Christoph Jenny

Direktor der Wirtschaftskammer Vorarlberg

(Foto: © Dietmar Walser)

Hilfe für benachteiligte Jugendliche

September 2020

Die vergangenen Wochen haben eines gezeigt: Für die Lehrlingsausbildung ist Corona eine ernste Herausforderung. Man fürchtete, es gäbe künftig weniger Lehrstellen, die Betriebe würden sich von der Ausbildung im eigenen Betrieb verabschieden. Erstaunlicherweise hat sich aber entgegen so mancher Befürchtung herausgestellt, dass die Betriebe sehr wohl Lehrstellen anbieten, ähnlich viele wie im vergangenen Jahr. Damit besteht nach wie vor ein deutlicher Überhang an Lehrstellen gegenüber Lehrstellensuchenden. Das belegt auch das Ergebnis einer aktuellen Umfrage unter Vorarlbergs Ausbildungsbetrieben. An den Betrieben liegt es somit nicht, die suchen weiterhin dringend Personal. Ja, sie lesen richtig, die Betriebe brauchen weiterhin Fachkräfte. Unser Arbeitsmarkt zeigt aktuell „zwei Gesichter“: Auf der einen Seite haben wir eine hohe Arbeitslosigkeit, über 30.000 Menschen sind in Kurzarbeit. Auf der anderen Seite gibt es auch jetzt Branchen/ Berufe, für die sich nicht genügend Fachkräfte finden. 
Wir müssen daher den Fokus auf jene Jugendlichen richten, die bislang aufgrund schulischer Defizite, einem schwierigen sozialen Umfeld oder etwa einer fehlenden Berufswahlreife wenig Chancen auf eine Lehrstelle hatten. Konkret geht es darum, diesen den Weg ins Arbeitsleben zu erleichtern und den Betrieben damit die dringend benötigten Fachkräfte zur Verfügung zu stellen. Gelingen soll uns das über Anreize, diesen Jugendlichen eine Perspektive zu bieten, nämlich über ein neues vorarlbergspezifisches Förderprogramm.
Wir als Wirtschaftskammer haben daher gemeinsam mit dem Land den „Vor­arlberg-Bonus“ ins Leben gerufen, der Betriebe motivieren soll, Jugendlichen, die bis zum Ende des Sommer aus diversen Gründen keine Lehrplatzzusage bekommen haben, dennoch eine Ausbildung anzubieten.
Zudem sollen den Jugendlichen in Kombination mit der Ausbildungsstarthilfe über das ÜAZ Grundfertigkeiten vermittelt werden, um bisherige Defizite auszubügeln. Erklärtes Ziel ist es, diese Auszubildenden dann so rasch wie möglich – spätestens nach sechs Monaten – in die Ausbildungsbetriebe zu vermitteln. Die Details zu diesem „Vorarlberg-Bonus“ werden in den kommenden Wochen von Wirtschaftskammer und Land ausgearbeitet.
Bereits begonnen haben wir mit einer verstärkten Vernetzung des Jugendcoachings mit den Ausbildungsberatern, um die Erfahrungen im Umgang mit den Jugendlichen mit denen aus den Betrieben in Einklang zu bringen.

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