Manfred Hämmerle

Direktor der BHAK und BHAS Bregenz und seit 30 Jahren in der Ausbildung für Lehr­personen, unter anderem an der WU Wien, tätig

Die spannende Geschichte von Mäser – Elastisana

Juni 2025

Vorarlberg – vor allem Dornbirn – war über viele Jahre von der Textilindustrie geprägt. Hämmerle, Rhomberg oder Herrburger & Rhomberg haben ihre Produktion schon lange beendet. Die Namen sind allerdings noch sichtbar, die Geschichte – zumindest teilweise – erforscht. Das Unternehmen Benedikt Mäser, bekannt unter den Markennamen „Elastisana“, später m/ä/s/e/r „m“, ist aus dem Stadtbild und – zumindest bei der jungen Generation – aus dem Gedächtnis verschwunden. Das ist erstaunlich, schließlich war es gelungen, bei den Kunden als Marke wahrgenommen zu werden. Die Ergebnisse der einjährigen Recherche zu diesem spannenden Betrieb werden im kommenden September in Buchform erscheinen.
Benedikt Mäser hatte eine gute Beschäftigung beim damals großen Textilunternehmen Josef Andre Winder, als er sich entschloss, 1880 zu kündigen und ins Klostertal zu gehen, um dort eine Kantine und einen Handelsbetrieb zu eröffnen. Kundschaft war vorhanden, schließlich werkten viele Arbeiter beim Bau des Eisenbahntunnels durch den Arlberg. Nach vier Jahren hatte Mäser genug Geld verdient, um ein eigenes Unternehmen eröffnen zu können und Stoff zu produzieren. Dabei setzte er auf ein für Vorarlberg neueres Verfahren, nämlich auf das Wirken. Ein Inserat zeigt, dass Mäser schon recht bald auch konfektionierte und der Kundschaft ein breites Angebot an Produkten präsentierte. Auffallend ist, dass er – ähnlich wie Benger – auf „Jäger – Wäsche“ setzte. Produziert wurde sehr rasch nach der Gründung in Dornbirn – Kehlen.
Nach dem Tod von Benedikt Mäser im Jahr 1912 und den Wirren des Ersten Weltkrieges führten die Witwe Maria und die Söhne Herbert und Philipp den Betrieb weiter. 1924 teilten die Brüder das Unternehmen auf. Herbert übernahm die Wirkerei und Philipp die Strickerei. Unter Herbert wurde das Label „Elastisana“ entwickelt, das einerseits die Elastizität des Stoffes und andererseits die Produkte als „gesund“ symbolisierte. Der Name prägte die Kommunikation bis in die Mitte der 1960er Jahre. Die Abbildung zeigt ein Plakat aus dem Jahr 1957 mit dem Schriftzug „Elastisana“, vor allem aber auch ein Bild, das großes Aufsehen erregte und Proteste nach sich zog. Herbert starb sehr jung im Jahre 1933. Seine Frau Maria, die Tochter Hedwig und der Arzt Manfred Thurnher führten den Betrieb weiter, investierten auch in den schwierigen 1930er Jahren und führten das Unternehmen ferner in der Zeit der Übernahme durch die Nationalsozialisten. Der Mitarbeiterstand wuchs. Unter anderem beschäftigte man Zwangsarbeiter. 1938 wurde ein Zweigbetrieb in Lustenau, 1941 einer in Höchst eröffnet. Der wichtigste Kunde in dieser Zeit war die Deutsche Wehrmacht.
Der wirtschaftliche Aufschwung kam nach dem Zweiten Weltkrieg. Ständig wurde investiert, es wurden Zweigbetriebe in Hittisau, Bezau, Au und St. Gallenkirch gegründet. Nachdem die Arbeitskräfte in Vorarlberg rar wurden, kam es zum Aufbau von Zweigbetrieben in Freistadt, Mürzzuschlag, Leoben und Horn und zunehmend zur Beschäftigung von Arbeitskräften, die aus dem damaligen Jugoslawien, aus Griechenland oder der Türkei zu uns kamen. Es wurden Akkordlöhne bezahlt, die Zeitvorgaben in Arbeitszeitstudien entwickelt. Die Mitarbeiterzahl stieg auf 1600.

Glanz – der Boom mit dem Jetpulli
Mäser war bekannt für das technische Know-how, die Qualität der Produkte und für das kreative Marketing. Den größten Erfolg erzielte das Unternehmen mit dem „Jetpulli“, der einen regelrechten Nachfragesog erzeugte. Skistars wurden mit dem Produkt ausgestattet und entsprechend in Szene gesetzt. Christian Knauth, der Werbeleiter, „richtete die Kragen“ und schaute dazu, dass das „m“ bei Siegerinterviews gut sichtbar war. Ein zentrales Testimonial war Franz Klammer, dessen Namen auch im Slogan verwendet wurde. Das Bild zeigt Franz Klammer, Annemarie Moser-Pröll und Josef Walcher und dass „Elastisana“ durch m/ä/s/e/r und „m“ ersetzt worden war.
Mäser war auch ein Pionier in der Verwendung der Elektronischen Datenverarbeitung (EDV) und beim Umweltschutz.
Bitterer Fall – Kostendruck und Managementfehler
Es wurde mehrstufig produziert. Insbesondere die Konfektion in Österreich verursachte hohe Kosten. Trotz ständiger Mechanisierungen, Rationalisierungen und der teilweisen Auslagerung der Produktion nach Portugal im Jahre 1984 gelang es nicht, genügend Liquiditätsreserven zu erwirtschaften. In der Folge mussten nach und nach alle Zweigbetriebe geschlossen werden. In den frühen 1990er Jahren wurde der Ausgleich angemeldet, der allerdings keine nachhaltige Sanierung ermöglichte. Das Angebot an Produkten war zu breit und die Auslagerung der Produktion in „Billiglohnländer“ wohl zu wenig konsequent. 1995 wurde die Produktion eingestellt, die Eigentümerfamilie verkaufte den Betrieb und die Marke an einen Investor aus den Niederlanden. Der Firmensitz wurde nach Schwarzach verlegt. Es folgten mehrere Eigentümerwechsel mit jeweiligen Ankündigungen der „Auferstehung“. Leider konnten die Versprechen nicht gehalten werden. Im Gegenteil: Im Jahre 2001 musste der Konkurs angemeldet werden. 
Im Buch – das im September 2025 erscheinen wird – können Sie eine ausführliche Analyse möglicher Ursachen für das Ende lesen, sich aber auch über das Großartige, das in diesem Unternehmen geleistet wurde, informieren.

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