Peter Freiberger

Mountainbiker fordern freie Fahrt

Juni 2016

Mit den warmen Temperaturen treten in Vorarlberg auch die Mountainbiker wieder kräftig in die Pedale. Gleichzeitig wird deren Forderung nach Öffnung des gesamten Wegenetzes für die Bergradler erneut laut. Die stößt beim Land jedoch auf wenig Gegenliebe.

Das offizielle, zusammenhängende Routennetz, das die Mountainbiker nützen dürfen, beträgt derzeit etwas mehr als 1300 Kilometer. Lücken gibt es nur wenige. Die betreffen Bereiche um den Pfänderstock sowie zwischen Frastanz und Feldkirch, wie Manfred Kopf, der zuständige Fachbereichsleiter für die überörtliche Raumordnung im Landhaus, einräumt.

Das Land hat als Anreiz, dass Wegbetreiber – meist Genossenschaften – grünes Licht für die Bergradler schalten, Förderanreize geschaffen. Unter anderem werden Investitionen in die Weginstandhaltung und somit in die Verkehrssicherheit gefördert. „Dies hat sich bewährt“, zieht Kopf ein Resümee.
Das Ende der Fahnenstange ist beim Wegenetz aber noch nicht erreicht. „Um fünf bis zehn Prozent wollen wir es in Zukunft ausweiten“, sagt Kopf. Er denkt in dem Zusammenhang beispielsweise an Verbindungsstrecken zwischen Tälern wie dem Laternsertal und dem Großen Walsertal. Die würden einen beträchtlichen Mehrwert für die Freizeitsportler bringen. Und natürlich arbeitet man an der Schließung der Lücken im Raum Feldkirch und in Bregenz.

Die bestehenden gut 1300 Kilometer plus die Option auf Erweiterung reichen den Mountainbikern allerdings nicht. Denen steht der Sinn nach deutlich mehr. Alexander Stergiotis, Referatsleiter Mountainbike im Vorarlberger Radsportverband, stellt die ultimative Forderung: Er verlangt die Freigabe sämtlicher Wege im Land für die Bergradler.

Gleiches Recht für Bergradler

„Wir sehen nicht ein, dass Strecken, die von Autos benützt werden dürfen, Mountainbikern verwehrt bleiben“, sagt Stergiotis und weiß neben den Mitgliedern der zehn Mountainbikevereine im Land, bei denen die (renn)sportliche Ausrichtung im Vordergrund steht, auch die breite Masse an Mountainbikern hinter sich.

Mit ihrem Verlangen stoßen die Radsportler jedoch beim Land auf wenig Gegenliebe oder gar Gehör. Im Gegensatz zu Ostösterreich, wo sich die meisten Radwegkilometer im Besitz der Bundesforste befinden, sei das Wegenetz in Vorarlberg deutlich kleingliedriger, viel mehr Routenerhalter – neben den Gemeinden zahlreiche Private und Genossenschaften – seien betroffen. Man wolle daher an der bestehenden, bewährten Regelung festhalten.

Die Koordination durch das Land samt der aktuellen Streckenregelung habe als positiven Nebeneffekt auch bewirkt, dass sich Konflikte zwischen Mountainbikern und den übrigen Benutzern der Forst- und Güterwege sehr in Grenzen hielten. In diesem Punkt gehe es westlich des Arlbergs deutlich friedlicher und gesitteter zu als bei den Tiroler Nachbarn. Dort haben die Behörden unzählige Zwischenfälle mit Wildwest-Mentalität dokumentiert.

An diesen Nebeneffekt glaubt hingegen Alexander Stergiotis kaum. „Konflikte zwischen Mountainbikern und Grundeigentümern oder Jägern werden durch das Sperren von Wegen nicht einfacher oder gar gelöst“, meint er. „Diejenigen, die Probleme bereiten, fahren ohnehin – ob Wege freigegeben sind oder nicht.“ Stergiotis blickt außerdem über die Grenze nach Graubünden. Dort werde das Teilen von Forstwegen sogar stark propagiert.

Neues Konfliktpotenzial

Für zusätzliches Konfliktpotenzial dürfte künftig eine – relativ – neue Facette des Mountainbikesports sorgen: das Befahren sogenannter Singletrails. Damit meint man schmale Wege bzw. Steige, auf denen kein Auto Platz findet.

