Angelika Schwarz

* 1975 in Feldkirch, ist Journalistin, studierte Germanistin und Anglistin, langjährige ORF-Redakteurin und -Moderatorin (Radio und Fernsehen). Angelika Schwarz arbeitet in der Unternehmenskommunikation der Landeskrankenhäuser Vorarlberg.

Wasserdampf lässt vergrösserte Prostata schrumpfen

Oktober 2024

Seit wenigen Monaten bietet das Team der Abteilung „Urologie“ am LKH Bregenz eine noch recht junge, aber in Fachkreisen bereits etablierte, weil besonders schonende und effektive Methode zur Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung an: Mit der Kraft von Wasserdampf schafft es die „Rezum“-Therapie binnen kürzester Zeit erfolgreich, Prostatagewebe schrumpfen zu lassen und hilft damit zahlreichen Männern, lästige Beschwerden loszuwerden und ernsten gesundheitlichen Folgen der Prostatavergrößerung vorzubeugen.
Die gutartige Vergrößerung der Vorsteherdrüse unterhalb der Harnblase ist eine natürliche Entwicklung beim Mann, die durchschnittlich ab einem Alter von 40 bis 50 Jahren mehr oder weniger stark einsetzt. Ein ungesunder Lebensstil kann das Wachstum der Prostata beschleunigen. Das führt zwar nicht bei jedem automatisch zu einer Krankheit. Allerdings bringt dieser Vorgang beim überwiegenden Teil der betroffenen Männer zumindest Unannehmlichkeiten mit sich, die im Laufe der Zeit auch ernsthafte Folgen haben können: „Man kann hier durchaus von einer Volkskrankheit sprechen“, macht Primar Dr. Stefan Aufderklamm, Leiter der urologischen Abteilung am LKH Bregenz, deutlich. 

Beschwerden oft lange unbehandelt 
Das Heimtückische beim Prostatawachstum ist, dass es schleichend vonstattengeht. Viele Männer nehmen diesen Vorgang daher oft nicht bewusst wahr. „Zuerst steht man aufgrund von Harndrang nur einmal pro Nacht auf, mit der Zeit dann zweimal oder öfter. Manche behelfen sich mit einer Bettflasche und integrieren diese ganz selbstverständlich in ihre Schlafroutine. Tatsache ist allerdings: Das ist nicht mehr gesund“, erklärt der Urologe. Und die Idee, ab dem späteren Nachmittag einfach nichts mehr zu trinken und damit den Körper zu „überlisten“, ist auch keine Lösung. Wenn sich dazu noch weitere Symptome bemerkbar machen – etwa schwacher Harnstrahl, das Gefühl, die Blase nicht ganz leer zu bekommen, Restharn in der Blase, Harnwegsinfekte, Blasen- oder Nierensteine – dann ist der Gang zum Urologen längst überfällig. 
„Die Vorsorge beim Urologen ist weit mehr als die Messung des allseits bekannten PSA-Wertes und die Abklärung eines möglichen Karzinoms“, betont der Experte. Beschwerden rund ums Wasserlassen und den Harnstrahl bleiben leider oft viel zu lange unbehandelt, weil Mann die Vorsorgeuntersuchung schwänzt, die ab dem 45., spätestens ab dem 50. Lebensjahr empfohlen wird.“ Primar Aufderklamm geht davon aus, dass in der Altersgruppe der über 70-Jährigen bis zu 70 Prozent unter der gutartigen Prostatavergrößerung leiden: „Dabei könnten die Urologen Prostatabeschwerden frühzeitig erkennen und behandeln. Rechtzeitig entdeckt, kann oft eine medikamentöse Behandlung ausreichend sein.“ 

Gezieltes Zellabsterben 
Ist doch ein Eingriff nötig, kann das Team am LKH Bregenz auf modernste Behandlungsmethoden zurückgreifen – gerade in jüngster Zeit hat sich auf diesem Gebiet einiges getan. Zum einen ist die klassische „Ausschabung“ mithilfe von moderner Lasertechnologie immer wieder weiterentwickelt worden. „Zum anderen bietet nun eben die Wasserdampftherapie eine äußerst schonende Alternative zu den Standardverfahren“, führt Dr. Aufderklamm aus. Es wird hier nämlich kein Gewebe weggeschnitten, sondern nur „geschrumpft“, das Blutungsrisiko etwa fällt damit nahezu komplett weg.
Bei der Rezum-Therapie wird Wasserdampf durch eine spezielle Sonde über die Harnröhre in das vergrößerte Prostatagewebe eingebracht: Mit ganz feinen Nadeln erhält die Prostata gezielte Injektionen mit circa 100 Grad heißem Wasserdampf. Der Patient spürt aufgrund der kurzen Narkose beziehungsweise der örtlichen Betäubung nichts. Der heiße Dampf bringt die Innenzone der Prostata zum Schrumpfen, sprich: die Therapie führt in den darauffolgenden Wochen zu einem gezielten Zellsterben und Abbau des Gewebes. 
Der zeitliche Aufwand für diesen Eingriff ist sehr gering und kann mit örtlicher Betäubung oder Dämmerschlaf durchgeführt werden, also auch ohne Vollnarkose. Die Wasserdampftherapie eignet sich vor allem für Patienten im frühen Stadium des Prostatawachstums und für Patienten, die für eine Allgemeinanästhesie zu krank oder aus anderen Gründen nicht für eine klassische Ausschabung geeignet sind. Auch für Patienten, die keine langfristige medikamentöse Therapie wünschen beziehungsweise vertragen oder für die Aspekte Familienplanung und Sexualfunktion relevant sind, bietet das Rezum-Verfahren eine Alternative. „Die Wasserdampftherapie kann bei Bedarf auch wiederholt oder – falls dann überhaupt noch nötig – nach Jahren mit einer Ausschabung ergänzt werden.“ Für diesen Eingriff nicht geeignet sind Patienten, bei denen die Beschwerden schon so weit fortgeschritten sind, dass beispielsweise ein Nierenversagen droht. 
Die Entscheidung darüber, wer für welche Therapie in Frage kommt, treffen die Ärzte individuell mit ihren Patienten. „Wir sind hier auch in guten Gesprächen mit den Fachkollegen im niedergelassenen Bereich, die meisten wissen um die Möglichkeit dieser Alternative bereits Bescheid“, sagt Dr. Aufderklamm und fasst zusammen: „Die Wasserdampftherapie ist eine schonende Alternativbehandlung, die dem Mann in einem frühen Stadium des gutartigen Prostatawachstums sehr viel Lebensqualität zurückbringen kann. Erfolgt die Behandlung sehr spät – egal mit welcher Methode –, können gewisse Beschwerden aufgrund von vermeidbaren Folgeentwicklungen bestehen bleiben: Eine ausgedehnte Blase etwa lässt sich nicht mehr verkleinern, einen starken Harndrang bekommt man in vielen Fällen kaum mehr weg und wenn, dann dauert es extrem lange. Daher einmal mehr: Mit einer frühzeitigen Diagnose lässt sich hier sehr vieles abwenden.“

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