Wilfried Hopfner

Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg, Herausgeber Thema Vorarlberg

Brief des Herausgebers: Die Credit Suisse – ein besonderer Fall

März 2023

Viele von uns sind überrascht, dass das Bankensystem wieder in die Schlagzeilen gekommen ist. Zeigen die nach 2008 massiv verschärften Liquiditäts- und Eigenmittelvorschriften nicht ausreichend Wirkung? Ich habe schon immer zwischen international tätigen Investmenthäusern und den lokal agierenden Regionalbanken unterschieden. Das Geschäftsmodell der Vorarlberger Banken ist typisches Bankgeschäft: Sichere Verwaltung der von den Kunden anvertrauten Einlagen und nachhaltige Vergabe von Krediten an Unternehmen und private Haushalte. Dieses Geschäft kann – neben der Vermittlung verschiedenster Dienstleistungen wie beispielsweise der Zahlungsverkehrsabwicklung – mit zwei wesentlichen Kernaufgaben beschrieben werden: Zum einen mit jener der Fristen- und zum anderen mit jener der Risikotransformation. Das bedeutet: Eher kurzfristige Einlagen werden in langfristige Kredite gewandelt und zu sichernde Einlagen in höchstmöglich abgesicherte Kredite.
Das liest sich einfach, ist aber durchaus eine anspruchs- und verantwortungsvolle Aufgabe, mit dem Ziel – eingebettet in ein enges regulatorisches Korsett – gemeinsam mit den Unternehmen des Landes die wirtschaftliche Entwicklung sicherzustellen. Damit wird auch der für uns alle wichtige Lebensstandort gesichert! Das Geschäftsmodell der Groß- und vor allem jenes der Investmentbanken ist nur im Kern dasselbe. Ihre leider vorkommenden Schief-lagen resultieren nicht aus dem vorher beschriebenen Modell, sondern aus den unterschiedlichsten internationalen Verknüpfungen und aus dem Verkauf strukturierter Produkte. Bei der Credit Suisse kamen in den vergangenen Jahren verschiedene Skandale dazu, welche in der aktuellen Gemengelage – unter anderem mit den stark steigenden Zinsen und der Nervosität an den Börsen – zum Vertrauensentzug der Investoren und der Anleger geführt hat. 
Die Wirtschaft und im Speziellen das Bankgeschäft basieren in hohem Ausmaß auf Vertrauen und Psychologie. Entzogenes Vertrauen und fehlender Glaube an die Stabilität/Solvabilität können zum Untergang einer als unsinkbar gehaltenen Bank führen, wie der aktuelle Fall der Credit Suisse leider zeigt. Aus meiner Sicht ist das allerdings ein ganz spezifischer Fall ohne generelle Wirkung auf das gesamte System, jedenfalls nicht auf das in Vorarlberg und in Österreich seit Jahrzehnten tadellos funktionierende Regionalbankenkonzept.

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