
KI – Experten skizzieren Vorarlbergs Zukunft
Oktober 2025
Künstliche Intelligenz (KI) bezeichnet die Fähigkeit von Maschinen, Aufgaben zu übernehmen, die normalerweise menschliches Denken erfordern. Dabei wird zwischen schwacher und starker KI unterschieden. Schwache KI, wie etwa ChatGPT, ist auf klar abgegrenzte Aufgabenbereiche spezialisiert. Sie analysiert Daten und erkennt Muster, ohne den Inhalt im menschlichen Sinne zu verstehen. Starke KI hingegen würde flexibel denken, selbstständig lernen und Probleme in völlig neuen Situationen lösen können – eine solche Form existiert bislang nur in der Theorie. Doch wohin führt die Reise? Auch in Vorarlberg? Drei Digitalexperten – Guntram Bechtold, Udo Filzmaier und Johannes Moser – skizzieren in diesem Schwerpunkt die mögliche Zukunft.
Was in Vorarlberg wirklich passiert
Wer nur eine Fähigkeit hat, verliert gegen Automatisierung. Wer verschiedene Felder vernetzen kann, schafft neue Lösungen. Mit viel Autonomie, Engagement und vor allem: Sinn.
Von Guntram Bechtold
In Sulz verkauft unser Self-Service-Laden handgemachten Käse von Andrea und Speck von der Saluver Alpe. In Dornbirn schreiben Maschinen Verträge, die Juristen als „vorbildlich“ loben. Unser 15-jähriger Sohn will Kaffeemaschinen 3D-drucken. Das ist keine Sci-Fi – das ist Vorarlberg 2025. Drei Geschichten zeigen, warum „des händ mir immer so g'macht“ zur gefährlichsten Strategie überhaupt wurde.
Ein Bild für eine neue Zeit
Unser digitaler 24/7-Bauernladen „RegionalLada“ in Sulz geht ab. Er erzählt die ganze Geschichte. Die Kunden scannen selbst, Lieferanten buchen die Ware ein und bekommen die Abrechnung digital – und den Kassendienst würde zu diesen Arbeitszeiten auch keiner machen wollen. Der RegionalLada ist Self-Service von Tag eins. Die Buchhaltung ist kleinteilig ohne Ende. Viele Kunden, tausende Transaktionen, dutzende Lieferanten. Zahllose gesetzliche und steuerrechtliche Anforderungen. Mit KI Vibe-Coding machbar. Präzise, effektiv. Digital.
Aber die regionalen Produkte? Echte Handarbeit. Schmeckbarer Mehrwert. Das ist die Zukunft: Automatisierung wo möglich, menschliche Qualität wo wertvoll.
Bei Stars Media sehen wir das täglich. Was früher Tage dauerte – Konzepte, Texte, Designs, Reports – macht die KI in Minuten. Ob's gut ist? Für Standardaufgaben: ja, absolut. Für den kreativen Kern, die strategische Denke, den echten Kunden-Spirit? Da braucht's uns. Wir nutzen mehrere selbst trainierte Modelle und haben für viele Kunden eigene KI-Setups gebaut. Heute gibt es KI schon an zahlreichen Stellen: Marktanalyse, Kandidaten-Scouting, Aufbau von Werbekampagnen, Programmierung interner Anwendungen, Buchhaltung, aber auch in der Strategie, Planung und Berechnung von Geschäftsplänen. Als hätte man eine eigene Beratungsabteilung, 24x7. Offen gesagt: Das ist die erste Version. Der Anfang. Tag 1.
Die Kehrseite? Vieles, was früher gefordert und bezahlt wurde, ist heute eingepreist. Pressearbeit, E-Mails, Management-Reports – macht die Maschine. Teilweise. Immer mehr. Auch dieser Text. In Teilen versteht sich. Als Digitaldienstleister ist es in unserer DNA, dass wir uns alle drei Jahre neu erfinden: Dieses Mal von der Ausführung zur orchestrierten Intelligenz mit kreativem Input.
Vorarlbergs stille KI-Revolution
Vergangene Woche: Ein Bregenzer Anwalt zeigt mir stolz einen „perfekten“ Kaufvertrag – vollständig KI-generiert. Studien, Berichte, ganze Bücher. Manches zu kleinen Teilen, anderes vollständig aus der Maschine. Ist es schlecht? Nein. Ist es gefährlich? Für manche schon.
