Sabine Barbisch

Ein Enthusiast in vielerlei Hinsicht

Dezember 2022

Philipp Fusseneggers Karriere ist so einzigartig und divers wie seine Erscheinung: Als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent lebt der 33-jährige seine Passion für den Film in Berlin aus. Seine Projekte reichen von Fotografie über Film bis zu avantgardistischen Formaten wie einem Bordell mit Puppen. 

Er hat eine Ausbildung für Klassisches Klavier, war Fotograf und Werbetexter, arbeitet heute als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent: Philipp Fusseneggers Interessen sind so breit gefächert wie seine Talente. Seinen Lebensmittelpunkt hat der Dornbirner in Berlin, alle zwei Monate kommt er nach Vorarlberg: „Ich bin oft ‚daheim‘ und froh über diesen Ausgleich.“ Seit dem Tod seines Vaters vor drei Jahren ist der Kontakt zu seiner Mutter noch enger und ihm seine Verwurzelung bewusster geworden. „Ein Teil meiner Kreativität kommt sicher daher, dass meine Eltern mich als Kind untertags aus dem Haus geschickt haben und ich zurückkommen sollte, wenn es dunkel wurde. So habe ich mich mit meinen Freunden oft selbst beschäftigt.“ Heute empfindet er diese Langeweile, das Gefühl, nichts zu tun zu haben, als Inspiration: „Wenn ich Zeit habe und nichts tun muss, dann kommen immer wieder neue Ideen. Wahrscheinlich bin ich so umtriebig, weil jeder Stillstand ein Quell‘ neuer Ideen für mich bedeutet.“ So hat er sich bereits in der Kindheit und Jugend Geschichten ausgedacht, viel geschrieben, Projekte gemacht, „daneben musste ich meinem Vater oft helfen, das Haus zu renovieren oder im Wald zu arbeiten. Das war nicht cool, es war anstrengend und ziemlich gefährlich.“
Heute betrachtet er das Ganze aus einer anderen Perspektive, wie er lachend ergänzt: „Ich könnte ein Haus bauen, mit Holz und Beton arbeiten, eine Küche einbauen oder Fliesen legen – alles kein Problem, das habe ich mit zwölf gelernt.“ Etwas kindlicher dagegen seine Faszination für den Bau von Raketen: „Ich liebte die Kinderbücher von Wernher von Braun – ich wusste damals ja nicht, dass er ein Nazi war – und war fasziniert von dessen Visualisierungen von Raumstationen und Marsfliegern. Es war ein unerreichbarer Traum für mich, so etwas zu machen; aber wenn ich jetzt Elon Musk sehe, dann finde ich es interessant, weil er das tatsächlich macht.“ 
Später kam Fussenegger über die Fotografie zum Film, hier kann er seine „unterschiedlichen Talente einsetzen“ und Menschen und Dinge, Geschichte und Momente miteinander vereinen. Der Filmemacher erzählt aber auch von seiner Unsicherheit, wie er mit den Werken seiner Vorbilder haderte, „denn man betrachtet sich dabei unweigerlich selbst und mir schien es lange fast unmöglich, dorthin zu kommen.“ Sich von diesem Druck zu lösen und einen eigenen Film zu machen, habe lange gedauert.
Der entscheidende Tipp gegen seine Unsicherheit kam von seinen Professoren an der Filmhochschule in Köln: „Schau‘ dir die schlechten Filme an – von den guten wirst du demotiviert, von den schlechten kannst du lernen. Das habe ich versucht, mir zu Herzen zu nehmen.“ Und das ist dem Film-Enthusiasten gelungen, seine Werkschau ist bereits lang, „Henry“, „Die Schilehrer“, „Alfreds Kurgarten“, „Bester Mann“ seien hier exemplarisch genannt. Die Zeit in Köln war aber nicht nur für Philipp Fusseneggers künstlerischen Werdegang prägend, er erzählt davon, wie er mit seiner eigenen Inszenierung sein „Innen nach Außen“ kehrt: „Es war dann eine bewusste Entscheidung mich auch professionell so darzustellen, bei Premieren oder bei Veranstaltungen. Das hat schon ein bisschen Überwindung gekostet, aber es war mir wichtig, dass die Welt ein bisschen bunter ist. Ein langweiliger Anzugträger zu werden, das hat mich nicht gereizt. Und die Filmindustrie ist auch immer noch das Showbusiness, das hat gut funktioniert und entspricht mir und meinem Wesen.“

Randfigur eine Stimme geben
Mit „FunFairFilms“ hat er seine eigene Produktionsfirma gegründet: „Ich wollte von Anfang an mitbestimmen, wie das Geld ausgegeben wird und mitentscheiden, was das Optimale für den Film ist. Das kommt der künstlerischen Vision zugute! Und es schützt mich davor, nicht gleich gekündigt zu werden, wenn ich mich beschwere. Manche schreckt das in Bezug auf eine Zusammenarbeit ab, aber Film bedeutet Teamarbeit und ich bin ein Teamplayer durch und durch.“ Er selbst arbeitet oft lange an den unterschiedlichen Projekten; widmet sich regelmäßig dem Drehbuchschreiben, ein Prozess, der manchmal Jahre dauert. Zwischendurch finden Drehtage statt, wie aktuell für den Film „Kitkat – Das Leben ist ein Zirkus“, der von diesem legendären Club in Berlin handelt, oder für den Konzertfilm über Peaches, die kanadische Electroclash-Sängerin und Musikproduzentin und ihre Anniversary Tour. „Daneben arbeite ich auch in meinem Puppenbordell, das ist meine Zwischenbeschäftigung, mit der ich dann auch Geld verdiene.“ 
Mit „I Am The Tigress“ ist aktuell Philipp Fusseneggers jüngstes Werk zu sehen; ursprünglich war ein Spielfilm geplant, geworden ist es ein Dokumentarfilm über die Bodybuilderin Tischa Thomas: „Sie ist Mutter und Oma, Künstlerin und Dominatrix. In ihrem letzten Jahr als Bodybuilderin wird sie mit verschiedenen Themen – finanzielle Probleme, Mikroaggression, Diskriminierung, Steroide und Missbrauch konfrontiert.“
Ein dunkler und düsterer Film sei es geworden, der aber am Ende zeige, wie Tischa Thomas „für Anerkennung, für ihr Wesen und ihr Sein kämpft, und wie sie ihren Platz im Leben findet. Ich glaube, dass es der richtige Film zur richtigen Zeit ist, in der eine Randfigur, hier eine afroamerikanische Frau, die mit Muskeln bepackt ist, eine Stimme bekommt“, erklärt der Filmemacher.
Wenn er seine aktuellen Projekte abgeschlossen hat, will er sich wieder Spielfilmen widmen. „Und ich hoffe, dass mein Puppenbordell, das ich gegründet habe, in mehrere Städte expandiert, denn was ich da mache ist Pionierarbeit. Und vielleicht fliegen meine Sexroboter dann auch mal zum Mars“, lacht Philipp Fussenegger. So schließt sich der Kreis vom kleinen Jungen in Vorarl­berg, der von Reisen zum Mars träumte, zum avantgardistischen Filmemacher, der seine künstlerische Vision lebt.

Lebenslauf
Philipp Fussenegger, * 27. Oktober 1989, ist in Dornbirn  aufgewachsen. Nach dem Abschluss am Konservatorium in Feldkirch hat er ein Regiestudium in Salzburg mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen, es folgte ein Studium an der renommierten Kölner Kunsthochschule für Medien, die er mit einem Diplomfilm abschloss. Der Drehbuchautor, Regisseur und Produzent lebt in Berlin. 

Kommentare

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