In erster Linie handelt es sich um Downhill-Singletrails. Für die Sportler steht dabei im Vordergrund, einen Berg mit dem Bike von oben nach unten zu bewältigen. Dabei verwenden sie ein etwas modifiziertes Sportgerät. Zum Vergleich: Während ein handelsübliches, durchschnittliches Mountainbike rund zehn Kilogramm wiegt, bringt ein Downhill-Bike zwischen 17 und 20 Kilogramm auf die Waage. Weiterer großer Unterschied: Es weist außerdem einen deutlich längeren Federweg auf, um die Stöße besser abzufangen.

„Diese Entwicklung lässt sich nicht leugnen“, sagt Raumordner Kopf. Freilich: Offizielle Strecken existieren derzeit fast keine in Vorarlberg. Ausnahmen gibt es aktuell in Lech (Burgwald Trail), am Muttersberg und im Bikepark Brandnertal. Im Brandnertal findet heuer am 25. Juni sogar die österreichische Staatsmeisterschaft im Downhill statt.

„Wir haben uns zum Ziel gesetzt, eine Bestandsaufnahme zu machen und den genauen Bedarf für diesen Trend zu eruieren“, kündigt Kopf an. Mit offiziellen Routen möchte man die Downhiller, Freerider und Endurofahrer, die solche Trails benützen, quasi in die richtige Richtung lenken, um damit Konflikte von vornherein zu vermeiden.

„Die Gruppe der Downhiller nimmt deutlich zu“, unterstreicht auch Alexander Stergiotis. Gleichzeitig verweist er – von den wenigen Ausnahmen abgesehen – auf den weißen Fleck, den die Landkarte Vorarlbergs hier in Sachen offizieller Routen darstelle.

Bei den Singletrails geben sich die Sportler – im Gegensatz zu den konventionellen Mountainbikestrecken – allerdings zurückhaltender. Nicht jeder Steig bzw. Pfad müsse grünes Licht zum Befahren erhalten. „Eine allgemeine Freigabe im ganzen Land halte ich für schwierig, weil die Platzverhältnisse für Biker und Wanderer auf schmalen Steigen bzw. Pfaden zu beengt sind“, sagt Stergiotis. Er tritt aber für die Öffnung zahlreicher attraktiver Trails ein.

Kommentare

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Wo das Problem beim Berg-Fahren sein soll weiss ich nicht, das stellt ja eigentlich keine Gefahr dar. Beim Downhillen kann ich mir schon vorstellen dass da manchen nicht ganz wohl ist wenn die die Wanderwege runterzischen. Beim Pfänder sehe ich jetzt öfter Downhiller, aber die fahren eigentlich nicht auf den Wegen sondern querfeldein durchs Gelände. Ausser Menschenverstand gibt´s da wahrscheinlich keine Regeln.
Grundsätzlich interessanter Artikel, im detail aber durchaus fehlerhaft (leider). Das befahren von Singletrails ist nicht eine neue Modeerscheinung beim MTB-Sport, sondern von Anfang a das, was MTB-Fahren machen, weshalb man den Berg hochfährt. Für das befahren von Forstwegen brauchts ja auch kein Mountainbike, da tut`s auch ein normales Trekkingrad oder ähnliches. Das befahren von Forststraßen hat demnach mit MTB nicht viel zu tun. darüber hinaus ist auch nicht jedes bergabfahren gleich DH (Downhill), dies ist der Sache nach in angelegten Parks mit Angelegten Strecken, welche bestimmte Anforderungen in der Strecke haben - auch mit entsprechender Schutzausrüstung. Mit Sicherheit ist ein 10 kg Rad - fahrfertig aufgebaut kein handelsübliches Mountainbike - oder ist ein Lamborghini Aventador ein handelsüblicher PKW? Und mit dem auf der anderen seite 17 - 10 kg DH-Bike bewegst Du dich auch nur im Parkbereich - findest Du auch nicht auf den sog. Singletrails im freien Gelände ohne Ausstiegshilfen, da es eben zu schwer udn unhandlich ist, aus eigener Kraft auf den Berg zu transportieren.