Besonders für Eigentümer und Top-Manager wird's „zach“. Wer nicht zügig anpackt und adaptiert, hat bald kein Unternehmen mehr. Warum? Lineare, triviale Geschäftsmodelle werden vom Markt verdrängt. Zu ressourcenintensiv, zu kompliziert, zu langsam. Warum? Kunden sind klug. Sie sagen: zu aufwändig, zu analog, zu kunststoff- oder ölhaltig, zu giftig, zu fettig, zu wenig zirkulär. Kein Nutzen. Schlechter ROI. Drei Sterne. Die Welt sagt: Brauchen wir nicht mehr, geht anders. Geht besser.
Wir beobachten am Vorarlberger Markt viele Betriebe, die sich fragen: „Wo bekomme ich g'hörige Fachkräft her? Dia di passende Ausbildung hend. Und noche tund? Wo find i solche Mitarbeiter?“ Meine Antwort: „Ihr braucht andere. Nicht 'kleine Helferlein'. Dann habt ihr ein Problem mit dem Geschäftsmodell.“ Wer nur eine Fähigkeit hat, verliert gegen Automatisierung. Wer verschiedene Felder vernetzen kann, schafft neue Lösungen. Mit viel Autonomie, Engagement und vor allem: Sinn.
Was wegfällt? Standardprozesse, Wiederholungen, Commodities. Die Maschine macht's besser, schneller, günstiger. Der Wert fällt auf null. Die Konsumenten gewinnen. Was bleibt? Das Komplexe, Vernetzte, Kreative. Das typisch Vorarlbergerische: Qualität, Beziehungen, Vertrauen.
Die Bildungs-Wette auf unsere Zukunft
Unser Junior David (15) kam neulich: „Papa, lass uns eine Kaffeemaschine 3D-drucken!“ Diese Generation denkt richtig.
Unser einziger Standortvorteil? Gute Leute. Die hohe Ausbildungsqualität in Vorarlberg. Aber aufgepasst: Monoskills sind tot. Wir brauchen Menschen, die kreative, komplexe und anspruchsvolle Arbeit leisten. Mehr Ausbildung. Kulturell. Länger. Stärken stärken. Ab in die Privatwirtschaft. Systeme digitalisieren.
Beim Familienverband sehe ich: Unsere über 6000 Mitgliedsfamilien fragen sich, wie sie ihre Kinder auf diese Welt vorbereiten. Die Antwort: Lebenslanges Lernen als Familienkultur etablieren. Mit Freude. Mit Liebe. In der Schule, im Alltag. Die 400 Ehrenamtlichen in unseren Ortsgruppen zeigen's vor: vernetztes Denken, lokales Handeln, digitale Tools nutzen.
Der Aufruf ist klar: Nicht verkrampft und verträumt am Gestern festhalten. Das Heute ist entscheidend. Digitalisieren, automatisieren, machen – so gut es nur geht. Mit weniger mehr Wert schaffen. Große Organisationen werden zu Netzwerken aus kleinen, autonomen Teams. Mit neuen Ansätzen und Ideen. Mit Mut. Mit Verantwortung.
Was zählt in dieser neuen Welt? Denkmodelle, Bildung, Netzwerke, Beziehungen, Haltung. Das sind die neuen Währungen.
AGI kommt nicht. Die Super-KI steht nicht vor der Tür. Aber die schrittweise Innovation läuft JETZT. Jedes echte Unternehmen braucht seinen eigenen KI-Kern. Wie einen Internet-Anschluss. Geht ohne auch. Aber nicht gut. Nutzen wir die neuen Chancen – bevor andere es tun!
Guntram Bechtold, Gründer und Geschäftsführer der Digital-Agentur StarsMedia: „Nicht verkrampft und verträumt am Gestern festhalten. Das Heute ist entscheidend.“
Zwischen Fortschritt und Verunsicherung:
Wie KI unsere Arbeitswelt verändert
KI bringt neue Chancen. Aber der verantwortungsvolle Umgang mit ihr ist keine Option, sondern Pflicht.
Von Udo Filzmaier
Die Digitalisierung hat viele Gesichter – eines der prägendsten ist derzeit die Künstliche Intelligenz (KI). Was vor wenigen Jahren noch nach Science-Fiction klang, ist heute Realität in vielen Unternehmen: KI-gestützte Tools übernehmen Aufgaben, analysieren Daten, schreiben Texte, erkennen Muster. Als jemand, der sich intensiv mit wirtschaftlichen Entwicklungen in Vorarlberg beschäftigt, beobachte ich mit wachsender Aufmerksamkeit, wie diese Technologien unsere Arbeitswelt verändern – und die Menschen darin.
