Herbert Motter

Eine „Internationale Schule“ für Vorarlberg

Juni 2022

Der Wirtschaftsstandort Vorarlberg profitiert von seiner starken internationalen Verflechtung. Was bislang noch fehlt, ist ein dazu passendes internationales Bildungsangebot.
Andere Bundesländer sind hier längst einen Schritt weiter.

In Vorarlberg und im Burgenland ist die Möglichkeit eines internationalen Schulbesuchs bis dato noch nicht gegeben. Dieses fehlende Angebot hat sich in der Vergangenheit bei der Rekrutierung internationaler Fachkräfte für einige Unternehmen in Vor­arlberg als nachteilig erwiesen. Rosmarie Knoflach, Direktorin der „Internationalen Schule“ in Innsbruck, die an das dortige Akademische Gymnasium (AGI) angegliedert ist, kennt die Situation aus ihrem Bundesland. „In Tirol gibt es sehr viele Anfragen von Firmen, die internationale bzw. englischsprachige Arbeitnehmende beschäftigen möchten und daher eine Schule für die Kinder dieser Mitarbeitenden suchen. Die Familien kommen nur dann, wenn sie eine adäquate Schule für ihre Kinder vorfinden.“

Bilinguales Stückwerk in Vorarlberg

Eine Bedarf- und Akzeptanzanalyse des ibw, Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft, hat nun die Einschätzung der Wirtschaftskammer Vorarlberg bestätigt, wonach ein internationaler Standort wie Vorarlberg ein internationales Bildungsangebot braucht. „Es zeigt sich, dass sich die internationale Dimension des Vorarlberger Bildungsangebots auf Formen des bilingualen Unterrichts beschränkt – weder gibt es ein durchgängiges Angebot an englischsprachigem Unterricht noch die Möglichkeit, einen internationalen Abschluss zu erwerben“, sagt ibw-Geschäftsführer Thomas Mayr, der für die Studie verantwortlich zeichnet. Befürwortet wird in der Studie grundsätzlich die Etablierung eines durchgängigen Schulangebots ab der Elementarstufe, das über die Primarstufe bis hin zur Sekundarstufe 2 fortgesetzt wird.
„Nicht nur für Kinder internationaler Fachkräfte, sondern auch für Kinder von Vorarlberger Eltern als Zielgruppe erscheint ein derartigen Angebots relevant“, stellt WKV-Direktor Christoph Jenny klar. Und auch wie bei der Kinderbetreuung gelte, „ein attraktives Angebot schafft die Nachfrage“. Inspirierende Inputs lieferte vorab ein Besuch bei der Internationalen Schule in Innsbruck. „Es hat sich einmal mehr gezeigt, dass es nötig ist, über den Tellerrand zu blicken“, sagt der WKV-Direktor. Nach der Abstimmung mit der Bildungsdirektion und der zuständigen Landesrätin erfolgte die Suche nach einem geeigneten Schulstandort.
„Mit der Sacre Coeur Riedenburg haben wir eine Institution im Land gefunden, die allen Anforderungen einer solchen Internationalen Schule mehr als gerecht wird: So ist das Modell von der Grundstufe bis zur Matura an einem Standort durchführbar – die Schule ist zudem bereits stark international vernetzt und verfügt über eine Top-Infrastruktur. Abgesehen davon sprechen die Möglichkeit des Internats oder der Vorteil regionaler Verpflegung durch die ebenfalls dort ansässige HLW für diesen Standort“, freut sich Jenny. Zudem sei eine Durchgängigkeit aufgrund der angeschlossenen Volksschule gegeben.

Internationales Diplom

Der wesentliche Unterschied zu einer normalen Schule ist die Ablegung eines internationalen Abschlusses, des „International Diplomas“. „Mit diesem Diplom erreichen die Absolvent:innen einen Abschluss, der weltweit und natürlich auch in Österreich anerkannt ist. Ein weiterer Unterschied ist die Arbeitssprache. In einigen Fächern wird bilingual, also in deutscher und englischer Sprache, unterrichtet. Mit der Steigerung der Sprachkompetenz erfolgt eine Intensivierung des Unterrichts auf Englisch. Der Abschluss wird, mit Ausnahme des Faches Deutsch, in englischer Sprache abgelegt. Dazu kommt auch noch der pädagogische Ansatz. Im International Baccalaureate (IB) wird der holistische, also ganzheitliche Ansatz verwendet. Das forschende, lösungsorientierte und autonome Lernen wird forciert“, erklärt AGI-Direktorin Knoflach. Für den Wirtschaftsstandort habe ein solches Schulangebot eine sehr hohe Bedeutung, weil dadurch international tätige Firmen eine adäquate Schule für ihre Mitarbeitenden finden würden. Das erhöhe die Attraktivität des Standortes ungemein. 
Mit der „Internationalen Schule“ für Vorarlberg wurde ein wichtiges Projekt angestoßen, um den internationalen Anschluss Vorarlbergs auch mit entsprechenden Maßnahmen im heimischen Bildungssystem weiter zu stärken. Nun gelte es, mit einer Internationalen Schule in Vorarlberg an das entsprechende Netzwerk anzudocken, an Netzwerktreffen teilzunehmen und eine Koordinationsstelle einzurichten, Lehrpläne auf die Beine zu stellen und die „Internationale Schule“ für Vorarlberg intensiv zu bewerben. Der Betrieb soll an der Sacre Coeur Riedenburg im Herbst 2023 starten. Initiiert wurde der Prozess von der Wirtschaftskammer Vorarlberg in Zusammenarbeit mit der IV Vorarlberg.

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