
Über Aussenräume
Wer von LandRise spricht, beschreibt die berufliche Biografie von Maria Anna Schneider-Moosbrugger. LandRise ist ein Unternehmen in Egg, das Raumplanung und Landschaftsarchitektur unter einem Dach vereint.
Aber was dürfen wir uns unter einem solchen Unternehmen vorstellen? „Raumplanung richtet sich nach der Landschaft und ihren Lebewesen. Landschaftsarchitektur ist eine Antwort auf Raumplanung. Beide führen einen nicht endenden Dialog. Im Idealfall singen sie miteinander“, erklärt die Inhaberin.
Studium in München
Bereits während ihres Studiums der Landschaftsarchitektur an der TU München absolvierte sie diverse Praktika in der Raumplanungsabteilung des Landes Vorarlberg, wo sie die Verknüpfung von Landschaft und Planung in der Praxis kennenlernte und an konkreten Projekten mitarbeitete. Nach Abschluss ihres Studiums unterrichtete Schneider-Moosbrugger an der Landwirtschaftsschule BSBZ in Hohenems, erstellte Studien zur Kulturlandschaft und wirkte an der Dokumentation alpiner Landschaftsräume mit. So entstand ein Fundament, das wissenschaftliche Tiefe mit praktischer Erfahrung und einem Gespür für Atmosphäre verband. Die Entscheidung zur Selbstständigkeit fiel früh, geprägt von der Überzeugung, dass sich die Balance von Raumplanung und Landschaftsarchitektur im eigenen Büro konsequent umsetzen ließe.
Zwischen Raumplanung und Landschaftsarchitektur
Von Anfang an verstand Schneider-Moosbrugger ihr Büro nicht als reines Landschaftsarchitekturbüro. Die Raumplanung war von Beginn an Teil ihrer DNA und ist es bis heute. Über viele Jahre hinweg erarbeitete sie mit ihrem Team Entwicklungspläne für Gemeinden, begleitete räumliche Konzepte und stellte fest, wie wertvoll die Schnittstellen zwischen den beiden Disziplinen sind. Während die Raumplanung das große Ganze im Blick hat – Flächen, Strukturen, Zusammenhänge –, wird in der Landschaftsarchitektur das Konkrete, Atmosphärische greifbar. Die Kombination erlaubt eine umfassendere Herangehensweise: Freiräume, die funktional tragfähig und zugleich gestalterisch überzeugend sind.
Aufträge kamen von Bauträgern ebenso wie von Gemeinden oder Unternehmen. Die Palette der Projekte reichte von Sozialzentren über Schul- und Kindergartenfreiräume bis hin zu Betriebsgebieten. Wettbewerbe wurden als kreative Impulsgeber und als Möglichkeit, neue Ideen sichtbar zu machen, verstanden.
In den vergangenen Jahren rückte ein Feld besonders stark in den Mittelpunkt: die Quartiersentwicklung. Gemeinden und Bauträger erkennen zunehmend, dass Neubaugebiete nicht allein aus Baukörpern bestehen dürfen, sondern ein soziales und räumliches Gefüge benötigen, das funktioniert. Genau hier konnte LandRise entscheidende Akzente setzen, sei es durch Begrünungskonzepte, die Gestaltung von Freiräumen oder die Frage nach der Qualität von Nachbarschaften.
Welche Plätze fördern Begegnung? Wie lassen sich Dach- und Fassadenbegrünungen integrieren? Welche Infrastruktur macht ein Quartier lebensfähig, statt es zu einer bloßen „Wohnmaschine“ zu degradieren? Solche Fragen wurden zu einem zentralen Aspekt der Arbeit – und machten sichtbar, dass Landschaftsarchitektur kein dekoratives Beiwerk ist, sondern eine zentrale Voraussetzung für Lebensqualität.
Klimawandel als Herausforderung und Motor
In den vergangenen zwei Jahrzehnten hat sich die Arbeit des Büros stark verändert. Klimawandel, Hitzeinseln, Starkregenereignisse – all dies prägt unseren Alltag. Pflanzenplanung hat dabei an Gewicht gewonnen: Bäume, die sowohl Trockenheit als auch anhaltende Regenphasen überstehen, sind gefragter denn je. Böden werden nicht länger nur als Untergrund betrachtet, sondern als Speicher, Filter und Lebensraum. Konzepte wie die Schwammstadt, die Wasser in Substraten zurückhält und langsam wieder abgibt, sind längst Teil der Planungsinstrumente.
In diesem Zusammenhang erwähnt Schneider-Moosbrugger, dass sich das öffentliche Bewusstsein gewandelt habe. „Mussten Landschaftsarchitektinnen und Landschaftsarchitekten vor wenigen Jahren noch um jeden Baum kämpfen, so verlangen heute viele Gemeinden nach Pflanzkonzepten, nach Entsiegelung, nach Strategien zur Kühlung durch Grünräume. Was früher als schmückendes Beiwerk galt, ist inzwischen Grundlage“, so die Architektin.
Die Vielfalt der Projekte ist groß. Der Naturkindergarten Niederbahn in Dornbirn, der für den Bauherrenpreis der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs nominiert wurde, erlangte nationale Aufmerksamkeit. Klinikfreiräume, die trotz komplexer baulicher Bedingungen Aufenthaltsqualität bieten, gehören ebenso dazu wie Betriebsareale, die durch Freiraumgestaltung ökologisch aufgewertet werden. Selbst private Gärten finden Eingang in die Arbeit – häufig als Weiterentwicklung älterer Konzepte, die den neuen klimatischen Rahmenbedingungen angepasst werden müssen.
„Viele dieser Projekte entstehen in enger Kooperation mit Architekten“, erklärt Schneider-Moosbrugger. Und: „Immer mehr Büros erkennen den Mehrwert von Freiraumplanung und suchen die Zusammenarbeit von Beginn an. Das Bewusstsein wächst: Gebäude ohne funktionierende Außenräume sind unvollständig.“
Pflege als Teil des Konzepts
Ein Thema, das Schneider-Moosbrugger hervorhebt, ist die Pflege der Außenräume. „Kein Freiraum ist mit seiner Fertigstellung abgeschlossen. Er verändert sich, wächst und verlangt Aufmerksamkeit.“ LandRise begleitet zahlreiche Projekte über die Anwuchs- und Entwicklungsphase hinaus, gibt Rückmeldungen, beobachtet die Vegetation und passt Konzepte an. Für Schneider-Moosbrugger ist dies keine lästige Nacharbeit, sondern integraler Bestandteil des Gestaltungsprozesses. Erst mit der Zeit zeige sich, wie Pflanzungen funktionieren, wie Böden reagieren, wie Atmosphäre entsteht. Diese Haltung führt dazu, dass Projekte lebendig bleiben. Sie dürfen sich entfalten, Überraschungen zulassen und auch Unvollkommenheiten einschließen.









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