Andreas Dünser

Chefredakteur "thema vorarlberg" (andreas.duenser@themavorarlberg.at)

„Eine Erfolgsgeschichte. Aber nur für uns“

Juni 2025

Die USA, drittgrößter Exportmarkt der Vorarlberger Unternehmen, waren ein zentrales Thema am Vorarlberger Exporttag. US-Handelsexperte Hasslacher rechnet damit, dass es „in Zollfragen zu einer letztlich pragmatischen Lösung kommt“.

Bereits zum zehnten Mal fand dieser Tage der Vorarlberger Exporttag statt; Wirtschaftsdelegierte aus 25 Ländern informierten im Montforthaus Feldkirch, berieten über 130 exportorientierte heimische Unternehmer, informierten über Märkte, Chancen, Gegebenheiten. Einer der Schwerpunkte war dabei den Vereinigten Staaten gewidmet, und das aus gutem Grund: Für Vorarlbergs Wirtschaft sind die USA nach Deutschland und der Schweiz zum mittlerweile drittwichtigsten Markt geworden.
Allein im ersten Halbjahr 2024 hatten Vorarlberger Unternehmen Waren im Wert von über 418 Millionen Euro in die USA exportiert. Auch aus gesamtösterreichischer Sicht ist der Handel mit den Vereinigten Staaten von immenser Bedeutung: Die USA sind der zweitgrößte österreichische Exportmarkt weltweit, sie sind der mit Abstand größte Exportmarkt in Übersee. Die Wachstumsraten der vergangenen Jahre waren zweistellig, allein 2023 hatten österreichische Unternehmen Waren im Wert von 15,5 Milliarden Euro in die Vereinigten Staaten exportiert. 
Doch dass das Exportgeschäft in den USA auch schon leichter war, zeigt allein ein Blick auf die Entwicklungen der vergangenen Tage: Am 23. Mai hatte US-Präsident Trump der Europäischen Union zunächst mit Einfuhrzöllen in Höhe von 50 Prozent ab dem 1. Juni gedroht, drei Tage später die Zölle allerdings wieder auf den 9. Juli verschoben, um mehr Zeit für Verhandlungen zu lassen. Sollten die Zölle in dieser Höhe kommen, könnten Österreichs Exporte in die USA laut einer Berechnung des Wirtschaftsforschungsinstituts WIFO um 29 Prozent zurückgehen.

Trump und der Protektionismus 
Wie also umgehen mit dieser Situation? Wie umgehen mit Trump? Zu diesen hochaktuellen Fragen nahm nun im Rahmen des Exporttags der Leiter des Außenwirtschaftscenters New York, Wilhelm Peter Hasslacher, Stellung. Wobei der Wirtschaftsdelegierte zunächst ein in den USA gekauftes, kleines Souvenir präsentierte: Eine Schokolade mit dem Konterfei Donald Trumps. „Das ist ein Hinweis darauf, wie derzeit die Situation in den USA ist“, sagte Hasslacher, „es geht einzig darum, geschäftliche Möglichkeiten zu maximieren.“
Soll heißen: „Unter Trump ist die US-Politik viel stärker opportunitätsgetrieben und geschäftsgetrieben geworden.“ Deutlich erkennbar ist laut Hasslacher, dass in Verhandlungen zwischen den USA und der EU höchst unterschiedliche politische Kulturen aufeinander träfen: „Die EU-Kommission agiert sehr korrekt nach administrativen Vorgaben, während die geschäftsgetriebenen US-Amerikaner unverzüglich Resultate sehen wollen, und vielleicht auch gar nicht wissen wollen, dass es realistischerweise gesehen Monate, wenn nicht gar Jahre dauert, ein Handelsabkommen in allen seinen notwendigen Details auszuhandeln.“ Doch die aktuelle US-Administration wolle eben verändern, wolle grundlegend ein System verändern, das in den Augen Trumps und der MAGA-Bewegung vor allem im Ringen zwischen den USA und China – dem eigentlichen Ziel der USA – nicht mehr funktionsfähig sei. „Im Grunde genommen“, sagte Hasslacher, „sehen wir einen Paradigmenwechsel, eine neue politische Ära, die eingeläutet worden ist, und deren Folgen wir heute noch nicht einmal abschätzen können.“ 
Zu beobachten sei derzeit ein Rückfall in Protektionismus, eine Bewegung weg vom freien Handel bin zum Aufbau von Handelshemmnissen, sagte Karlheinz Kopf, der Präsident der Wirtschaftskammer Vorarlberg: „Doch am Ende werden dadurch alle Nachteile erfahren, auch diejenigen, die glauben, sie könnten so ihre Märkte und ihre Unternehmen schützen.“ Der freie Handel als Pfeiler des Wohlstandes müsse unbedingt gewahrt bleiben, „wir alle wissen, welchen Stellenwert der Export für Österreich und besonders für Vorarlberg hat.“

Ein ertragreicher Markt 
Trotz aller gegenwärtigen Unklarheiten glaubt Hasslacher übrigens daran, dass es zumindest in Zollfragen zu einer letztlich pragmatischen Lösung kommen werde: „Meiner Einschätzung nach werden die Zölle im Endeffekt bei zirka zehn Prozent zu liegen kommen, also nur etwas höher sein als zuvor.“
Er habe gerade mit einem Vorarlberger Unternehmer gesprochen, der Käse in die USA exportiere, zuvor bei einem Zoll von 7,5 Prozent. „Der Unternehmer hat mir gesagt, dass sich Zölle von zehn Prozent auch noch gut darstellen lassen.“ Und warum? „Weil der US-Markt extrem ertragreich ist.“ Dort seien Konsumenten bereit, viel mehr Geld für Käse auszugeben, als das hierzulande der Fall sei. Und das gelte auch für andere Branchen, „in denen in den USA die Preise teils drei- bis viermal so hoch sind wie in Österreich.“ Soll heißen: Laut Hasslacher ist auch eine Zollerhöhung von ein paar Prozentpunkten für Österreichs produzierende Wirtschaft darstellbar. Der Export sei jedenfalls „die Lebensader Österreichs und Vorarlbergs“, die USA darin „ein Kronjuwel“, das es zu bewahren gelte: „Der Handel zwischen Österreich und den USA ist eine Erfolgsgeschichte. Aber nur für uns. Wir erzielen den weltweit höchsten Handelsbilanzüberschuss im Geschäft mit den USA.“ Hasslacher sagte auch: „Wir sind gut unterwegs, wir sichern unsere Marktanteile ab, wir profitieren vom dynamischen wachsenden Markt. Unser Interesse ist also klar: Kein Handelskrieg. Keine hohen Zölle. Und so wenig Disruption wie möglich.“
Nur: Wenig Disruption, das klingt so gar nicht nach Trump. Das sagte auch Hasslacher selbst: „Trump, diese Ausnahmeerscheinung in jeder Hinsicht, wird auch künftig je nach Lust und Laune Schlagzeilen produzieren.“

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