Michael Dünser

 Inhaber einer Kommunikationsagentur in Bregenz

Time AUT: In sieben Jahren um die Welt

November 2024

Ein halbes Jahrhundert ist Thomas Hackspiel schon auf dem Wasser unterwegs. Als Bregenzer hauptsächlich auf dem Bodensee und bei passender Gelegenheit in der Adria. Immer im Hinterkopf eine Idee, die ihn mit 14 Jahren gepackt hatte: Die Welt mit einem Boot zu umrunden. „Mir war immer klar, dass ich das irgendwann einmal machen werde.“ Als er sein Versicherungsbüro in jüngere Hände übergab, war die Zeit für „irgendwann einmal“ gekommen. Der heute 66-Jährige kaufte sich 2020 ein Schiff, das seinen Anforderungen entsprach und machte sich mit der ihm eigenen Akribie an die Planung seines Lebensprojektes. 2023 ist er mit der Time AUT auf große Reise gegangen.

In Sardinien ist Thomas Hackspiel mit der Time AUT gestartet und zwischenzeitlich über den Atlantik in die Karibik gekommen. Von dort ging es über Florida entlang der US-Ostküste bis nach Boston, wo er sich zum Zeitpunkt unseres Gesprächs gerade auf einen Landausflug zu den Niagarafällen vorbereitete. „Im nächsten Jahr geht es durch den Panamakanal und an die amerikanische Westküste. Zum Saisonende führt der Weg über Hawaii nach Tahiti. Nach ein oder zwei Saisonen in Französisch Polynesien steht Fidschi auf dem Plan, dann über den Indischen Ozean nach Mauritius, das Kap der guten Hoffnung und Brasilien zurück in die Karibik und schließlich über Bermuda, Grönland und Island in die Irische See und zum Schluss wieder ins Mittelmeer“, skizziert der erfahrene Skipper den weiteren Verlauf seiner Tour. In Summe werden am Ende „mit ein paar Abstechern“ rund 40.000 Seemeilen zusammenkommen.
 
Das Boot
Nach intensiver Suche entschied sich Hackspiel für ein Serienschiff der Marke Beneteau Oceanis 523. Es ist 16 Meter lang, 5 Meter breit, hat einen Tiefgang von 2,40 Meter und eine Masthöhe von 23 Metern. „Mit 20 Tonnen ist das Schiff richtig stabil und auch für schweres Wetter grundsätzlich gut gerüstet.“ Die Segelfläche beträgt 170 Quadratmeter, das größte Vorsegel ist ein Spinnaker mit 240 Quadratmetern. Das Boot ist unter anderem mit einem Generator, einem Water-Maker, Solar-Paneelen, Windgeneratoren und drei Kühl-Gefrierschränken ausgerüstet. „Dadurch können wir im Bedarfsfall mehrere Wochen auf dem Wasser sein.“ In diesem Zusammenhang spricht Hackspiel davon, dass sein Respekt vor Gefahren groß sei. „Angst wäre aber der falsche Ratgeber. Eine der wichtigsten Regeln bei einer Weltumsegelung ist: Nicht warten, bis alles passt. Irgendwann musst du einfach aufbrechen und sagen, jetzt geht’s los.“
Wer den ehemaligen Landesdirektor der Uniqa kennt, der weiß: Was er anpackt, das packt er ordentlich an. Halbe Sachen gibt’s nicht. „In den vergangenen Jahren habe ich mir Wissen in Motorentechnik, Elektronik, Wetterkunde und Schiffbau angeeignet, aber auch medizinische Spezialseminare für die Notversorgung bis hin zum Luftröhrenschnitt gegönnt.“ Die Aufzählung zeigt, wie komplex das Projekt Weltumrundung auch mit fünf Jahrzehnten Segelerfahrung ist.
Was zur Frage führt, warum man so etwas macht. „Es geht natürlich auch um die Freude am Segeln“, sagt Thomas Hackspiel. „Noch mehr steht für mich aber das Kennenlernen anderer Länder und Kulturen im Vordergrund.“ Bisher sei alles so gekommen, wie er es sich vorgestellt habe. Auch bei seinen wechselnden Crewmitgliedern habe er ein gutes Händchen gehabt. Hackspiel spricht von inspirierenden Persönlichkeiten, die er getroffen habe. Und davor sorgfältig ausgesucht hat. „Es gibt Plattformen, auf denen Boote eine Mannschaft oder umgekehrt suchen. Ich entscheide mich meistens für Menschen mit einer besonderen Geschichte.“
Ihr gemeinsames Leben an Bord sei stark von den äußeren Umständen abhängig. „Bei einer längeren Überstellung wie einer Atlantiküberquerung gibt es eine genaue Einteilung mit vier Stunden Wache pro Tag und drei Stunden pro Nacht mit fix eingeteilten Aufgaben. Wenn hingegen Küstenbummeln angesagt ist, lebt man in den Tag hinein. Da kann der Morgen mit einem Sprung ins Wasser beginnen oder man liest, hört Musik und genießt“, berichtet der Kapitän. Der unterwegs viel Zeit zum Nachdenken hat. Auch über sich selbst. „Du legst einen Schalter um, fährst das System herunter und verlässt deine Komfortzone. Das ist wie ein neues Setting, ein eigener Lebensstil. Fast naturgemäß verändert dich dadurch eine solche Reise – auch durch das Aufgeben der Lebensumstände zu Hause, wo ich jetzt nur noch zwei- bis dreimal im Jahr kurz hinkomme.“ Insgesamt werde man viel gelassener und frage sich oft, worüber man sich früher aufregen musste oder was man alles für wichtig erachtet hat. 
Und was vermisst er, wenn er an sein früheres Leben denkt? „Natürlich meine Familie und Freunde. Viele sind aber schon mitgesegelt oder werden das noch tun.“
Und zumindest ein bisschen Vorarlberg ist immer mit an Bord: „Der Kaffee ist von Amann, die Bettwäsche von Mary Rose und dank modernster Technik bin ich gut darüber informiert, was zu Hause los ist und bleib auch so mit Daheim verbunden.“ 
 

Time AUT 

›› Die Time AUT hat fünf Kajüten (vier davon mit eigenem Bad/WC). Wer mitsegeln will, beteiligt sich mit rund 1000 Euro pro Woche an den Kosten.
›› Mit der Kulinarik habe er bisher Glück gehabt, sagt Thomas Hackspiel. „Auf der Atlantiküberquerung hatten wir einen Masterchef aus Island an Bord. In der Karibik war ein Koch aus Deutschland dabei, der in der ,Burg‘ in Oberlech gelernt hat.“ Auf der Speisekarte steht bisweilen Fisch, der vom Schiff aus gefangen wird. Highlight war eine 12 kg-Goldmakrele, die der Kapitän persönlich an der Angel hatte.
›› Die Kommunikation an Bord hat sich dank Starlink massiv vereinfacht. Das zum Raumfahrtunternehmen SpaceX von Elon Musk gehörige Satellitennetzwerk ermöglicht es, rund um die Uhr bei höchstem Komfort online zu sein.

Kommentare

To prevent automated spam submissions leave this field empty.