Klaus Feldkircher

(geb. 1967) lehrt an der FH Vorarlberg, ist als freier Journalist tätig und betreibt das Kommunikationsbüro althaus7. Als Autor, Texter und Konzepter hat er bereits zahlreiche Sachbücher veröffentlicht. Weiters ist er in der Erwachsenenbildung tätig und lehrt Deutsch und Latein an der Schule Riedenburg/Bregenz.

Vom VFV Volley ins internationale Fußballgeschehen

Februar 2024

Seit Horst Lumper im Jahr 2006 das Amt des Präsidenten des Vorarlberger Fußballverbandes (VFV) übernommen hat, hat er nicht nur die lokale Fußballlandschaft mitgeprägt, sondern sich auch als Funktionär im regionalen und internationalen Fußball etabliert. Seine Reise begann in Vorarlberg und führte ihn zum Weltfußballverband FIFA und anschließend zum europäischen Verband UEFA.

Als VFV-Präsident war Lumper nicht nur in Vorarlberg tätig, sondern übte auch verschiedene Funktionen im Österreichischen Fußball-Bund (ÖFB) als Präsidiumsmitglied aus, aktuell bekleidet er das Amt des Vorsitzenden der Finanzkommission.

Nach Zürich zur FIFA
Die internationale Bühne betrat Lumper erstmals 2010, als er vom ÖFB für die Disziplinarkommission der FIFA vorgeschlagen wurde. Über sechs Jahre war er in dieser Position tätig, die ihn nicht nur an den FIFA-Sitz in Zürich führte, sondern auch zu den unterschiedlichsten Turnieren und Wettkämpfen, die der Weltverband ausrichtete. Seine Aufgabe waren unter anderem die Verfolgung und Verhandlung von Fällen, in denen Spieler, aber auch Verbände gegen das Regelwerk verstießen. „Dabei mussten oft schnelle Entscheidungen getroffen werden, die unmittelbare Auswirkungen auf Teams und Spieler hatten“, erzählt der Rechtsanwalt. Und erwähnt dabei die WM in Südafrika, wo er mit dem Fall des Spaniers David Villa befasst war, der im Spiel gegen Honduras ordentlich austeilte. Das nachträgliche Ergebnis: Gnade vor Recht und keine Sperre. Übrigens: Villa erzielte in diesem Spiel beide Treffer zum 2:0 Sieg der Spanier.
Nach sieben spannenden Jahren wechselte Lumper 2017 in die FIFA-Rechtskommission, die für rechtliche Fragen, Statutenänderungen und vieles mehr zuständig war, was ihm weitere tiefe Einblicke in die komplexe Struktur des Weltfußballs ermöglichte. „Gerade bei FIFA-Kongressen, wo über 700 Mitglieder zur Wahl gerufen werden, darf dir als einem der Wahlverantwortlichen kein Fehler passieren“, berichtet Lumper.

Von der FIFA zur UEFA
Nach dem Ausscheiden aus der FIFA wurde Lumper vom ÖFB als UEFA-Inspektor nominiert. Bei diesem Amt lag der Fokus seiner Arbeit auf Vergehen von Spielern, Funktionären und Vereinen im europäischen Fußball. „Das umfasst so bekannte Bewerbe wie die Champions League oder Europameisterschaften“ erklärt der Jurist. Seine Aufgaben: „Vorbereitung von Anklagen und Entscheidung über Strafen für Verstöße, beispielsweise gegen das Financial Fairplay oder rassistisches Verhalten.“
Doch Fußball ist für Horst Lumper nicht nur eine Sportart wie viele andere, sondern auch ein gesellschaftlicher Faktor. Dabei spricht er unter anderem die Bedeutung des Frauenfußballs an: „Die zunehmende Popularität des Frauenfußballs ist ein positives Zeichen. Wichtig ist, dass immer mehr Frauen nicht nur spielen, sondern auch in Führungspositionen im Fußball aktiv sind.“