Effizienz trifft Menschlichkeit
KI verspricht Effizienz. Arbeitsabläufe werden schneller, präziser und oft auch kostengünstiger. In der Produktion, im Kundenservice, in der Verwaltung – überall dort, wo Prozesse standardisiert sind, zeigt KI ihre Stärken. Doch was bedeutet das für die Menschen, die bisher diese Aufgaben erledigt haben?
Viele erleben die Einführung von KI nicht nur als technische Innovation, sondern auch als persönlichen Einschnitt. Die Frage „Bin ich noch gebraucht?“ steht unausgesprochen im Raum. Diese Ängste sind verständlich – und sie verdienen Gehör.
Chancen für neue Rollen
Gleichzeitig eröffnet KI neue Möglichkeiten. Sie entlastet von monotonen Tätigkeiten und schafft Raum für Kreativität, Kommunikation und strategisches Denken. Wer bereit ist, sich weiterzubilden und digitale Kompetenzen zu entwickeln, kann von dieser Transformation profitieren. Es entstehen neue Berufsbilder, neue Anforderungen – und neue Chancen.
Doch diese Chancen sind nicht automatisch gerecht verteilt. Es braucht gezielte Qualifizierungsmaßnahmen, transparente Kommunikation und eine Unternehmenskultur, die den Menschen nicht als Kostenfaktor, sondern als Gestalter begreift.
Risiken erkennen, Verantwortung übernehmen
KI ist kein Allheilmittel. Sie kann Fehler machen, Vorurteile verstärken und Entscheidungen treffen, die nicht immer nachvollziehbar sind. Der verantwortungsvolle Umgang mit KI ist daher keine Option, sondern Pflicht. Datenschutz, ethische Standards und menschliche Kontrolle müssen integraler Bestandteil jeder KI-Strategie sein.
Rationalisierung: Eine stille Sorge
Ein Thema, das oft nur am Rande erwähnt wird, aber viele beschäftigt, ist die Rationalisierung. Die Sorge, dass KI nicht nur ergänzt, sondern ersetzt, ist real. Besonders in wirtschaftlich angespannten Zeiten kann der Druck steigen, durch Automatisierung Kosten zu senken – oft zulasten der Beschäftigten.
Hier braucht es klare Leitlinien und einen offenen Dialog zwischen Unternehmen, Mitarbeitenden und Interessenvertretungen. Rationalisierung darf nicht zum Selbstzweck werden, sondern muss eingebettet sein in eine langfristige Strategie, die auch soziale Verantwortung berücksichtigt.
Fazit: Der Mensch bleibt zentral
KI verändert unsere Arbeitswelt – tiefgreifend und unumkehrbar. Doch wie wir diesen Wandel gestalten, liegt in unserer Hand. Es geht nicht darum, Technik zu verhindern, sondern darum, sie sinnvoll und menschlich einzusetzen. Als Gesellschaft stehen wir vor der Aufgabe, Fortschritt und Fürsorge miteinander zu verbinden.
Ich bin überzeugt: Wenn wir den Menschen in den Mittelpunkt stellen, kann KI mehr sein als ein Werkzeug – sie kann zum Partner werden auf dem Weg in eine bessere Arbeitswelt.
Udo Filzmaier, Gründer und Geschäftsführer der F-Technologies AG: „Es geht nicht darum, Technik zu verhindern, sondern darum, sie sinnvoll und menschlich einzusetzen.“
Die Zukunft (mit) der KI
Künstliche Intelligenz verändert zweifellos viele Bereiche unseres Lebens. Udo und Guntram haben dies eindrucksvoll dargelegt. Weil künstliche Intelligenz durch einfache Tools wie ChatGPT alltagstauglich wurde, kommt die breite Masse dadurch auch direkt in Kontakt. Und ja, es ist beeindruckend, was damit möglich ist. Die Frage, wo das Ganze hinführt, ist naheliegend. Ängste gehen damit einher.
Von Johannes Moser
Technologie entwickelt sich, nicht zuletzt durch künstliche Intelligenz, schnell weiter. Künstliche Intelligenz agiert aber auf vielen Ebenen und wird Auswirkungen auf unseren Alltag, die Menschheit, die Umwelt und den Planeten haben. Es gibt viele Variablen im Spiel und deshalb ist es schwierig, eine klare Voraussage zu treffen, wie unsere Welt in 50 Jahren aussehen wird. Gerade weil nicht nur die künstliche Intelligenz, sondern auch Quantum Computing, Robotik und weitere Technologien große Fortschritte machen. Bei solchen Fragestellungen lohnt es sich, das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten.
