Sabine Barbisch

„Wissen schaffen, das uns weiterbringt“

Februar 2019

Die Stadt Stavanger im Südwesten Norwegens ist seit Anfang Jahr die neue Heimat des gebürtigen Götzners Mario Haim. Am Institut für Medien und Sozialwissenschaft der Universität Stavanger forscht er zu empirischen Methoden, politischer Kommunikation und Online-Journalismus und will damit der Gesellschaft einen Dienst erweisen.

Mit dem 1. Jänner 2019 hat für Mario Haim nicht nur ein neues Jahr, sondern auch eine neue berufliche Herausforderung als „Postdoctoral Fellow“ am Institut für Medien und Sozialwissenschaft der Universität Stavanger in Norwegen begonnen. Dort forscht der gebürtige Götzner zu empirischen Methoden, politischer Kommunikation und Online-Journalismus. „Inhaltlich beschäftigen mich seit dem Wechsel nach Norwegen gerade zwei neue Projekte. Im ersten Projekt geht es um die Rolle von politischen „Influencern“ bei YouTube, die nicht politisch legitimiert sind, im zweiten untersuche ich die Konzentration auf dem Online-Nachrichtenmarkt in den skandinavischen Ländern, also in Norwegen, Schweden und Dänemark.“ In seinem Beruf kann der 31-Jährige seine Faszination, Dinge selbst auszuprobieren, zu entdecken und ihnen auf den Grund zu gehen, ausleben. Sein ausgeprägtes IT-Interesse ist eine perfekte Ergänzung dazu, wie er erklärt: „Meine Tätigkeit als Wissenschaftler der sogenannten „Computational Social Science“ erlaubt die Kombination der beiden Interessen in idealer Weise.“ Vor seinem Umzug nach Norwegen und seinem neuen Job an der Universität Stavanger war Haim vier Jahre lang am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München tätig. „Mein besonderes Interesse galt auch dort algorithmischen Einflüssen auf unterschiedliche Bereiche der Gesellschaft. Nicht zuletzt im Journalismus und der politischen Kommunikation, aber auch in der Gesundheitskommunikation.“

Journalismus und politische Kommunikation berührt uns alle, manche direkter, andere indirekter, sodass ich hier gerne meinen Beitrag leisten möchte – auch wenn der nicht immer so leicht in Worte zu fassen ist wie etwa der von Medizinern.

Internationales Umfeld im malerischen Norwegen

Als übergeordnetes Ziel seiner Arbeit will der junge Wissenschaftler der Gesellschaft einen Dienst erweisen: „Das ist natürlich hochgesteckt und idealistisch, aber letztlich würde ich genau das gerne tun: Wissen schaffen, das uns weiterbringt, unser Zusammenleben bis zu einem gewissen Grad erklärt, den öffentlichen Diskurs verbessert und einen Beitrag zur politischen Diskussion leistet. Journalismus und politische Kommunikation berührt uns alle, manche direkter, andere indirekter, sodass ich hier gerne meinen Beitrag leisten möchte – auch wenn der nicht immer so leicht in Worte zu fassen ist wie etwa der von Medizinern.“ An seiner neuen Tätigkeit schätzt er vor allem die Möglichkeit, seine eigenen Schwerpunkte zu setzen und das Bearbeiten von Themen, die er persönlich für relevant und spannend hält. Dabei hilft ihm die gute Ausstattung an seiner Universität in Norwegen – das erlaube mitunter eine größere Flexibilität, als es an vielen anderen europäischen Universitäten der Fall sei, erklärt Haim: „Außerdem schätze ich die Internationalität in meinem Feld und die Möglichkeit, mich in der aktuellen Position an der Universität Stavanger mit vielen internationalen Kollegen vernetzen zu können.“ Dabei deckt er ein breites Aufgabengebiet ab: „Lesen ist eine Standardaufgabe; gibt es eine Forschungsfrage, variiert der Alltag aber sehr stark – Erhebungsinstrumente wollen programmiert, Probanden gefunden, Daten gesammelt und statistisch ausgewertet und die Befunde schließlich auch beschrieben werden. Dazu kommen dann natürlich noch Lehre und die Betreuung von Abschlussarbeiten sowie einige Verwaltungsaufgaben innerhalb der Universität.“
Ausgleich zu seinem beruflichen Alltag findet der Wissenschaftler in der Kulinarik: „Ich koche oft und ausgiebig und gehe gerne essen, am liebsten natürlich mit meiner Frau, die aktuell allerdings in Berlin lebt.“ Die malerische Schönheit Norwegens mit seinen vielen Fjorden, Wäldern und Bergen begeistert den Vorarlberger bei jedem Spaziergang. „Etwas anstrengend sind allerdings die großen Distanzen, selbst innerhalb des Landes.“ Haim, der nach der Matura an der HTL Dornbirn in Augsburg, München und Helsinki studiert und dort stets das städtische Flair genossen hat, lebt auch in Stavanger zentral: „Stavanger ist mit rund 130.700 Einwohnern zwar keine sonderlich große Stadt, ich lebe aber in einer Wohnung in Zentrumsnähe. Die Universität liegt etwas außerhalb und ist mit dem Fahrrad in einer Viertelstunde zu erreichen.“ Der regelmäßige Kontakt zu seinen Eltern und Freunden, die in Vorarlberg leben, ist ihm wichtig: „Außerdem bin ich zusätzlich zu meinen universitären Tätigkeiten Teil des Organisationsteams des ComputerCamps, in dem wir Ferienlager mit IT-Schwerpunkt für Kinder und Jugendliche veranstalten. Auch da ist das Team zwar mittlerweile über verschiedene Länder verteilt, aber das ‚Hauptquartier‘ steht nach wie vor in Vorarlberg.“

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