Fußball als Antwort auf soziale Fragen
In den vergangenen Jahren habe sich außerdem eine weitere Herausforderung im Fußball herauskristallisiert: Soziale Probleme haben verstärkt Einzug gehalten, da der Sport Menschen aus verschiedenen sozialen Schichten zusammenbringt. Der Fußball, der im Grunde genommen wenig kostet – lediglich ein Ball und Schuhe sind nötig –, bietet eine universelle Plattform, auf der sich jeder wiederfindet. Um hier eine erfolgreiche Integration zu gestalten, wurden im VFV verschiedene Maßnahmen ergriffen. Die Festlegung, dass die gemeinsame Sprache Deutsch ist, wurde als grundlegend festgeschrieben, um eine funktionierende Kommunikation auf und neben dem Platz zu ermöglichen.
„Leider zeigten sich vor allem im Nachwuchsbereich verstärkt Probleme wie Rudelbildungen, sodass hier verstärkt Handlungsbedarf besteht“, sagt der VFV-Präsident.
Als Antwort auf diese Herausforderungen hat der VFV 2021 das Projekt „Team Play – vom Gegeneinander zum Miteinander“ ins Leben gerufen. Die Grundidee besteht darin, aktiv gegen soziale Probleme und Konflikte im Fußball anzugehen. Ein Blick auf die VFV-Homepage sowie ein Video verdeutlichen die Vielschichtigkeit dieses Ansatzes, der Trainer, Spieler, Schiedsrichter, Vereine und Zuschauer gleichermaßen ansprechen soll.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Qualifikation der Nachwuchstrainer. Sie werden in Kursen nicht nur in ihren fußballerischen Fähigkeiten, sondern auch im Umgang mit den jungen Sportlern geschult. 
Insgesamt spiegelt dieses Engagement die Wichtigkeit wider, als Verband nicht nur auf sportlicher, sondern auch auf sozialer Ebene zu agieren. Die Schaffung einer integrativen Umgebung, in der jeder Spieler gleichermaßen respektiert wird, ist ein zentrales Anliegen, das weit über den Rasen hinausreicht, und wird auch von der Politik unterstützt.

Vom Judo zum Fußball
Horst Lumper investiert mindestens einen Tag pro Woche in seine Tätigkeiten. Dabei ist jede Position, sei es beim VFV, beim ÖFB oder der UEFA, ehrenamtlich. „Mein Weg zum Fußball begann eigentlich nicht mit Fußball“, blickt der Präsident zurück. Ursprünglich ein über die Grenzen Vorarlbergs hinaus erfolgreicher Judoka, wechselte er zum runden Leder, spielte für Viktoria und SW Bregenz und wechselte schließlich in die Schweiz. Als Spielertrainer war er außerdem im Leiblachtal beim SC Hohenweiler tätig, bis ein Kreuzbandriss seine aktive Karriere beendete. Als Anwalt erhielt er die Anfrage, den VFV als Rechtsbeistand zu unterstützen. Es folgte die Vizepräsidentschaft und schließlich – mehr oder weniger freiwillig – die Präsidentschaft.
Seine Karriere als Funktionär brachte nicht nur Begegnungen mit Fußballlegenden wie David Villa, Ronaldinho oder Luis Figo mit sich, sondern auch mit Funktionären und Vertretern verschiedenster Staaten, mit Botschaftern und sogar mit gekrönten Häuptern. Doch für Lumper bietet seine Rolle nicht nur die Möglichkeit, mit prominenten Persönlichkeiten in Kontakt zu treten. „Sie ermöglicht es mir, etwas von dem zurückzugeben, was ich im Sport erleben durfte“, erklärt er seine Beweggründe, so lange als Funktionär die Geschicke des Fußballs und seiner Akteure mitzuprägen.
Lumpers Ziele für die nächste Zukunft reichen über lokale Veranstaltungen hinaus. Er strebt unter anderem die Ausrichtung einer Nachwuchs-Europameisterschaft in Vorarlberg an und plant die Organisation der alle 27 Jahre in Vorarlberg stattfindenden Generalversammlung des ÖFB. Damit bleibt Horst Lumper nicht nur ein bedeutender Akteur im Vorarl­berger Fußball, sondern auch ein Botschafter für den Sport, dem er – wie er es selbst formuliert – so viel zu verdanken hat.

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