Zuerst habe ich direkt die künstliche Intelligenz selber gefragt, wie sie in den nächsten 50 Jahren unser Leben verändern wird. Das hat sie dazu gemeint:
• Nahtlose Interfaces – KI versteht Sprache, Gestik, Gedanken.
• Gesundheit – Früherkennung von Krankheiten, Prävention im Alltag.
• Bildung – Jeder hat einen persönlichen KI-Tutor.
• Politik – Gesetzesfolgen werden vorab simuliert.
• Arbeit – Pflicht wird zur Wahl, Sinn rückt in den Fokus.
• Kultur – Mensch + Maschine schaffen neue Kunstformen.
• Ethik – Grenzen des Einsatzes werden zur Kernfrage.
• Ökologie – Planetare Ressourcen werden intelligent gesteuert.
• Identität – Menschsein erweitert sich durch Verschmelzung.
Das klingt einmal nicht nur negativ (und nach wie vor nach ganz viel Arbeit).
Welchen Einfluss wird sie nun auf unser Leben haben? Amaras Gesetz besagt, dass der Einfluss von Technologie kurzfristig eher überschätzt und langfristig unterschätzt wird. Demnach werden wir also nicht alle sofort unsere Jobs verlieren und wird die künstliche Intelligenz nicht die Herrschaft übernehmen. Langfristig wird es aber unser Leben in einer Art und Weise verändern, die im Moment schwer abschätzbar ist. Ein schönes Beispiel ist hier das iPhone, das anfangs extrem gehyped wurde. Aber die wirklichen Veränderungen sind erst längerfristig eingetreten, wie zum Beispiel Abo-Modelle für alles oder die Omnipräsenz von Video- und Fotoaufnahmen.
Will man etwas über die Zukunft lernen, lohnt es sich, in die Vergangenheit zu schauen. So heißt es. Künstliche Intelligenz wird Einfluss auf unsere Arbeit und Produktivität haben, das ist unbestritten. Viele Menschen machen sich Sorgen, ob sie weiterhin Arbeit haben werden. Das Konzept „Arbeit“ ist aber mit einem Blick zurück sehr jung. Die Menschheit hat den Großteil ihrer Zeit existiert, ohne dass sie zur Arbeit gehen musste. Auch haben wir uns immer an veränderte Gegebenheiten schnell angepasst. Als wir sesshaft wurden oder die industrielle Revolution stattgefunden hat, gab es (vermutlich) ähnliche Ängste. Wir existieren immer noch.
Versuchen wir uns dem über das größere Bild anzunähern. Wir steuern also auf einen Planeten zu, auf dem mehrere „Intelligenzen“ nebeneinander existieren. Oft wird angenommen, dass das neu ist für uns. Je nachdem wie man Intelligenz definiert, ist das seit jeher der Fall. Zumindest im Tierreich lässt sich Intelligenz finden und das nicht nur bei Artverwandten. Ebenso argumentieren manche Forscher, dass dies auch auf Pflanzen ausgeweitet werden kann. Und basierend auf physikalischen Gesetzen und Zusammenhängen sprechen manche auch von planetarer Intelligenz.
Die für mich spannendste Perspektive auf die Frage ist nun, wie wir uns als Mensch definieren. Da gibt es natürlich auch unterschiedliche kulturelle Prägungen, die mit unterschiedlichem Verständnis einhergehen. Ein klarer Trend ist, dass Texte von künstlicher Intelligenz nicht nur verfasst, sondern auch zusammengefasst oder konsumiert werden. Am Ende stehen wir womöglich vor einer Welt, in der nur noch Bots miteinander kommunizieren. Der Mensch steht auf der Seite und schaut zu und stellt sich die Frage: Was bin ich eigentlich und was ist mir wichtig?
Bei der künstlichen Intelligenz gilt vermutlich mehr denn je, dass der beste Weg die Zukunft vorauszusagen ist, sie zu gestalten. Im Moment züchten wir im Prinzip die erste Generation der Modelle künstlicher Intelligenz heran. Diese bauen nahezu ausschließlich auf menschlichem Wissen auf. Was ist aber mit den folgenden Generationen? Diese werden sich vorerst teilweise, aber dann vermutlich immer stärker auf Wissen aus älteren Generationen künstlicher Intelligenz aufbauen.
