Hans-Peter Metzler

Alt-Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg

(Foto: ©Markus Gmeiner)

Nachhaltig in die Zukunft

Juni 2020

Es wurde Nachhaltigkeit verschiedentlich auch schon als Navigationssystem für die Zukunft bezeichnet, das ist ein guter Ausdruck, aber man müsste ihn ergänzen um den Zusatz, dass Einseitigkeit unbedingt zu vermeiden ist: Es kann nur die um einen Ausgleich bemühte und damit richtig verstandene Nachhaltigkeit sein, die uns den Weg in die Zukunft leiten wird. 
Denn Nachhaltigkeit ist das zwingende Bemühen um Balance. Nachhaltigkeit ist der deklarierte Wille, einen Ausgleich zwischen den verschiedenen Interessen zu schaffen und nicht einem Interesse den Vorzug vor einem anderen zu geben. Es gibt Menschen, die sagen, Nachhaltigkeit dürfe nur Klimaschutz und nichts anderes sein, mit allen Konsequenzen. Aber dieses Verständnis ist gefährlich einseitig. Denn die Pandemie hat deutlich gezeigt: Wenn die Wirtschaft nicht mehr funktioniert, verlieren Mensch und Gesellschaft die Grundlage, um überhaupt irgendetwas bewegen zu können, im Bereich des Umweltschutzes genauso wie im Bereich des Sozialen. 
Es zeigt sich in der Krise, was Resilienz bedeutet. Es zeigt sich, was die Widerstandskraft von Systemen wert ist. Und es zeigt sich, was nachhaltig geschaffene, regional intakte Kreisläufe wert sind. So wie Nachhaltigkeit nur als Ausgleich der Interessen zu denken ist, so eng ist sie auch mit Regionalität und einem beinahe intuitiven Verständnis der Vorarlberger verbunden. Ein funktionierendes und in diesem Sinn nachhaltig errichtetes Fundament ist Voraussetzung, um angesichts globaler Herausforderungen überhaupt bestehen zu können. Es ist an dieser Stelle, Anfang Jahr,  ja schon einmal betont worden: Es ist nicht die Frage, ob es zu Verwerfungen kommen wird, es ist nur die Frage, wann es zu Verwerfungen kommen wird. Und man sollte sich da keine Illusionen machen: Corona wird nicht die letzte Herausforderung sein, die wir zu meistern haben. 
Ökonom Helmut Kramer sagt, dass den meisten Gefahren vorgebeugt werden kann, wenn man sie entsprechend ernst nimmt. Kramer sagt aber auch, „dass der Mensch dazu neigt, Unausweichliches nicht wahrhaben zu wollen“. Konzentrieren wir uns also darauf, gemeinsame und nachhaltige und resiliente Strukturen in unserem Land zu schaffen. Denn in diesem Sinn wäre die richtig verstandene, in regionalen Strukturen tief verankerte Nachhaltigkeit wirklich das Navigationssystem für unsere Zukunft.

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