Jimmy Heinzl

Geschäftsführer der Wirtschafts-Standort Vorarlberg GmbH (WISTO)

Katharina Linhart

Leiterin Marketing und Kommunikation, Wirtschafts-Standort Vorarlberg (WISTO).

Was Vorarlbergs Wirtschaft aus der Pandemie gelernt hat

September 2021

Vorarlberg ist anders. In dem, was wir tun, sind wir gut, effizient, international und vernetzt.
Das hat auch die Covid-19 Krise verdeutlicht.

Vorarlberg zählt zu einem der stärksten Wirtschaftsstandorte weltweit. Wie der Rest der Welt hat jedoch auch das kleinste Bundesland Österreichs unter der Covid-19 Pandemie gelitten. Im Vergleich zu anderen Regionen hat sich Vorarlberg jedoch besonders widerstandsfähig gezeigt und die Krise beeindruckend gut übertaucht. Welche Bedeutung die produzierende Wirtschaft für die Region hat, was Vorarlberg resilienter als andere Standorte macht und welche wirtschaftspolitischen Maßnahmen zur Absicherung der Wertschöpfung abgeleitet werden können, beleuchtet die Studie „Resiliente Wertschöpfung im Zuge von Covid-19“.

Wertschöpfung

Die Industrie am Standort – allen voran die produzierende Wirtschaft – spielt mit knapp 40 Prozent der regionalen Wertschöpfung und rund 65.000 Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen eine überdurchschnittliche Rolle zur Sicherung und Generierung von Wohlstand und Beschäftigung. Fast ein Drittel der Beschäftigten in Vorarlberg ist im produzierenden Bereich tätig. Und die Sachgütererzeugung schafft starke Multiplikator-Effekte in Bezug auf Umsatz, Wertschöpfung und Arbeitsplätze – in Vorarlberg wie in ganz Österreich.
Dabei spielen nicht nur diese direkten Effekte eine Rolle, sondern auch indirekte wie die daraus resultierende Nachfrage bei Zulieferunternehmen, Händlern und Dienstleistern sowie induzierte Effekte in Form von durch Beschäftigung ermöglichten Konsum, Investitionseffekten bis hin zu Fiskaleffekten. Innerhalb Vorarlbergs werden durch die Herstellung von Waren in Folge von direkten, indirekten und induzierten Effekten 17 Milliarden Euro an Umsatzerlösen sowie 6,51 Milliarden Euro an Wertschöpfung generiert. Auch außerhalb der Region trägt die Sachgüterproduktion maßgeblich zur Arbeitsplatzsicherung bei: Ein Industriearbeitsplatz in Vorarlberg sichert 1,65 weitere Beschäftigungsverhältnisse in Österreich.

Covid-19 und dessen Auswirkungen

Aufgrund der überdurchschnittlichen Export- und Importquoten der Vorarlberger Produktionswirtschaft, der weltweiten Verflechtung der heimischen Unternehmen und der geografischen Lage im Dreiländereck sind diese intensiv in regionale, nationale und internationale Wertschöpfungsketten eingebunden.
Die mit der Pandemie einhergehenden Werksschließungen, Produktionsunterbrechungen und beeinträchtigten Logistikketten haben uns gezeigt, dass diese internationalen Abhängigkeiten in Zeiten der Krise ein gewisses Gefährdungspotenzial mit sich bringen und gerade Unternehmen in der Sachgüterzeugung besonders hart getroffen haben. Dazu kam ein Rückgang der kundenseitigen Nachfrage nach Konsum- und Investitionsgütern.

Resilienter Standort Vorarlberg

Nichtsdestotrotz zeigt die Studie, dass die Krise von den meisten Unternehmen erstaunlich gut bewältigt werden konnte. Dafür gibt es mehrere Gründe: Durch die hohe Diversität verschiedenster Branchen und Wirtschaftsbereiche, den regionalen Spezialisierungsgrad sowie die Lage inmitten ihrer stärksten Handelspartner zeigte sich die Vorarlberger Industrie widerstandsfähiger und anpassungsfähiger als andere Regionen und konnte den Rückgang der Wirtschaftsleistung deutlich abfedern.

„So regional wie möglich, so international wie notwendig“

Die Vorarlberger Produktionsbetriebe „sourcen“ aus der ganzen Welt, dennoch stellen bei den meisten Unternehmen die EU, insbesondere der DACH-Raum und Italien, die wichtigsten Beschaffungsmärkte dar. Das zeigt, dass die regional verfügbaren Kompetenzen und Zulieferunternehmen von hoher Bedeutung für die Vorarlberger Produktionswirtschaft sind: 40 Prozent der Unternehmen kaufen Vorleistungen vorrangig aus Vorarlberg. Der Grad der internationalen Ausrichtung der Lieferketten weist allerdings große Unterschiede zwischen den Branchen auf, wobei neben Preisvorteilen in erster Linie die fehlende regionale Verfügbarkeit von Produkten und Komponenten als Gründe von internationalem Sourcing angegeben wurden.

Erfolgreiches Supply Chain Management

 

Bereits vor der Pandemie hatten die in den Interviews befragten Unternehmen das Supply Chain Management professionell ausgestaltet und Maßnahmen zur Absicherung der Wertschöpfungsketten gesetzt. Dadurch konnte während der Krise schnell und flexibel auf Störungen und Verzögerungen in ihren Lieferketten reagiert und entsprechende negative Auswirkungen abgeschwächt werden. Bestehende Strategien werden durch die Erfahrungen der Krise nun akzentuiert und weiterentwickelt.

Handlungsempfehlungen zur Absicherung der regionalen Wertschöpfung

Die Studie, die im Rahmen des Konjunkturpaketes des Landes Vorarlberg in Auftrag gegeben wurde, verfolgte den Zweck, die produzierende Wirtschaft am Standort abzusichern, weiteres Wachstum für diesen bedeutenden Wirtschaftsbereich zu ermöglichen und die hohe Resilienz auch künftig sicherzustellen. Die fünf aus der Studie abgeleiteten Handlungsempfehlungen legen den Fokus auf die Sicherstellung der Verfügbarkeit knapper Produktionsfaktoren wie Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe sowie Gewerbeflächen für Erweiterungsinvestitionen, den Ausbau und die Absicherung resilienter Wertschöpfungsketten im Falle zukünftiger Schockereignisse, die Modernisierung der Wirtschaftsstruktur, die Rahmenbedingungen der Erwerbstätigkeit sowie die Schaffung eines Bewusstseins für Regionalität und regionale Wertschöpfung. 
Die Studie zeigt deutlich, dass es für einen erfolgreichen Wirtschaftsstandort neben entsprechenden Rahmenbedingungen, Know-how und einer gewissen Innovationsdynamik vor allem eine starke, gut qualifizierte Arbeitnehmerschaft sowie eine hohe Arbeitsproduktivität und Leistungsbereitschaft braucht. Wir können stolz darauf sein, weltweit erfolgreiche Unternehmen mit solch solider unternehmerischer Leistung vor Ort zu haben. Das macht Vorarlberg stark und hebt uns deutlich von anderen Regionen ab. Es ist wichtig, dass das auch in Zukunft so bleibt, um für künftige Herausforderungen gewappnet zu sein.

Die vollständige Studie steht zum Down­load auf www.wisto.at/studien/wertschoepfungsketten zur Verfügung.

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