Ab jetzt in die eigene Tasche
Er gilt als „schwarzer Tag“ für den Standort Österreich: der Tax Freedom Day.
Heuer fiel dieser auf den 21. August. Das war nicht immer so.
Mit einer aktuellen Abgabenquote von 43,8 Prozent (2015: 44,5 Prozent) zählt Österreich nach wie vor zu den absoluten Höchststeuerländern des Kontinents. Nur vier europäische Länder verzeichnen eine höhere Steuerbelastung. Wie massiv die Abgaben Frau und Herrn Österreicher treffen, veranschaulicht ein besonderer Tag. Der Tax Freedom Day – heuer errechnet am 21. August.
Seit den späten 1970er Jahren hat sich der Tax Freedom Day fast jedes Jahr um ein paar Tage nach hinten verschoben. Das vom Austrian Economics Center errechnete Datum war 2012 noch der 28. Juli, 2013 der 31. Juli und 2014 der 12. August.
Der Tax Freedom Day bezeichnet den ersten Tag eines Jahres, an dem die Steuerzahler eines Landes durchschnittlich das von ihnen erwirtschaftete Einkommen nicht mehr zur Bezahlung von Steuern und Abgaben an den Staat zahlen müssen. Ab diesem Tag fließt das Einkommen des Steuerzahlers in seine eigene Tasche. Den österreichischen Bürgern – und zwar allen Österreicherinnen und Österreichern – soll mit dieser Darstellung die Höhe der Abgabenlast bewusst gemacht und die Aufmerksamkeit auf die zunehmende Steuerbelastung gelenkt werden.
„Mit 49,5 Prozent haben wir nach Belgien (55,5 Prozent) die zweithöchste Lohnnebenkostenquote aller OECD-Staaten – ein unrühmlicher zweiter Platz. Auf den weiteren Plätzen folgen Deutschland mit 49,4 Prozent, sowie Ungarn und Italien mit jeweils 49 Prozent. Diese Entwicklungen sind ein Hemmschuh für den Wirtschaftsstandort Österreich“, erklärt Alexander Abbrederis, Vorsitzender der Jungen Wirtschaft Vorarlberg.
Kritiker sehen im erfunden Tax Freedom Day einen jährlichen Seitenhieb auf den österreichischen Wohlfahrtsstaat. Es werde, so deren Meinung, verschwiegen, dass man für Steuern wertvolle und großteils unverzichtbare Gegenleistungen erhalte, wie soziale und öffentliche Sicherheit, Infrastruktur und Verkehrsnetze, Bildung, Gesundheitsversorgung und vieles mehr.
Befürworter hingegen kontern, dass diese Leistungen nichtsdestotrotz durch Haushalte und Unternehmen erwirtschaftet werden müssen, um im zweiten Schritt eine Umverteilung zu gewährleisten, und die Österreicher und Österreicherinnen sind zu dem jeweiligen Ausmaß der Besteuerung nicht frei, selbstbestimmt über ihr Einkommen zu verfügen.
Barbara Kolm, Direktorin des Austrian Economics Center, sagt: „Man kann zwar verschiedener Ansicht darüber sein, welche Aufgaben vom Staat erfüllt und damit vom Steuerzahler finanziert werden müssen. Aber klar ist, dass die Entwicklung der Steuerbelastung den Standort Österreich nicht attraktiver macht.“ Entwickelt wurde das Konzept von der Tax Foundation Washington D.C. Für Österreich wird der Tag vom Austrian Economics Center erarbeitet. Berechnet wird der Tax Freedom Day in dem alle Steuereinnahmen und Sozialabgaben eines Landes durch das Einkommen der Haushalte und Betriebe geteilt werden. Dieser Prozentsatz wird dann auf das Jahr – 365 Tage – umgerechnet. Seit 1976 stieg das Volkseinkommen jährlich im Durchschnitt um 4,55 Prozent, während die Steuern und Sozialabgaben jährlich um durchschnittlich 5,2 Prozent anstiegen. Die volkswirtschaftliche Einkommensbelastungsquote, also das Verhältnis von Steuern und Sozialabgaben zum Volkseinkommen, ist im gleichen Zeitraum von knapp unter 50 Prozent auf knapp 64 Prozent im Jahr gewachsen.
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