Robert Groß

Umwelthistoriker

© Foto: Daniel Eberhöfer

Was kostet die Welt?

November 2022

There ain’t no such thing as a free lunch“ (TANSTAAFL) meint, dass es im Leben nichts umsonst gibt. TANSTAAFL veranschaulicht auch das Prinzip der Opportunitätskosten: Wenn wir eine Sache, die uns gefällt, bekommen wollen, müssen wir auf eine andere Sache verzichten. Es gilt bei Entscheidungen immer verschiedene Ziele gegeneinander abzuwägen, so auch bei der Energieversorgung. Als Kohle nach dem Zweiten Weltkrieg knapp und teuer wurde, setzten wir auf billige Erdölprodukte, bis die Politik der OPEC-Staaten in den 1970er-Jahren die Treibstoffpreise in schwindelerregende Höhen trieb und wir auf Erdgas wechselten. Erdgas war billig, verbrannte emissionsfrei und passte zum Umweltschutzzeitgeist der 1980er-Jahre. Der Umstieg verringerte die Abhängigkeit von den OPEC-Staaten und erlaubte überdies spürbare Effizienzsprünge. Mit jedem Effizienzsprung schien es, als hätten wir das Prinzip hinter TANSTAAFL ausgetrickst. Effizienzsteigerungen senken nämlich den Energieverbrauch pro Einheit, was zu verschwenderischem Energieverbrauch führt. Man spricht auch vom Rebound-Effekt, der die Kassen klingeln lässt. Dafür lieben ihn Energielieferanten, im Land wie auch in Moskau. Im Leben gibt es aber nichts geschenkt. So kommt es, dass wir heute nicht nur unsere Stuben, sondern auch den Planeten aufheizen, was zukünftigen Generationen enorme Kosten aufbürdet.
Auch wenn Sonne und Wind gratis sind, erinnert uns TANSTAAFL daran, dass auch die nächste Energiewende durch den Bedarf an kritischen Ressourcen neue geopolitische Abhängigkeiten mit sich bringt. Putins Krieg bietet uns die Chance die Abhängigkeit von billigen Energie- und Rohstoffimporten zu überdenken und Wohlstand jenseits materiellen Wachstums neu zu definieren. Es liegt an uns diese Chance zu ergreifen.