Herbert Motter

„Wertschöpfung hat Wert!“

März 2020

Investitionsprojekte, Veranstaltungen oder politische Maßnahmen. Welche Effekte lösen sie aus? Mit dem Wertschöpfungsrechner verfügt die Wirtschaftskammer Vorarlberg über das geeignete Bewertungsinstrument.

Warum stellt die Wertschöpfung eigentlich eine so bedeutende Kennzahl in einer ökonomischen Betrachtung dar? Ganz einfach deshalb, weil all unsere Einkommen – seien es Lohnsummen, Betriebsüberschüsse oder auch Selbstständigeneinkommen – nur dann entstehen können. Ohne Wertschöpfung kein Einkommen. Und durch zusätzliche Wertschöpfung eben zusätzliche Einkommen.
Vielfach stehen Infrastrukturprojekte, sportliche oder kulturelle Großveranstaltung in der Auslage. Ihren „Wert“ gilt es festzustellen, zu ermessen, in Zahlen und Daten auszudrücken. Oft werden in der Diskussion über einzelne Vorhaben nur direkte Effekte gesehen, Folgewirkungen jedoch meist übersehen.
Und doch sind viele Projekte Impulsgeber, die weit über die jeweilige Region hinaus Wirkung zeigen: etwa in der Schaffung und Erhaltung von Arbeitsplätzen, durch Effekte über handwerkliche Leistungen, den Handel oder den Tourismus etc. Nehmen wir zum Beispiel Vorarlberg als Veranstaltungsland her! Unabhängig davon, welchem Zweck eine Veranstaltung dient und wer sie ausrichtet: An der Organisation und Durchführung einer Veranstaltung können viele verschiedene Wirtschaftsbereiche beteiligt sein. Insofern dienen sie also nicht nur der Zerstreuung, sondern sind zugleich ein entscheidender Wirtschaftsfaktor. Das gilt auch für viele umstrittene Projekte hierzulande.
„Öffentlich wird in den meisten Fällen nur diskutiert, was – aus welchen Gründen auch immer – gegen ein Projekt spricht. Aber das ist eben nur eine Seite der Medaille, da ja in vielen Fälle sehr wertvolle und langfristige Effekte erzielt werden können. Direkt, indirekt und sogar darüber hinaus“, erklärt Lukas Fleisch, Koordinator der Wirtschaftspolitischen Abteilung in der Wirtschaftskammer Vorarlberg. Es mache Sinn, bei Projekten in die Tiefe zu gehen, zu eruieren, was alles dahintersteckt, denn Worte und Emotionen würden Fakten oft dominieren. „Um die Faktenlage wieder stärker in den Mittelpunkt zu rücken, bieten wir Wertschöpfungsanalysen an, die direkte, indirekte und induzierte, sprich nachfolgende Wirkungen – wie zusätzlichen Konsum oder zusätzliche Investitionen aus dem gestiegenen Einkommen – beschreiben. Eben erst für die Bregenzer Festspiele wurde von uns eine solche Analyse durchgeführt. Am 12. März werden die Ergebnisse öffentlich präsentiert“, sagt Fleisch.

Wie wird’s gemacht?

Die Berechnung der Wertschöpfung, der Arbeitsplätze, der Einkommen und der fiskalischen Effekte beruht auf einem multiregionalen makroökonomischen Modell der renommierten Gesellschaft für angewandte Wirtschaftsforschung (GAW). Datenbasis für das Modell bilden die volkwirtschaftliche Gesamtrechnung sowie die von der Statistik Austria zur Verfügung gestellten Input-Output-Tabellen. Diese Modellierung erlaubt daher, die regional- und volkswirtschaftliche Bedeutung von Nachfrageimpulsen, Investitionsprojekten, einzelnen Unternehmen oder politischen Maßnahmen objektiv und auf konkretem Datenmaterial basierend zu untersuchen und darzustellen. Letztendlich geht es auch darum, Verflechtungen bzw. regionalwirtschaftliche Verflechtungen zu analysieren.
Für eine aussagekräftige Analyse der Wertschöpfungseffekte bzw. der Umwegrentabilität ist aber eben eine solide und genaue Datengrundlage entscheidend. Je besser die Rohdaten, desto seriöser und aussagestärker die Analyse. Lukas Fleisch: „Unternehmungen, die etwa infrastrukturelle Projekte planen, haben abseits ihrer betriebswirtschaftlichen Berechnungen die Möglichkeit, diese nach Effekten überprüfen zu lassen. Das kann auch schon im Vorfeld passieren. Damit wird ersichtlich, dass Investitionen nicht nur betriebswirtschaftlich sinnvoll sein können, sondern auch weitere Wirkungen auslösen.“

Erklärung – was ist eine Bruttowertschöpfung 

Die Bruttowertschöpfung ergibt sich aus dem Gesamtwert der im Produktionsprozess erzeugten Waren und Dienstleistungen (Output = Produkti­onswert), vermindert um die im Produktions­prozess verbrauchten, verarbeiteten oder umgewandelten Waren und Dienstleistungen (Input = Vorleistungen).

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