
„Welche Herausforderung jedes Vorarlberger Unternehmen hat“
Das zeitlich befristete Josef Ressel Zentrum für intelligente thermische Energiesysteme endete dieser Tage. Forschungsleiter Markus Preißinger zog Bilanz und erklärte dabei anhand konkreter Ergebnisse, wie die heimische Industrie und damit auch der Wirtschaftsstandort von der Forschung an der Fachhochschule Vorarlberg profitieren.
Josef Ressel Zentren sind Forschungseinrichtungen, die zeitlich befristet an hiesigen Fachhochschulen gegründet werden können. Diese Zentren, benannt nach einem österreichischen Erfinder des 19. Jahrhunderts, werden vom Bund und von Partnern finanziert und dienen ausdrücklich drei Zwecken: Der anwendungsorientierten Forschung, der Zusammenarbeit zwischen Fachhochschulen und Unternehmen – und dem allgemeinen Technologietransfer. Im Februar 2020 war an der FHV ein solches Josef Ressel Zentrum eingerichtet worden, eines für „intelligente thermische Energiesysteme“. Fast auf den Tag genau fünf Jahre nach Start des Projekts zog Forschungsleiter Markus Preißinger nun in der Fachhochschule Bilanz, in Anwesenheit von Unternehmensvertretern, Projektmitarbeitern und von Wirtschaftslandesrat Marco Tittler. Wobei Preißinger mit jener Frage einleitete, die am Anfang des späteren Projektes gestanden habe, und die da lautete: „Welche Herausforderung hat jedes Unternehmen in Vorarlberg?“
Die Antwort: „Die sinnvolle Nutzung von Daten.“ Denn im digitalen Zeitalter liefere zwar jede einzelne Industrieanwendung Daten, erklärte der Wissenschaftler: „Was aber machen sehr viele Unternehmen mit diesen Daten? Sie speichern sie, oft um viel Geld. Aber sie nutzen sie nicht sinnvoll.“ An diesem Punkt hätten die entsprechenden Überlegungen eingesetzt: „Mit der Idee, Daten zu analysieren, zu identifizieren, zu optimieren und damit Mehrwert zu generieren, sprachen wir Vorarlberger Unternehmen an.“ Gantner Instruments, Netzer MSR, Rupp, Weider Wärmepumpen und Dieffenbacher Energy – vormals BertschEnergy – wurden Partner, die Forschungen begannen. Das deklarierte Ziel von Preißinger und seinem acht Mann starken Team? „Thermischen Systemen ein Gehirn zu geben.“ Obwohl man beim Blick in Medien denken könne, dass das komplette Energiesystem der Zukunft elektrisch sein werde, werden ihm zufolge „thermische Energiesysteme weiterhin eine große Rolle spielen“. Und deswegen wolle man selbige fit machen für die Zukunft, „indem wir sie effizienter, digitaler und intelligenter machen“.
Und was wurde nun konkret entwickelt? Nach Angaben des Wissenschaftlers – und nachfolgend der Unternehmensvertreter – wurden Kühlsysteme in der Lebensmittelindustrie optimiert, wurden Messsensoren in einer Cloud-Umgebung überwacht und ausgewertet, um fehlerhafte Betriebszustände von Wärmepumpen aufzuspüren – und Lüftungssysteme energieeffizienter geregelt. Gemeinsam mit den Unternehmenspartnern habe man so „wissenschaftliches Know-how und wirtschaftliche Innovationen für ein effizientes und intelligentes Energiesystem der Zukunft“ entwickelt.
Die konkreten Ergebnisse
Im Abschlussbericht werden folgende, konkreten Ergebnisse genannt:
Eine Vorhersagemethode für thermische Kraftwerke. DieffenbacherEnergy GmbH nutzt demnach „die entwickelten Vorhersagemethoden zur optimierten Betriebsführung ihrer Kraftwerke und setzt dabei ein Cloud-System von Gantner Instruments GmbH ein“.
Die Optimierung von Kühlsystemen in der Lebensmittelindustrie. „Durch die Implementierung der modellprädiktiven Regelung und die Nutzung von Cloud-Datenanalysen steigerte die Rupp AG die Energie- und Kosteneffizienz von Kühlsystemen.“
Wärmepumpensysteme der Zukunft. „In Zusammenarbeit mit Weider Wärmepumpen GmbH erfolgte eine kontinuierliche Analyse der Daten in einer Cloud-Umgebung, um fehlerhafte Betriebszustände frühzeitig zu erkennen und zu beheben. Das erhöhte die Zuverlässigkeit und Effizienz von Wärmepumpensystemen.“
Und eine energieeffiziente Regelung von Lüftungssystemen. „Durch die Kombination von maschinellem Lernen und Expertenwissen entwickelten die Forschenden intelligente Regelungsstrategien. Das minimierte den Energiebedarf von Lüftungssystemen von Netzer MSR GmbH.“
„Wertvolle Erkenntnisse“
Zwei der beteiligten Unternehmen sollen an dieser Stelle zitiert sein. Seitens der Rupp AG hieß es etwa unter anderem: „Wir richten unsere Kälteanlage jetzt nicht nur anders aus, sondern optimieren sie umfassend – mit Blick auf Kälte, Wärme und den gesamten Energiehaushalt. Das Optimierungspotenzial nutzen wir für die positive Gestaltung der Zukunft, indem wir auch wertvolle Erkenntnisse für andere Projekte ableiten.“ Und von Seiten der Weider Wärmepumpen wurde mitgeteilt: „Die Zusammenarbeit mit der FHV ermöglichte uns, modernste KI-Technologien mit unserem Expertenwissen zu kombinieren und so den Weg für intelligente, zukunftsweisende Wartungsstrategien zu ebnen. Und: „In Zukunft könnte diese Technologie auch auf andere Bereiche der Gebäudetechnik ausgeweitet werden, um intelligente Wartungskonzepte weiterzuentwickeln.“
Man betreibe Forschung nicht um der Forschung willen, sondern immer an der Frage orientiert, was dem Forschungs- und Wirtschaftsstandort Vorarlberg nütze, erklärte Preißinger abschließend. „Vorarlberg“, sagte Wirtschaftslandesrat Marco Tittler, „hat eine der forschungsstärksten Fachhochschulen und zugleich sehr viele forschungsaffine und innovative Unternehmen.“ Aus der Symbiose heraus entstehe ein Mehrwert: „Angewandte Forschung ist nicht nur ein Treiber einzelbetrieblicher Innovation, sie nützt auch dem gesamten Standort Vorarlberg, indem sie die Region in ihrer Wettbewerbsfähigkeit stärkt. Den Weg sollten wir in Vorarlberg miteinander weitergehen.“
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