Sabine Barbisch

Ein Wirtschaftspark mit besonderem Anspruch

Oktober 2020

Die Fabrik Lustenau wurde im vorigen Jahrhundert als traditioneller Stickereistandort erbaut.
Ab 1990 entstand dort einer der ersten Wirtschaftsparks in Vorarlberg: kleiner als manch anderer, aber von Anfang an auf die enge Kooperation der angesiedelten Unternehmen ausgerichtet.

Schon im vorigen Jahrhundert pflegten die Gebrüder Hofer internationale Kontakte; sie brachten die ersten Stickautomaten nach Vorarlberg und läuteten damit das Zeitalter der Industrialisierung ein. Zwischen 1870 und 1910 war mit dem Bau der Fabrik Lustenau ein weiterer Impuls zur Industrialisierung der Region gesetzt worden. Die englische Halle und das zentrale Verwaltungsgebäude sind bis heute im Originalstil erhalten, und das Areal ist an den historischen Radweg von Lustenau angeschlossen, eine Tafel gibt Einblicke in die Firmengeschichte. „Die Fabrik Lustenau war lange ein Zentrum für Stickereihandel und wichtig für die Belieferung der Stickereien – und damit schon immer auf Zusammenarbeit ausgerichtet“, erzählt Franz Rüf. Der Standortentwickler betreibt die Fabrik Lustenau zusammen mit dem Architekten Thomas Klas und Baumeister Christian Läßer seit 1989. „Wir wollen die traditionellen Wurzeln der Fabrik erhalten und verstehen uns als besonderen Wirtschaftspark, einer der ersten in Vorarlberg und kleiner als manch anderer, aber mit dem Fokus auf die enge Kooperation der dort angesiedelten Unternehmen. Das haben wir auch ganz bewusst in der Architektur manifestiert: 1990 erfolgte die erste Bauetappe, dabei waren uns Elemente wie ein gemeinsamer Begegnungsraum, eine Cafeteria, aber auch Büros mit einer gewissen Transparenz wichtig.“ Mit diesem Konzept setzten die Akteure der Fabrik Lustenau bereits vor drei Jahrzehnten neue Maßstäbe bei der Gestaltung von Wirtschaftsparks.

Eine lebendige (Unternehmer-)Gemeinschaft 

An dem geschichtsträchtigen Industrie- und Dienstleistungsstandort sind heute 16 innovative, kreative und techniklastige Unternehmen aus den Bereichen Energieeffizienz, Automotive-Engineering, Architektur, Grafik, Informatik, Bildbearbeitung, Medizintechnik und Gesundheit angesiedelt. Auf dem Fabrik-Areal befinden sich auch ein Restaurant, ein Friseursalon sowie ein Physiotherapeut mit Fitnessraum. Der Leitgedanke von Franz Rüf ist dabei stets die „Stärkung des Einzelnen durch die Gemeinschaft: Die Fabrik Lustenau ist ein beinahe familiärer Arbeitsraum mit vielen langjährigen Mietern. Einige Unternehmen wollten mit der Zeit Eigentum begründen, und wir haben ihnen das ermöglicht. Das hat die schöne Folge, dass wir statt eines häufigen Wechsels ein stabiles Netzwerk von Unternehmen sind. Die Unternehmer im Haus arbeiten gerne zusammen, daraus ergeben sich auch immer wieder neue Projekte und Aufträge.“ Das ist gerade für Einzelunternehmen ein wichtiger Faktor, wie Standortentwickler Rüf einleitend zum neuen Projekt „Freiraum“ erklärt: „Die Vision, im attraktiven Umfeld von 16 etablierten Firmen, Arbeitsplätze für kleine Betriebe zu schaffen, hatte ich schon länger im Kopf. Ich bin der Meinung, erfahrene Unternehmer sollten Gründer gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten unterstützen.“ Mit einem einjährigen Förderprogramm werden Ein-Personen-Unternehmen in der Anfangsphase unterstützt, wie Projektleiterin Verena Jussel ergänzt: „Im neuen ‚Freiraum‘ in der Fabrik wird die Miete für einen Arbeitsplatz im ersten Jahr von Franz Rüf übernommen. Das heißt: 300 Euro Miete über zwölf Monate, also insgesamt 3600 Euro Ersparnis für ein Ein-Personen-Unternehmen. Die Firma zahlt in diesem ersten Jahr lediglich die laufenden Betriebskosten.“ Aktuell sind zehn Büroplätze für den „Freiraum“ geplant, Bewerbungen sind ab dem 8. Oktober möglich. „In diesen komplett eingerichteten Gemeinschaftsbüros können die Betriebe vom lebendigen Austausch und den Kooperationen mit den erfahrenen Unternehmern in der Fabrik Lustenau profitieren“, sagt Jussel. Bei der Ausstattung des neuen „Freiraums“ spielt Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle: „Wir haben die Räumlichkeiten mit unbehandelten Vollholz-Möbeln von Handwerkern des Werkraum Bregenzerwald ausstatten lassen, kombiniert mit Filz-Elementen ist das eine sehr ökologische und hochwertige Lösung.“ Das Projekt ist für den erfahrenen Standortentwickler Rüf eine spannende Herausforderung, „weil wir in eine hochwertige Ausstattung und modernste Infrastruktur investieren, bevor die neuen Mieter überhaupt da sind: Aber genau das unterstreicht unseren Glauben an die Vision!“

Nachhaltige Büros in ästhetischem Umfeld

Das Thema Nachhaltigkeit ist generell ein wichtiges Element im Fabrik-Areal in Lustenau. So ist das Dach mit einer Photovoltaik-Anlage ausgestattet. Franz Rüf: „Uns war wichtig, im Sinne aller zu handeln: Wir machen den Strom für alle billiger, indem wir uns zusammenschließen. Deshalb gibt es einen zentralen Einkauf von Ökostrom, und mit der eigenen PV-Anlage speisen wir zusätzlich ein. Das bedeutet trotz der Nutzung von Ökostrom eine Kostenersparnis für alle.“
„In diesem Wirtschaftspark wird die oftmals angepriesene Gemeinschaft auch wirklich gelebt, die Unternehmer unterstützen sich gegenseitig, so können wertvolle Synergien entstehen“, ergänzt Verena Jussel und erzählt exemplarisch von einer besonderen Aktion: „Im Rahmen des Projekts ‚Healthy Habits‘ der Obrist Group, die ihren Standort in der Fabrik Lustenau hat, war die Idee gereift, das hauseigene Restaurant Olive während der Corona-Zeit zu unterstützen, gleichzeitig sollten die Mitarbeiter die Möglichkeit haben, „Bio“ zu essen. Das Ergebnis: Obrist unterstützt den Kauf von regionalem Gemüse und Ländle Bio-Fleisch – und nicht nur die eigenen Mitarbeitenden, sondern alle Gäste können das regionale Bio-Angebot ohne Aufpreis genießen.“ 

FREIRAUM

Einjähriges Förderprogramm für Einzelunternehmen Interessierte Einzelunternehmen können sich auf der Homepage bewerben: www.fabrik-lustenau.at 

Weitere Informationen: Mag. Verena Jussel, Kommunikation & Projektleitung Freiraum, +43 650 7105841, office@fabrik-lustenau.at

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