Schön allein reicht nicht
Der Design- und Kommunikationsexperte Sigi Ramoser weiß um die Kraft der Kreativität. Erst die Echtheit und der Wille zur Veränderung schaffen das Potenzial für kreative Leistungen, die einen Nutzen stiften. Es geht um Kommunikation und Resonanz.
Das Wort Kreativität (lat. creatio = Schöpfung) bezeichnet die Fähigkeit eines Menschen, schöpferisch oder gestalterisch tätig zu sein, auf neue und originelle Ideen zu kommen und Problemlösungen zu entwickeln, die nützlich sind. In einer Welt der schnell wachsenden Unternehmen, der stets neuen Entwicklungen auf allen Gebieten und des harten Konkurrenzkampfes ist die Kreativität als Kraft für Veränderungen und Innovationen eine der tragenden Säulen eines erfolgreichen, guten Geschäftes.
Einer der Kreativität täglich erlebt und lebt, ist Sigi Ramoser, einer der renommiertesten Designexperten Vorarlbergs. Ursprünglich absolvierte er eine Lehre als Dekorateur und Werbegrafiker, später studierte er Grafikdesign in München. Heute führt Ramoser Sägenvier, ein Büro für Design-Kommunikation in Dornbirn. Im Gespräch mit „Thema Vorarlberg“ erzählt er zunächst von seinen Erfahrungen als Jurymitglied in der Designszene und davon, dass sich etwas Grundlegendes geändert hat: „Über Jahre wurden Produkte eingereicht, teilweise prämiert, die die Welt nicht wirklich braucht. Jetzt ist es anders; neuerdings ist die Förderung an die Bedingung geknüpft, dass Produkte Sinn stiften müssen.“ Längst ein richtiger Schritt, wie der Dornbirner Unternehmer betont.
Wirkliche Optimierung
Kreative Unternehmer, aber auch Politiker sowie die Gesellschaft müssen begreifen, dass der gesellschaftliche und wirtschaftliche Wert nur miteinander gesteigert werden kann.
„Die kreative Wirtschaft hat sich umzustellen, weil ich glaube, sie kann nur dort gut sein, wo es um wirkliche Optimierungen oder Veränderungen geht. Wir sind nicht gut, wenn wir nichts verändern dürfen, wenn es kein Potenzial für eine Verbesserung gibt“, erklärt Ramoser.
Egal, in welchen Bereich auch immer, ob es um eine Lampe geht, einen neuen Löffel, einen Stuhl, eine Schultafel, ein Online-Tool oder eine Markenentwicklung. Es sei eine Frage der Haltung, sie bedingt den Willen zur Transformation, den Willen zur Veränderung – das gelte bei der Mitarbeiterbewerbung ebenso wie bei der Firmenkommunikation oder bei der Produktentwicklung. „Es hören nicht immer alle gern, aber nur etwas schöner machen, also ,behübschen‘, reicht nicht aus. Und entfaltet schon gar keine langfristige Kraft“, führt Ramoser aus.
Über die Kreativität gelte es, Möglichkeiten zu sehen und nicht nur die Grenzen. Sie helfe uns, ist Sigi Ramoser überzeugt, „neue Lösungen für große und kleine Probleme zu finden. Sie ermöglicht es uns, die Welt auf neue Weise zu sehen und originelle Ideen zu entwickeln.“
Kreativität meine damit nicht nur Kreation, wie sie zum Beispiel in der Kommunikation und Werbung vorkommt. „Der Begriff von Kreativität geht weiter. Er steht für geistige Beweglichkeit, stetigen Austausch, kontinuierliches Suchen nach Lösungen, kollektives Lernen, Dinge zusammenbringen, die vordergründig nicht zusammengehören und daraus Neues entwickeln.“ Der Designer mache die Dinge besser, darin sieht Ramoser die wahre Designleistung. Nicht das Logo allein sei ausschlaggebend, sondern vielmehr die Kommunikationslinie, im Gesamten die Marke dahinter, Lösungen, die Geld sparen, Lösungen, die eine Wiedererkennung schaffen.
„Echte Sachen“
Seit 35 Jahren predigt er, wie er sagt „echte Sachen“. Ihn interessieren Werbegeschichten, die nur „irgendwie cool“ sind, nicht. Gebaute, erfundene Geschichten, künstlich gemachte Fotos können mal ganz amüsant sein, was Unechtes könne zwar gefallen, werde aber aus seiner Sicht nicht spürbar. Stattdessen sucht Ramoser Lösungen für Leute, die zeigen wollen, wer und was sie sind. Kunden, die nichts verändern wollen, lehne er auch mal ab.
Lösungen – für welches Problem auch immer – entstehen aus einer zukunftsoptimistischen Haltung heraus: „Kreative Energie wird dann frei, wenn die Welt völlig anders gedacht werden darf. Kreative Leistungen lassen Dinge hinterfragen, stoßen Prozesse der Veränderung an, letztlich geht es immer um Verbesserungen, dahinter steckt die Kraft der Kreativität. Da muss ich auch gegenüber unserer eigenen Branche ein wenig kritisch sein; oft präsentiert sie sich nur für sich selbst“, sagt Sigi Ramoser.
Die Haltung dahinter sei das wahre Potenzial; sprich immer wieder dranzubleiben, zu schauen, ob und wie man etwas verbessern könne. Ramoser: „Solange man das nur auf die Visualisierung reduziert, ist das zu wenig. Die Kraft der Kreativität liegt im Zusammenspiel von Menschen, den Kreativen wie Grafikdesignern, Industriedesignern, Webentwicklern oder Architekten und den Kunden, damit letztendlich etwas erzeugt wird, das eine Situation verbessert, ein Produkt besser macht, ein Unternehmen besser macht, das die Menschen besser macht, die das dann anwenden dürfen.“
Genau deswegen plädiert der Design- und Kommunikationsexperte für eine ganzheitliche Betrachtungsweise. Natürlich könne das in gewisser Maßen kompliziert sein; dieses Hineintauchen könne den Kunden schon mal überfordern. Aber nur das sei richtig und echt: „Design muss dabei nicht immer nur trendig sein, sondern langfristig und nachhaltig. Schönheit ist nachhaltig, weil das willst du behalten, weiterentwickeln oder reparieren. Wir Kreativen lernen, um die Ecke zu denken, die Dinge aufzuwühlen oder zumindest in einen anderen Blickwinkel zu setzen, um dann Lösungen anzustoßen. Für all das braucht es die größtmögliche Transformationslust. Am Ende geht es immer um uns Menschen, wie wir miteinander arbeiten, wirtschaften und leben wollen und wie wir dafür unsere Organisationen und uns persönlich transformieren.“
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