Herbert Motter

Pionier Braungart und seine Pläne in Vorarlberg

November 2021

Der international renommierte Umweltpionier Michael Braungart stellte auf Einladung der Wirtschaftskammer Vorarlberg sein Cradle-to-Cradle-Prinzip vor – und kündigte an, eine Studie zu den Potenzialen der Kreislaufwirtschaft in Vorarlberg zu erstellen.

Michael Baungarts Konzept und seine häufig so gar nicht dem Mainstream entsprechenden Thesen provozieren und laden zum Nachdenken ein. Energie sparen, enthaltsam sein, die Produktionsprozesse effizienter und weniger schädlich machen – für Professor Braungart klingen diese Prinzipien von Nachhaltigkeit nicht besonders attraktiv und auch nicht zielführend.
Seine Vision ist eine andere: Er möchte Produkte und Produktionsprozesse so entwickeln, dass Verschwendung kein Problem mehr ist. Sie sollen komplett unschädlich sein für Mensch und Natur. Mehr noch: Der Mensch soll mit dem, was er tut, nützlich sein für andere Stoffkreisläufe. Seine Produkte sollen in Stoffkreisläufen funktionieren, sodass es keinen unnützen Abfall, sondern nur noch nützliche Rohstoffe gibt. Dass das funktionieren kann, zeigen mehrere hundert Produkte auf der Welt, die nach diesem Prinzip entwickelt worden sind. Das Cradle-to-Cradle-Prinzip – von der Wiege in die Wiege – orientiert sich an der Natur. „Biologische Kreisläufe lassen keinen Abfall zurück, die biologischen Abfallprodukte sind somit Rohstoff für neue Schöpfungen, beispielsweise Dünger. Demnach können auch in Wirtschaft und Gesellschaft Kreisläufe so gestaltet werden, dass Ressourcen im Idealfall immer wieder verwendet werden können“, erklärte der Umweltpionier. 
In der Gestaltung von Produkten muss demnach nicht nur der Nutzen im Fokus stehen, sondern auch der verwendete Rohstoff. Das Prinzip unterscheidet zwischen technischen und biologischen Kreisläufen. Organische Bestandteile eines Produkts sollen daher kompostierbar sein (biologischer Kreislauf), während Gebrauchsgüter so konzipiert werden sollen, dass sie durch mechanische oder chemische Prozesse sinnvoll wiederverwertet werden können (technischer Kreislauf). Es soll also möglichst kein Abfall übrigbleiben. Aus diesem Grund sieht Braungart Umweltprobleme nicht als Moralthema, sondern als „Innovationsthema“. Dieser Ansatz kann für verschiedenste Branchen hochinteressant sein, beispielsweise im Bereich Baustoff-Recycling oder in der Textil- und Verpackungsindustrie. Wie kann etwa eine Lebensmittelverpackung so gestaltet werden, dass sie sowohl hygiene- und transporttechnischen Ansprüchen genügt, dabei luftdicht und lebensmittelecht ist – und gleichzeitig sortenrein recyclebar.

Studie für Vorarlberg

Bei seinem Impuls-Vortrag im Design­forum sprach Braungart über mögliche Ansatzpunkte für die Vorarlberger Wirtschaft. „Professor Braungart wird für uns an einer Studie zu den Potenzialen der Kreislaufwirtschaft in Vorarlberg arbeiten. Die Studie soll in einem ersten Schritt aufzeigen, was an Potenzial da ist, was bereits läuft und welche Möglichkeiten es noch gibt“, sagte Hans Peter Metzler, der Präsident der Wirtschaftskammer.

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