Peter Freiberger

In der Dämmerung lauert die Gefahr

März 2015

Hochsaison herrscht derzeit leider nicht nur in den heimischen Tourismusgebieten. Auch Einbrecherbanden, die im Schutz der Dämmerung ihrem „Geschäft“ nachgehen, haben Konjunktur. Die Arbeit der Polizei gleicht einer Sisyphostätigkeit.

Die gute Nachricht: Im Vergleich zu anderen Bundesländern halten sich die sogenannten Dämmerungseinbrüche in Vorarlberg relativ in Grenzen, die Exekutive greift immer wieder Tätergruppen auf. Die schlechte Nachricht: Es dauert anschließend nicht lange, bis die nächsten Profieinbrecher ins Land kommen. Die Banden nutzen erfahrungsgemäß den Zeitraum von Anfang November bis Ende März, wenn die Uhren auf Winterzeit gestellt sind und es früh dunkel wird. Zwischen 17 und 21 Uhr schlagen sie in der Regel zu, und dies in den Siedlungsgebieten entlang der Hauptverkehrsroute im Rheintal und im Walgau. „Es handelt sich praktisch ausschließlich um reisende Täter“, weiß Chefinspektor Karl-Heinz Dietrich, Leiter der Diebstahlsgruppe im Landeskriminalamt. „Früher waren es vor allem Personen aus dem ehemaligen Jugoslawien, inzwischen stammen die Täter aus den Ländern des früheren Ostblocks.“

Negativer Höhepunkt 2007

190 Einbruchdiebstähle in Wohnungen und Wohnhäusern verzeichnete man in Vorarlberg im Jahr 2004. 2013 lag die Zahl bei 215, in den Jahren 2007, 2008 und 2009 gab es deutliche Ausreißer nach oben. Den Höhepunkt seit 2004 weist die Statistik 2007 aus. Damals wurden 351 Einbruchdiebstähle registriert. 117 Fälle zählte die Polizei bis Redaktionsschluss in der laufenden „Saison“. Überwiegend suchen die Täter Ein- bzw. Mehrfamilienhäuser auf; freilich sind Wohnungen ebenfalls betroffen.
Die Vorgehensweise ist stets die gleiche: „Sie kommen über die Hauptverkehrsroute ins Land, damit sie möglichst rasch wieder verschwinden können“, sagt CI Dietrich. Zeit und Mühe zum Auskundschaften vor den eigentlichen Einbrüchen nehmen sie sich in der Regel nicht. Sie fahren einfach in der Dämmerung bzw. bei Dunkelheit die Wohngebiete ab und schauen, wo gerade niemand daheim ist. Klassisches Indiz dafür: Es brennt kein Licht.

Die „Eintrittspforten“ der Gauner

Kellerschächte, Fenster und Terrassentüren auf der Rückseite der Häuser stellen laut Dietrich die häufigsten „Eintrittspforten“ der Gauner dar. Sie werden aufgebrochen, anschließend durchsuchen die Einbrecher rücksichtslos die Wohnungen bzw. Häuser. In erster Linie zielen sie auf Bargeld und Schmuck als Beute ab. „Einige nehmen beim Schmuck alles, was ihnen in die Hände fällt, andere wiederum kennen sich bestens aus und sortieren deshalb schon vor Ort aus“, weiß Dietrich. Und dann geht es gleich zum nächsten Objekt, in den nächsten Ort, nach Tirol oder in die Schweiz.

Oft wiegt der Sachschaden schwerer als der Wert der Beute. Dabei handelt es sich freilich um einen schlechten Trost für die Betroffenen, deren subjektives Sicherheitsgefühl ins Wanken gerät. „Personen, bei denen eingebrochen wurde, fällt es häufig nicht leicht, sich weiterhin in ihrer Wohnung aufzuhalten und sicher zu fühlen“, sagt Chefinspektor Dietrich.

Schnellstmögliche Flucht

Immerhin hat es den Anschein, als seien die Profieinbrecher nicht gefährlich, falls ein Opfer sie einmal auf frischer Tat ertappt. Dietrich: „Die Täter ergreifen in solchen Fällen die Flucht, auf die sie sich bereits während des Einbruchs vorbereiten. Sind sie zum Beispiel über den Wintergarten in ein Haus eingedrungen, öffnen sie vorsorglich auf der Rückseite ein Fenster, um möglichst rasch das Weite suchen zu können.“ Die Polizei versucht, des Problems mit großem Personaleinsatz Herr zu werden. Seit Beginn der kritischen Zeit hat man die Streifentätigkeit verstärkt, es finden Schwerpunktaktionen statt, die Exekutive kontrolliert neuralgische Verkehrspunkte und Beherbergungsbetriebe und verteilt Informationskärtchen, wie sich solche Dämmerungseinbrüche vermeiden lassen.

Staunen über Quartiergeber

Hin und wieder geraten die Beamten während ihrer Präventions- und Ermittlungstätigkeit ins Staunen. So offenbarte ihnen etwa ein Vermieter, in dessen Unterkunft die Polizei einquartierte Einbrecher vermutete, dass er die – bereits abgereisten – Gäste ohnehin für Kriminelle gehalten habe. Dabei benötigt die Exekutive gerade die Mithilfe der Bevölkerung dringend. Wer etwas Verdächtiges bemerkt, sollte nicht zögern, den Polizeinotruf 133 zu wählen.

Dass die Polizei bei zügiger Alarmierung rasch vor Ort eintrifft, unterstreicht ein Einbruch Ende Jänner in ein Wohnhaus in Bregenz: Die Alarmanlage schlug an, beim 35-jährigen Eindringling klickten noch vor Ort die Handschellen. Dies war aber nicht der einzige Erfolg im Kampf gegen die Dämmerungseinbrecher. Nach einer Häufung von Einbrüchen bis Ende November hatte die Exekutive drei Tätergruppen ausgeforscht. Die Folge: Es herrschte praktisch Ruhe bis Mitte Jänner, ehe neue Täter ins Land kamen. Sisyphos lässt grüßen.

Kommentare

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Mir kommt vor, dass es gerade für Pensionisten gefährlicher geworden ist. Immer öfter werden gerade ältere Personen ausgeraubt, weil die sich nicht wehren können. Als älterer Mensch ist man alleine in den eigenen vier Wänden nicht mehr sicher. Ich hoffe es werden von Exekutive, Justiz und vor allem auch von der Politik entsprechende Maßnahmen gegen diese Einbruchs-Touristen ergriffen!