
Gib dem „Offline-Dating“ eine Chance!
Datings, Rendezvous, Meetings, Kennenlernen von Personen, mit denen es matcht: ein Wunsch, den viele Single-Menschen teilen. Findige Köpfe haben allerlei Methoden entwickelt, die dieses Ziel erreichbar machen sollen: Angefangen von der klassischen Partnervermittlung über Online-Plattformen wie Parship bis zu Dating-Apps wie Tinder haben sich verschiedenste Methoden etabliert. Speed-Dating ist ein Tool, das – entgegen jeder Digitalisierungstendenz – mehr und mehr Anhänger findet. Auch in Vorarlberg.
Verantwortlich dafür sind Sophia und Alexander Kolb, die bereits seit 2016 Speed-Dates organisieren. Jüngst haben sie am Valentinstag am 14. Februar ein solches im Piazza im Messepark veranstaltet. Sehr zur Freude von 40 Teilnehmer und Teilnehmerinnen in zwei Altersgruppen.
Dem „Offdating“ eine Chance
Sophia, die ihr eigenes Büro für Mediendesign betreibt, und Alexander, der für ein Vorarlberger Unternehmen Prozesse unter anderem im IT-Bereich optimiert, kommen eigentlich aus der digitalen Welt. Was den Reiz des „Offline-Datings“ für sie ausmacht? „Wir geben Menschen die Möglichkeit für echte Begegnungen“, erklärt Alexander. Sophia ergänzt: „Mimik, Gestik, ein Lächeln bekommen so wieder Bedeutung. Auch wenn sich kein Match ergibt, freuen sich die Teilnehmenden über interessante Gespräche in angenehmer Atmosphäre, wie zahlreiche Feedbacks ergeben haben.“
Trotzdem bleibt die Anonymität laut den beiden bis zu einem gewissen Grad gewahrt. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen geben ihren (fiktiven) Vornamen an, Kontaktdaten werden nur bei gegenseitiger Übereinstimmung vermittelt. „Ob sie dann im Laufe des Abends, der ja nicht zwangsläufig mit dem letzten Date endet, ihre Telefonnummern austauschen, ist dann ihre Sache“, lächelt Sophia.
Was ihnen immer wieder rückgemeldet wird, ist die Chance, sich einmal aus der eigenen Komfortzone zu bewegen und eine neue Welt kennenzulernen. „Das Ausbrechen aus dem Alltagstrott und das Verlassen der Bubble sind für viele schon Grund genug, zu uns zu kommen“, relativiert Alexander den Druck, „the perfect match“ finden zu müssen.
Bertram Strolz von der Akademie für positive Psychologie sagt dazu: „Grundsätzlich ist die direkte Resonanz zwischen Menschen und das Gefühl der Verbundenheit ein Grundbedürfnis. Die klimatischen Verhältnisse in der Gesellschaft sind von einer steigenden Tendenz zur Vereinsamung geprägt. Die Suche nach Beziehung in den unterschiedlichen Facetten wie Bekanntschaft, Freundschaft, Liebesbeziehung kann über verschiedene Wege erfolgen. Hier auch aktiv gestaltete Formate in Anspruch zu nehmen, halte ich für kreativ und gut.“
Auf der Suche
Viele Menschen suchen online über Dating Apps nach der großen Liebe. Die Vorteile und Nachteile sind hinlänglich bekannt. Was aber macht Speed-Dating so interessant? Speed-Dating ist zuerst einmal die Chance, andere in der „realen“ Welt kennenzulernen. Denn das richtige Timing ist bekanntlich das Um und Auf. Auch in der Liebe. Aber kann innerhalb von acht Minuten über Sympathie oder Antipathie entschieden werden? „Auf Tinder & Co. haben wir nur Sekunden und Fotos“, erklärt Alexander einen gravierenden Unterschied.
Beim Speed-Dating von Sophia und Alexander treffen sich 20 Personen einer bestimmten Altersgruppe, um in zehn Dates á acht Minuten „the perfect match“ zu finden. „Oder interessante Menschen kennenzulernen“, wie Sophia betont. Die Anmeldung für Interessierte erfolgt über ihre Plattform. Aber wie bekommen Suchende die Information, wo und wann die Veranstaltungen stattfinden, wollen wir wissen? „Bis dato haben unser Newsletter, Social Media, Mundpropaganda und fallweise Plakate an neuralgischen Punkten ausgereicht“, erklärt Alexander. Zwei Monate vorher bekommen Interessierte, die sich angemeldet haben, einen Newsletter mit den Eckdaten und einem „Save the Date“, die Bezahlung – im Normalfall 30 Euro – erfolgt online, um so Verbindlichkeit zu schaffen.
Ist der Abend da, treffen sich die Teilnehmenden in der gebuchten Lokalität. „Manche sind etwas nervös, andere ganz locker“, berichtet Sophia. Aber spätestens nach den ersten beiden Runden habe sich das erledigt. Alle sind mit Feuereifer bei der Sache. Nach fünf Dates wird eine etwas längere Pause eingelegt, in der aber oft auf „Teufel, komm raus“ weitergeplaudert wird. Nach etwa zwei Stunden haben dann alle ihre zehn Gespräche geführt. „Oft bilden sich im Anschluss Grüppchen, um den Abend gemütlich ausklingen zu lassen“, ist Sophia stolz, dass ihre Veranstaltung mehr sein kann als nur ein kurzes Kennenlernen.
Jetzt beginnt für die beiden die Nachbereitung. Sie ermitteln die gegenseitigen Matches, bei denen dann auch die Kontaktadressen weitergegeben werden. „Alle Teilnehmenden bekommen von uns eine Email über das Ergebnis des Abends. Und dann kann es sein, dass wir Personen beim nächsten Mal wiedersehen“, meinen die beiden. Was sie einerseits freut, andererseits wünschen sie natürlich allen den erhofften Erfolg.
Freude am Kontakt
Die beiden sehen in der Organisation solcher Veranstaltungen kein Geschäftsmodell. „Wir freuen uns über die Möglichkeit, für alleinstehende Menschen Kontaktmöglichkeiten zu schaffen“, ist ihre Überzeugung. Sophia ergänzt: „Ein Ziel ist die Schaffung einer Community in den Sozialen Medien, wo sich Menschen austauschen können, um sich aber auch physisch zu begegnen.“
Haben sie bis jetzt schon für unterschiedliche jüngere Altersgruppen organisiert, so planen sie für den 29. März Veranstaltungen für 39- bis 49-Jährige und für 50- bis 65-Jährige. Ein weiteres Dating-Wochenende findet am 10. Mai statt.
Darüber hinaus sehen sie diese Form des Datings als Spielwiese, um zu experimentieren. „Mein Traum ist ein Speed-Dating mit Picknickdecke auf der Wiese“, schwärmt Alexander. Sophia fände eine Veranstaltung im Dunkeln interessant. Und in noch einem Punkt sind sie sich einig: „Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.“
www.laendle-speeddate.at/
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