Herbert Motter

Von der zündenden Idee zur preisgekrönten Innovation

Juli 2019

Im globalen Wettbewerb gibt es für Unternehmen und Standorte nur zwei Möglichkeiten: innovieren oder stagnieren.
Für ersteres wurden vor kurzen sechs Unternehmen mit dem Vorarlberger Innovationspreis 2019 prämiert.

Sechs außergewöhnliche Unternehmen dürfen sich auch heuer wieder zu den Innovationspreissiegern Vorarlbergs zählen. Wirtschaftskammer und Land verleihen gemeinsam im Abstand von zwei Jahren diese Auszeichnung. Sie tun dies aus gutem Grund. Der Preis soll als Motivation zur Nachahmung dienen. Vorarlbergs Flaggschiffe sollen die weltweit geforderten Standards bzw. die hohen Ansprüche an ihre mittelständischen Zulieferbetriebe im Land weitergeben. Im Sog der großen Unternehmen können damit auch kleinere und mittlere Zulieferbetriebe in unserem Land international höchstes Niveau erreichen. Daraus hat sich eine stark verschränkte Innovationsszene in Vorarlberg gebildet, die voneinander profitiert.

Über 420 Projekte wurden in den vergangenen Jahren bei den 16 Ausschreibungen eingereicht. Knapp 100 Unternehmer konnten seit 1988 den Innovationspreis entgegennehmen. Viele der ausgezeichneten Unternehmen sind nachhaltig erfolgreich und ihre Produkte international am Markt führend. In Sachen Kreativität und Erfindungsreichtum mischt Vorarlberg im Bundesländervergleich weiter vorne mit. 2018 gab es 131 nationale Patentanmeldungen aus Vorarlberg, etwas weniger als im Jahr davor (2017:142). Mit 34 Patentanmeldungen pro 100.000 Einwohner liegt Vorarlberg auf Platz drei im Länderranking, der Österreich-Durchschnitt liegt bei 23 Anmeldungen. Um Marktanteile gewinnen, halten oder ausbauen zu können, braucht es jedoch ständig neue Produkte, neue Verfahren, neue Dienstleistungen.

Asien ante portas

Noch ist die Europäische Union eine der reichsten Regionen der Welt. Asien wird das 21. Jahrhundert aber entscheidend beeinflussen. Die rasante wirtschaftliche Entwicklung vor allem Chinas und Indiens verändert das globale Machtgefüge. Das bringt Europa unter Zugzwang. Was sind die Fakten? Bis 2050 sinkt der Anteil der etablierten Industrienationen (G7) an der globalen Wirtschaftsleistung deutlich von derzeit 44 auf 31 Prozent. Parallel bauen die sieben größten Schwellenländer (E7) ihren Anteil an der globalen Wirtschaftsleistung von 56 auf 69 Prozent aus. Während China seine F+E-Ausgaben von 2012-2017 um 56 Prozent auf 442,7 Milliarden US-Dollar erhöht hat, konnte Europa seine Ausgaben in diesem Bereich lediglich um 12,2 Prozent steigern. Österreich verzeichnete im selben Zeitraum ein Plus von 15,4 Prozent. China hat damit zuletzt um 80 Milliarden US-Dollar pro Jahr mehr für F+E ausgegeben als Europa.
Produktinnovation geht oft Hand in Hand mit der Güterproduktion. Die hohen Investitionsraten in Asien stärken die Fähigkeiten für die Neu- und Weiterentwicklung von Produkten. Das hat Auswirkungen auf die Wettbewerbsposition der heimischen Betriebe. Massive technologische Weiterentwicklung macht China zur starken Konkurrenz für die traditionellen Industrieländer. Ein Beispiel dafür ist die Smartphone-Produktion, bei der China ein führendes Land geworden ist. Auch im Eisenbahnwesen, in der Luft- und Raumfahrt, in der Elektromobilität und in der Nanotechnologie holt China massiv auf.
„Für Österreich muss die Devise daher sein: Runter von der Zuschauerbank und ab aufs internationale Spielfeld der Innovatoren, wo wir hingehören“, betont WKÖ-Präsident Harald Mahrer. „Wir wollen, dass Österreich in die Gruppe der Innovation-Leader aufrückt. Das ist kein Selbstzweck, das ist die Zukunftsversicherung für Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand.“

