Herbert Motter

Beeindruckende Vorarlberginnen

März 2022

Vorarlbergerinnen haben im Laufe der Geschichte Bemerkenswertes geleistet und ihre Spuren hinterlassen. Würde wirklich nur die Leistung zählen, müsste sie jeder kennen: Frauen, die historisch einzigartige Leistungen vollbracht haben, aber dennoch vielen unbekannt geblieben sind. Der Weltfrauentag ist für uns Anlass, zehn Frauen exemplarisch vorzustellen, die vor nichts zurückschreckten. Nicht einmal vor dem Tod.

 

 

Anna Hensler (1887-1952) Schriftstellerin

Ihr Debüt gab sie 1901 mit der Erzählung „Das Vorarlberger Oberland“, die in der Zeitschrift „Deutscher Hausschatz“ publiziert wurde. 1905 gelang ihr mit dem Buch „Frankreichs Lilien“ ein Bestseller. Der Roman, publiziert im Verlag Benziger, hatte eine Auflage von 36.000 Stück, was für die damalige Zeit eine Rekordauflage war. Gemeinsam mit ihrer Schwester Hedwig sammelte Anna Hensler regionale Sagen und Legenden und beschäftigte sich mit dem Vorarlberger Brauchtum.

 

 

Herta Maria Witzemann (1918-1999) Innenarchitektin und Möbelentwerferin

Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete sie in bekannten deutschen Architekturbüros. Danach begann eine Zeit der selbständigen Tätigkeit als Innenarchitektin und Möbel­designerin. Darüber hinaus entwickelte sie Serienmöbel für etwa zehn zum Teil über Europa hinaus bekannte Firmen wie Knoll-International, Walter Knoll, Thonet, Erwin Behr und Heal’s London. Im In- und Ausland gestaltete sie sieben Ausstellungen, so 1957 auf der Interbau in Berlin, der Triennale in Mailand, für die sie eine Silbermedaille erhielt, 1958 auf der Weltausstellung in Brüssel, in London und in Venedig.

 

 

Regina Lampert (1854-1942) Schriftstellerin

Lampert wuchs in der Gemeinde Schnifis bei Feldkirch in Vorarlberg als Kind armer Leute auf. 1929, mit 75 Jahren, hielt sie ihre Jugenderinnerungen auf 1500 handgeschriebenen Seiten fest. Das erst 1996 publizierte Konvolut ist ein faszinierendes Dokument, verfasst aus einer sehr persönlichen Perspektive.

 

 

Agathe Fessler (1870-1941) Pionierin der modernen Sozialarbeit 

Fessler war die Begründerin der modernen Sozialarbeit in Vorarlberg. Gegen Widerstände gründete sie 1905 in Bregenz mit ersparten und ererbten Mitteln ihr erstes Heim für Dienstmädchen und Arbeiterinnen, die von ihren Arbeitgebern auf die Straße gesetzt worden waren. 1920 wanderte sie in die USA aus. Zweimal kam sie zurück, um neue Sozialprojekte aufzubauen. Von der mangelnden Unterstützung seitens der Politik enttäuscht, kehrte sie Vorarlberg 1929 endgültig den Rücken und ging nach Brasilien.

 

 

Margret Dünser (1926-1980) Journalistin

… war eine österreichische Journalistin, die ihre Arbeit vor allem der High Society widmete. Nach dem Zweiten Weltkrieg arbeitete sie als Autorin und Sprecherin beim ORF Landesstudio Vorarlberg. 1954 wurde sie mit 28 Jahren die erste Programmdirektorin. Ab 1963 arbeitet sie für das ZDF und moderierte zwischen 1971 und 1980 37 Mal die V.I.P.-Schaukel. Die Sendung, in der sie zahlreiche Prominente aus aller Welt in ihrer privaten Umgebung interviewte, wurde von 20 bis 30 Millionen Zuschauern gesehen.

 

 

Elfriede Blaickner (1904-2001) Politikerin und Lehrerin

Die Feldkircher Lehrerin Elfriede Blaickner konnte zu Lebzeiten zwei große Premieren erreichen: Sie war die erste Frau in einer Vorarlberger Stadtvertretung und schaffte gemeinsam mit einer Mitstreiterin als erste Frau den Einzug in den Vorarlberger Landtag. Von 1959 bis 1974 war die sie dort Abgeordnete. Des Weiteren war sie von 1959 bis 1977 Mitglied der Landesparteileitung und von 1966 bis 1977 Mitglied des Landesparteipräsidiums der ÖVP Vorarlberg.

 

 

Grete Gulbransson (1882-1934) Schriftstellerin und Heimatdichterin

Grete Gulbransson erlangte vor allem mit der in Vorarlberg 1934 erschienenen und seither mehrfach wiederaufgelegten Familiensaga „Geliebte Schatten“ einen gewissen Bekanntheitsgrad nach ihrem Tod. Neben Lyrikbänden, einem Heimatstück über Johann Josef Batlogg, der Ballade Ehreguta und kleinere Prosaskizzen, führte sie Tagebuch. Diese von ihr als Lebenswerk bezeichneten umfangreichen Aufzeichnungen, 222 Bände mit etwa 90.000 handgeschriebenen Seiten, geben ausführliche Einblicke in das regionale und internationale kulturelle Geschehen der Milieus.

 

 

Irene Link (1908-1986) Ärztin

Die gebürtige Hohenemserin beendete das 1927 begonnene Medizinstudium im März 1933. Mit ihrem Mann Dr. Max Hitschmann emigrierte Sie 1940 in die USA. Nach ihrer Ankunft arbeite sie zunächst als Krankenschwester bis sie ihre Prüfungen wiederholt hatte und als Psychiaterin tätig sein durfte. Ab 1953 war sie Direktorin der Abteilung für psychiatrische Erziehung und Training am Springfield State Hospital, 1962 Direktorin an der Abteilung für Mental Hygiene und 1969-1974 Bevollmächtigte an dieser Abteilung. Sie galt als Spezialistin auf dem Gebiet der Schizophrenie und des Delirium tremens.

 

 

Maria Stromberger  (1898- 1957) Krankenschwester und Widerstandskämpferin

In der Zeit des Nationalsozialismus hat sich Stromberger im Konzentrationslager Auschwitz für die Häftlinge eingesetzt. 1937 begann sie eine Ausbildung zur Krankenschwester im Sanatorium Mehrerau in Bregenz und arbeitete in der Folge in mehreren Krankenhäusern. In Polen empfing man Stromberger nach dem Krieg bei jedem Auftritt, wie etwa bei einem Kriegsverbrecherprozess in Warschau, mit „stürmischen Ovationen“. In Österreich blieb die Widerstandskämpferin dagegen praktisch unbekannt.

 

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