Philipp Kloimstein

Primar, ärztlicher Leiter der Stiftung Maria Ebene

The Me You Can’t See

Juni 2021

Das Ich, das Du nicht siehst“ heißt eine neue Doku-Serie über psychische Gesundheit, von Oprah Winfrey und Prinz Harry initiiert, in der neben Stars und Experten*innen auch einfache Menschen zu Wort kommen.
Können wir psychische Probleme wirklich, wie der Titel „You Can’t See“ suggeriert, nicht sehen? Sind wir quasi blind für psychische Probleme?
Seit über einem Jahr befinden wir uns in der Pandemie, und mittlerweile wird über psychische Folgen und Probleme vermehrt bzw. öffentlich gesprochen.
Wie kann es uns gelingen, dass wir mit den psychischen Herausforderungen des Alltags und auch den Folgen der Pandemie besser umgehen lernen?
Wir machen einen Erste-Hilfe-Kurs im Rahmen der Führerscheinausbildung und trotzdem gibt es im Alltag das Phänomen, dass man bei Unfällen oder medizinischen Notfällen wegschaut.
Bei psychischen Problemen zeigt sich oft, dass wir kaum darüber reden wollen oder können. Scham und Stigmatisierung, aber auch Unsicherheit, wie umgehen mit diesen heiklen Themen, sind zentral. Ist das erlernbar? Brauchen wir Erste-Hilfe-Kurse für die Psyche?
Ja, schaut man sich die Zahlen zu psychischen Erkrankungen an. Denn schon vor Corona hatten wir rund drei-vier Mal mehr Suizidtote als Verkehrstote pro Jahr. Und Depression führt, neben alkoholbezogener Suchterkrankungen, das Ranking der durch Krankheit verlorenen Lebensjahre an.
Hinschauen, Hinhören und Zuhören sind die ersten erlernbaren Schritte, weil wir nicht immer gleich psychische Probleme auf den ersten Blick erkennen. Wir sind als Menschen aber „spürige“ Wesen und wir sind gesellige Wesen, die an Einsamkeit, Unsicherheit und Ängsten leiden, wie uns die aktuelle Krise verdeutlicht. Aufeinander schauen und hören tut uns allen gut und bringt uns zusammen.