Innovationskultur

Innovation ist seit jeher eine der treibenden Kräfte im Wettbewerb, doch durch den digitalen Wandel nimmt die Veränderungsgeschwindigkeit rasant zu. Als Nährboden für Innovation ist die Etablierung einer Innovationskultur zu einer wichtigen Aufgabe für den Standort geworden. 
„Der Austausch zwischen der ,alten‘ und ,neuen‘ Welt ist aber bei uns immer noch ein zu zurückhaltender. Als hoch entwickelte Wirtschaftsregion mit gut ausgebildeten Menschen müssen wir dieser Herausforderung aktiv und verschränkend über die Unternehmens- und Organisationsgrenzen hinweg begegnen und die daraus sich ergebenden Chancen nutzen. Sonst geraten wir ins Hintertreffen, und es droht ein massiver Wettbewerbsverlust. Gerade die digitale Transformation fordert eine offensive standortpolitische Schwerpunktsetzung auf Innovation“, sagt Hans Peter Metzler, Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg.
Gebraucht werde daher einiges: Erstens, Infrastruktur. Allein das schnelle Internet ist in vielen Ländern kaum vorhanden. Zweitens, Bildung und Ausbildung. Drittens, die Start-up-Szene massiv zu unterstützen. Viertens, Risikokapital. Starts-ups brauchen Risikokapital zur Skalierung, davon haben wir in Europa ungefähr nur ein Sechstel im Vergleich zu den USA. Fünftens, vernünftige Rahmenbedingungen. Dazu gehört z.B. Datenschutz und -sicherheit.
Durch die zunehmende Komplexität von Produkten und Dienstleistungen sowie den stetig steigenden globalen Wettbewerbsdruck sind Vorarlbergs Betriebe geforderter denn je, innovativ zu sein. „Innovationen ermöglichen Produktivitätsfortschritte als unverzichtbare Basis für Löhne und Gehälter, die breiten Wohlstand, gesellschaftliche Stabilität und sozialen Frieden gewährleisten. Mit dem Innovationspreis wollen wir zum einen außergewöhnliche Entwicklungsleistungen auszeichnen und zum anderen Klein- und Mittelbetriebe zu neuen Innovationen motivieren“, betont Wirtschaftskammer-Präsident Metzler. Die Schlüsselplayer für Innovationskraft sind und bleiben unsere Unternehmen. 
Metzler: „Ihre Übersetzungsleistung von Forschung in konkrete Innovationen, die auf den Märkten wettbewerbsfähig sind und nachgefragt werden, schafft die Basis für Fortschritt und Wachstum. Für mehr Innovationskraft im Land brauchen wir insgesamt aber mehr Unternehmertum – und mehr Freiheit für das Unternehmertum.“

innovations-Preisträger

Crate.io

Projekt „Crate IoT Data Platform“: Datenbank für produzierende Unternehmen, um Maschinendaten skalierbar und in Echtzeit zu speichern.

stAPPtronics GmbH

Projekt „stappone smarte Sensoren-Sohlen“: Erfassung der Drucksensorik im Alltag, die Rückmeldung zu schlechter Haltung und falscher Bewegung liefert.

TransApp Technologies GmbH

Projekt „TransApp High Speed Powder Coating“: Alternative Applikationsmethode, um Farbpulver auf die zu beschichtenden Werkstücke aufzutragen.

Kaufmann Zimmerei und Tischlerei GmbH

Projekt „Seriell vorgefertigte Raummodule aus Holz“: Vorfertigung ganzer Raumzellen, die komplett möbliert und ausgestattet sind.

Wolford AG

Projekt „Entwicklung kreislauffähiger Bekleidung nach Cradle to Cradle®“: Entwicklung von kompostierbaren und recycelbaren Strümpfen, Ready-­to-wear und Wäsche.

SIE Connect GmbH

Projekt „Chips.AC“: intelligente Online-Handelsplattform, die den Fokus auf die Rückführung der Überschussware von Verarbeitern elektronischer Baugruppen in den Markt legt.

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