Andreas Dünser

Chefredakteur "thema vorarlberg" (andreas.duenser@themavorarlberg.at)

Die Medikalisierung der Gesellschaft

Oktober 2014

Werden die richtigen Medikamente richtig eingesetzt, sind sie wichtige und wirksame Instrumente ärztlicher Hilfe bei der Behandlung von Patienten. Doch ist mit den richtigen Medikamenten auch alles heilbar? Und nehmen Patienten nicht auch zu viele Medikamente, die sich nicht vertragen und dadurch schwere Nebenwirkungen haben? Zu diesen und anderen Fragen findet am 17. November ein Thementag im Kulturhaus Dornbirn statt, veranstaltet vom „Montagsforum – Europäische Akademie für Geschichte und Kultur in Dornbirn“. Diese Veranstaltung steht allen Interessierten offen. Referieren werden dabei zwei renommierte Mediziner – die Universitätsprofessoren Gerd Glaeske, Professor für Arzneimittelversorgungsforschung im Zentrum für Sozialpolitik (ZeS) der Universität Bremen, und Peter Berlit, Leiter der Neurologischen Klinik mit Klinischer Neurophysiologie am Alfried Krupp Krankenhaus Essen. Moderiert wird die Veranstaltung von Christoph Gaedt, dem geschäftsführenden Oberarzt mit Schwerpunkt internistischer Intensivmedizin am Krankenhaus Dornbirn.

Unerwünschte Nebenwirkungen

Heinz Bertolini, der Gründer des Montagsforums, weist auf die Wichtigkeit des Themas hin: „Viele –  vor allem im Alter  – bekommen mitunter unverträgliche oder mit starken Nebenwirkungen belastete Medikamente.“ Mit Spannung werden deswegen die beiden Referate im Rahmen der öffentlichen Veranstaltung erwartet. Mediziner Glaeske, der sich seit Langem mit der Medikalisierung der Gesellschaft beschäftigt, nennt Arzneimittel mit einem nachgewiesenen Nutzen, wenn sie denn auch richtig eingesetzt werden, ein wirksames Instrument. Allerdings seien, sagt der Mediziner, immer auch unerwünschte Wirkungen und die Wechselwirkungen zu beachten, „insbesondere dann, wenn mehrere Krankheiten nebeneinander behandelt werden, oft von mehreren Ärztinnen und Ärzten“. „Besonders bei älteren Menschen“, warnt der Universitätsprofessor, „ist die Gefahr unübersehbar, wenn mehr als fünf verschiedene Mittel gleichzeitig verordnet und eingenommen werden.“ Glaeske kann diese Warnung auch mit Zahlen belegen: „Rund zehn Prozent aller Krankenhausaufnahmen von Menschen über 65 Jahren kommen durch zu viele Arzneimittel nebeneinander zustande.“ Dabei gehe es nicht nur um verordnete, sondern auch um selbst gekaufte Medikamente, die nebeneinander eingenommen werden. Glaeske nennt Beispiele: „Schlafmittel vertragen sich nicht mit alkoholhaltigen ‚Stärkungsmitteln‘, Mittel gegen Herzschwäche nicht mit Abführmitteln.“ Sein Credo: „Arzneimittel sollen den Patienten nützen, zu viele nebeneinander können aber allzu schnell auch schaden – dies muss vermieden werden.“

 

Thementag im Kulturhaus Dornbirn „Die Medikalisierung der Gesellschaft“, Montag, 17. November. Programm: 17.00–17.15 Eröffnung. Einführende Worte: Dr. Christoph Gaedt, lt. OA (Interne) am Krankenhaus der Stadt Dornbirn. Anschließende Vorträge: „Die Medikalisierung der Gesellschaft“ – Univ.-Prof. Gerd Glaeske, Universität Bremen, danach „Nutzen und Risiko medikamentöser Therapie im Alter“ – Univ. Prof. Peter Berlit, Chefarzt Klinik für Neurologie, Alfried Krupp Krankenhaus, Essen.
Eintritt: 20 Euro. Anmeldung: office@montagsforum.at, 05522 83935 oder an der Abendkasse.

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