Hans-Peter Metzler

Alt-Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg

(Foto: ©Markus Gmeiner)

Schritt für Schritt

Mai 2020

Der Höhepunkt der Pandemie scheint in unserem Land überschritten, die gesundheitliche Gefahr durch das Virus vorerst gebannt. Das lässt sich in einer Momentaufnahme sagen, bei aller noch gebotenen Vorsicht. Und da kommt man nicht umhin, festzustellen, dass Österreich in der Krise bis dato gut reagiert hat. Experten gehen jedenfalls davon aus, dass der vorläufige – und hoffentlich – auch länger dauernde Erfolg den frühzeitig gesetzten Maßnahmen geschuldet ist. Verhaltensökonom Matthias Sutter sagt in dieser Ausgabe übrigens, dass sich die Geduld und die Bereitschaft der Menschen, die Maßnahmen mitzutragen, ausgezahlt haben; weil nur deswegen erste Lockerungen überhaupt stattfinden konnten und nun weitere stattfinden werden. Sutter sagt aber auch, dass ein Appell an Geduld völlig fehl am Platz sei, wenn er an Unternehmen denke, die nun vor dem Konkurs stehen: „Denen kann man nicht sagen, wartet ab. Die brauchen jetzt Hilfe.“ 
Auf branchenspezifische Hilfen, muss man ergänzen. Denn bezüglich der Treffsicherheit und des Tempos muss nachgebessert werden. Vielen Betrieben werden die Instrumente, die zur Überwindung der Krise auf einer Schuldenpolitik basieren, nur wenig nützen, weil damit das Problem nur auf einen späteren Zeitpunkt verschoben wird. Um diese schwere Zeit zu meistern, braucht es branchenspezifische, nachhaltige Lösungen. Das österreichische Wirtschaftsforschungsinstitut hatte jüngst betont, dass die Hilfspakete „Lücken bergen“ und dass die Regierung deshalb einzelne Maßnahmen nachschärfen sollte; dringend nachschärfen. Etwa die Stützung junger und kleiner Unternehmen, um ein Beispiel von mehreren zu erwähnen.
Wir werden diese Krise meistern, Schritt für Schritt, wir werden unsere Kräfte weiterhin bündeln müssen für das, was da noch auf uns zukommt. Denn eine Erkenntnis dieser Zeit ist, wie eng alles miteinander verflochten ist – und wie verletzlich und abhängig wir dadurch auch geworden sind. Der Sozialwissenschaftler Meinhard Miegel, ein kritischer Geist, hatte vor Jahren schon vor der Hybris der modernen Zeit gewarnt und dabei formuliert, was heute mehr denn je zutrifft: „Vieles spricht dafür, dass sich das Paradigma ständiger Expansion erschöpft hat.“  Doch wenn man sich überlegt, was einen vor der Krise gestört hat und was man heute vermisst: Da liegen Welten dazwischen. Die alte Selbstverständlichkeit ist einer neuen Nachdenklichkeit gewichen.

Kommentare

To prevent automated spam submissions leave this field empty.

mehr von Hans-Peter Metzler