
Rasch das Gespräch mit der Hausbank suchen
Rund 154.000 Franken-Kredite sind österreichweit von der Aufgabe des Franken-Mindestkurses zum Euro durch die Schweizer Nationalbank betroffen. Vorarlbergs Banken-Sprecher Wilfried Hopfner betont, dass die Banken höchstes Interesse haben, im Sinne ihrer Kunden gangbare Lösungen zu finden.
Die Entscheidung der Schweizer Nationalbank, die über drei Jahre andauernde Bindung des Franken zum Euro „auszusetzen“, hat wohl viele überrascht. Entsprechend heftig war der Kursrutsch. Der Euro ist von 1,20 Franken auf zum Teil unter einen Franken gefallen, was den Schuldenstand vieler Vorarlberger in die Höhe getrieben hat. „Was tun?“, fragen sich viele Konsumenten, aber auch Unternehmer.
Herr Hopfner, das Thema Franken-Kredite ist seit dem 15. Jänner in aller Munde. Was ist da eigentlich passiert?
Das Ganze hat eine längere Historie. Der Franken war in der Vergangenheit für uns Vorarlberger quasi wie eine zweite Heimwährung, aber er war eben auch immer eine internationale Fluchtwährung. Wir haben unsere Kunden sowohl beim Einstieg in einen Franken-Kredit als auch über laufende Informationen vor allem auf das Risiko der Kursänderung hingewiesen. 2011 kam dann der erste Schock, eine sichere Kursrelation zum Franken war nicht mehr gegeben. Durch die darauf folgende Kursfestsetzung von 1,20 Franken durch die SNB wurde quasi eine „goldene Brücke“ gebaut. Seit dieser Zeit haben viele Kunden – unter anderem auch, weil wir sie immer wieder informiert und auf die Möglichkeiten hingewiesen haben – den Ausstieg aus dem Franken gewählt. Völlig überraschend hat die SNB nun diesen Mindestkurs aufgehoben. Innerhalb weniger Stunden stiegen die Franken-Kredite um rund 15 Prozent – eine neue Situation, auf die man sich nun einstellen muss.
Sind die Gründe der Schweizer Nationalbank nun klar?
Offen gestanden nicht wirklich. Wahrscheinlich sind diese schon im stärker werdenden Dollar begründet. Faktum ist aber auch, dass der Franken immer wieder als Fluchtwährung genutzt wird und offensichtlich doch auch Spekulationswährung war und ist.
Was raten Sie nun Unternehmern und Privaten, die mehr Euro brauchen, um den teurer gewordenen Franken-Kredit zurückzuzahlen?
Ich rate ihnen, rasch das Gespräch mit ihrer Bank zu suchen. Die Vorarlberger Banken werden – wie in der Vergangenheit schon oft bewiesen – als regionale Partner ihrer Kunden gemeinsam vernünftige Lösungen finden. In Einzelgesprächen wird die individuelle Situation des betroffenen Unternehmens oder Privatkunden analysiert und auch eine den Umständen entsprechend gute Lösung gefunden werden. Gerade in schwierigen Zeiten sind wir als regionale Dienstleister noch mehr gefordert, unsere Kunden zu unterstützen, um Investitionen und Wachstum zu ermöglichen. Eine auf gegenseitigem Verständnis beruhende Geschäftsbeziehung ist für beide Seiten wichtig, bedingt aber auch eine objektive Bewertung der Situation sowohl aus Kunden- als auch aus Bankensicht.
Was ist eigentlich ein Stop-Loss-Limit und warum wird dieses jetzt im Zusammenhang mit dem Schweizer Franken zum Teil heftig kritisiert?
Eine solche Vereinbarung regelt in diesem konkreten Fall den Ausstiegskurs aus einem Fremdwährungskredit. Kunden haben solche Limits aus unterschiedlichen Gründen gesetzt. Zumeist waren es solche Kunden, die nach dem August 2011 davon ausgingen, dass sich der Schweizer Franken wieder abschwächt. Für den Fall eines Kursanstiegs wurden dann solche Limits gesetzt. In den diesbezüglichen Beratungen wurde seitens der Banken auf den sogenannten Slippage-Effekt hingewiesen.
Und das bedeutet?
Dieser Effekt bedeutet, dass es in einem extremen Fall – und ein solcher ist jetzt leider am 15. Jänner nach der Kursfreigabe durch die SNB eingetreten – dazu kommen kann, dass nicht beim vereinbarten Ausstiegskurs abgerechnet, sprich konvertiert werden kann. Dies ist deshalb passiert, weil es keine laufende Kursfestsetzung mehr gegeben hat, sondern der Kurs bis zu einem Wechselkurs von 0,85 ohne irgendeine „Bodenbildung“ durchgestoßen ist. Für die betroffenen Kunden mit Stop-Loss-Limits bedeutet das eine Konvertierung zu einem Kurs zumeist rund um die Parität von einem Franken. Auch hier gilt es, mit der Bank nach einer gemeinsamen Lösung zu suchen.
Für den festgesetzten Franken-Mindestkurs gab es keine Garantie, dass es immer so bleibt. Trifft uns sein Ende jetzt wirklich so unvorbereitet?
Ja und nein. Zum einen haben wir diesen Mindestkurs schon als „goldene Brücke“ gesehen, zum anderen aber auch immer wieder darauf hingewiesen, dass diese nicht für immer und ewig bestehen wird. Das ist auch der Grund, warum wir schon immer so großen Wert auf laufende und aktuelle Beratung gelegt haben. Jetzt müssen wir für die neue Gegebenheit gemeinsam mit den Kunden nach einer Lösung suchen.
Wie stehen Sie zu den Forderungen der Konsumentenschützer, dass hier die Banken für den Verlust, den manche Kunden jetzt tragen müssen, aufkommen sollen?
Ich frage mich manchmal schon, wofür wir Banken noch alles aufkommen sollen. Wir müssen schon eine Vielzahl von Fonds dotieren, die zugegebenermaßen ihre Berechtigung haben, wenn es um die Stabilisierung des europäischen Bankenapparats geht. Wir regionale Banken haben aber immer unsere Kunden in den Mittelpunkt unserer Aufgabenerfüllung gestellt. Wir haben – wie bereits dargestellt – gerade im Zusammenhang mit den Franken-Krediten schon bei der Gewährung, vor allem aber insbesondere auch in den letzten Jahren auf die bestehenden Risiken hingewiesen. Ich verwahre mich daher gegen diese Pauschalierungen und diese alleinige Schuldzuweisung an uns regionale Banken. Was wir immer schon getan haben, werden wir auch weiterhin gerne tun: gemeinsam mit den Kunden individuelle Lösungen suchen und ermöglichen.
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