Digitale Denkfabrik – Internationaler Erfahrungsschatz für Vorarlberg
Das Einbinden verschiedener Perspektiven ist ein wichtiger Teil von „Thema Vorarlberg“. In der Rubrik „Im Ausland“ darf ich seit einhundert Ausgaben Menschen mit Wurzeln in Vorarlberg porträtieren, die in der Ferne leben.
Dabei haben wir die Lebensgeschichten von mutigen Menschen gelesen, von ihren außergewöhnlichen Lebensgeschichten, Wohnorten und Karrierewegen. So ist ein großer internationaler Erfahrungsschatz und ein immenses Wissen sichtbar geworden. Diese Auslandsvorarlberger haben ihre Kenntnisse anderer Länder, Städte und Menschen dort mit uns geteilt, sie haben uns neue Perspektiven auf die Unterschiede und Parallelen zu ihrem Ursprungsland aufgezeigt. Und für mich in den Interviews oft am beeindruckendsten: Sie bewegen sich am Puls der Zeit, sind ganz vorne dabei bei wissenschaftlichen Forschungen, sind Experten und Expertinnen in Wirtschaft, Design oder Kunst, sie arbeiten selbstständig, führen Teams, leiten riesige Konzerne oder haben ihre persönliche kleine Nische gefunden.
Sie alle eint, dass sie mit ihrem Weg über die Grenzen unseres Landes hinaus auch uns „zuhause“ neue Gedanken und frische Perspektiven eröffnen: Eine Art Zentrale für internationale Kompetenz, die Vorarlberg guttun würde – etwa in Form einer digitalen Denkfabrik, die über das Netzwerktreffen der Auslandsvorarlbergerinnen des Landes hinausgeht. Einer Denkfabrik, bei der offen und interdisziplinär an neuen Ideen für Vorarlberg gearbeitet wird. Als gemeinsame Basis dient das vielfältige Wissen und der Erfahrungsschatz der auf der ganzen Welt verstreuten Auslandsvorarlberger.
Bei manchen dieser Porträtierten keimte der Wunsch, im Ausland zu leben, bereits früh auf. Etwa bei Matthias Bulla, der für einen Vorarlberger Konzern das Amerika-Geschäft verantwortet. „Ich weiß noch, dass ich es kaum erwarten konnte, meine Lehre abzuschließen, um die Welt zu entdecken.“ Oder Brigitte Weber, jene Architektin aus Sulz, die Istanbul prägt: „Ich habe den typischen Blick der Vorarlberger für Details mit an den Bosporus gebracht und das Denken in größeren Dimensionen lernen müssen.“ Oder der Grafik-Designer Stefan Sagmeister: Vom Ort her sei New York seine Heimat, „meine Familien-Heimat ist aber in Bregenz. Hier ist die Lebensqualität unglaublich hoch.“ Clemens Hagen, Meister der Orthopädieschuhtechnik in Japan, sagt wiederum, dass man „mit Mut, etwas Geschick, Einfühlungsvermögen und Flexibilität überall erfolgreich sein kann“. Anna Fink hat Alberschwende gegen Amsterdam getauscht: „Auch wenn ich nur noch selten nach Vorarlberg komme, entdecke ich doch immer wieder Neues oder sehe Altes in neuem Licht.“ Christian Schallert ist Hotelier in Barcelona: „Was ich jedem rate: Wagt den Sprung raus aus der Komfortzone.“ Und Wissenschaftler und Autor David Stadelmann, der in Bayreuth lebt, ist überzeugt davon, dass „das Leben und Arbeiten außerhalb der gewohnten Umgebung außerordentlich wichtig ist: Es inspiriert mich zu sehen, was in anderen Ländern und Regionen passiert. Ansonsten wäre die Gefahr groß, betriebsblind zu werden.“
Für eine digitale Denkfabrik für Vorarlberg bräuchte es die Erfahrung des Heimatlandes, bräuchte es Anregungen und konstruktive Kritik aus der Ferne genauso wie die Bereitschaft, diese Ideen auch anzunehmen – in diesem Fall die Ideen von den vielen Menschen mit Vorarlberger Wurzeln, die im Ausland leben und mit ihrem internationalen Erfahrungsschatz Vorarlberg weiterbringen und prägen können.
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