukraine, damit verbunden hohe Energiepreise, Inflation und höhere Materialpreise zeigen durchaus Auswirkungen.

Dagegen zeigt die Messe Dornbirn mehr Zuversicht für das neue Jahr. Das Interesse am Begegnungs- und Erlebnisort „Messe“ ist nach durchwachsenen Jahren wieder gestiegen. Sieben Eigenformate sind geplant, dazu kommen drei Gastmessen und 40 weitere Veranstaltungen im Messequartier mit seinen 15 Hallen und 34.000 Quadratmetern Ausstellungs- und Veranstaltungsfläche. Im Jahr 1949 und unter dem Namen „Export- und Musterschau“ startete die Erfolgsgeschichte der „Herbstmesse“. Sie wird von 6. bis 10. September 2023 zum 75. Mal über Bühne gehen.

Wenig bis keine Zuversicht dürften dagegen die Befürworter einer Entlastungsstraße im Rheintal angesichts der aktuellen Debatten um die „S18-Nachfolge“ haben. Die permanenten Evaluierungspläne der zuständigen Ministerin – eine alte Variante wird aktuell als neu verkauft und ohne Abstimmung mit der Schweiz vorgelegt – stoßen in Vorarlberg auf heftigen Widerstand und konterkarieren den langjährigen konsensorientierten Planungsprozess „Mobil im Rheintal“. Das Verzögerungsschauspiel rund um die „S18“ ist jedenfalls um einen skurrilen Akt reicher.

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