Deshalb müssen wir als Menschheit jetzt ein ordentliches Wertesystem in die aktuellen Modelle einbauen. Wenn ich mich auf dieser Welt im Moment so umschaue, sollten wir uns ohnehin gemeinsam darauf einigen. Denn bis auf weiteres wird auch weiterhin gelten, dass der Mensch die größte Gefahr für die Menschheit ist.
Johannes Moser, Digital-Entrepreneur und Gründer: „Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist sie zu gestalten.“
Und wem können wir glauben?
Von Andreas Dünser
In der Kunsthalle FRO im Foyer des ORF‑Landesstudios in Dornbirn stehen derzeit große Bildschirme. Darauf sind Teletextseiten zu sehen und Nachrichten zu lesen, wie beispielsweise „Kanzler in Skandal verstrickt … in der Region spitzt sich die Lage weiter zu … im Zentrum der Affäre … Tragödie …“ Der Clou daran? Die Nachrichten sind nicht echt. Es sind Schlagworte ohne Bezug zur Realität. Sie werden von einer Künstlichen Intelligenz generiert, die sich aus dem Internet bedient und dort Gefundenes nach einem Zufallsmodus zu neuen Meldungen zusammensetzt. Und sie gehen auf Sendung, ohne zuvor von einem Menschen kontrolliert worden zu sein. Droht das dem künftigen Journalismus?
Die von Medienkünstler Stefan Kainbacher geschaffene Installation ist dem sogenannten spekulativen und kritischen Design zuzurechnen - einer Kunstrichtung an der Schnittstelle von Kunst, Design, Technologie und Gesellschaftskritik, die mögliche Zustände simulieren und damit zu Diskussionen anregen will. Bei der Ausstellungseröffnung, im Gespräch mit ORF-Redakteurin Jasmin Ölz, erklärte Kainbacher mit Blick auf diese von der KI generierten Nachrichten: „Es ist eine extreme Überspitzung, es sind keine Inhalte mehr, es bleiben nur Stehsätze übrig.“ Wer sich die Nachrichten genauer ansehe, merke rasch, dass sie nicht stimmen könnten, dass sie Fake-News seien, sagte Ölz: „Aber was ist, wenn eine nachfolgende Generation das nicht mehr erkennt? Was passiert dann?“
Kainbachers Antwort? „Das ist weniger ein Generationenthema. Die Frage, die wir uns stellen müssen, ist vielmehr: Wann wird die KI so gut sein, dass nicht mehr unterscheidbar ist, wer Nachrichten schafft?“ Und diesem Punkt, sagte der Dornbirner, sei man „bereits sehr nahe“. Dass nicht mehr der Mensch, sondern nur noch eine Maschine anhand bestimmter Muster wie etwa Wort- oder Satzstrukturen überhaupt unterscheiden könne, was nun der Mensch oder was eine künstliche Intelligenz geschaffen habe.
Kainbachers Installation sei immens spannend, sagte ORF-Landesdirektor Markus Klement, werfe der Künstler doch zentrale Fragen im Spannungsfeld zwischen KI-generierten Nachrichten und menschengemachtem Journalismus auf: „Wohin geht die Reise? Wem können wir noch glauben? Wir stehen an einer Zeitenwende, was den Journalismus betrifft.“ Doch gerade jetzt, sagte Klement, könnten „die besten, die kreativsten Köpfe der Branche zeigen, was in ihnen steckt“. Der Journalismus wird gefordert sein, er muss unverändert Inhalte objektiv auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen, möglichst alle Seiten zu Wort kommen lassen, eine vertrauenswürdige Quelle sein, komplexe Inhalte verständlich kommunizieren.
Die Ausstellung zeigt die alternative, fragwürdige Zukunft des Journalismus. Man lese diese Meldungen, weil einem das Design des Teletextes seit Jahrzehnten bereits bekannt sei, man hinterfrage die Inhalte nicht mehr, gehe davon aus, dass die Meldungen wahr seien, sagte Kainbacher: „Dabei steht auf der Teletextseite links oben: 100 Prozent KI-generiert.“ Wer aber sieht einen solchen Hinweis? Der Nachrichtenkonsument in Eile gewiss nicht.
Seine Botschaft? „Wollen wir, dass Inhalte künftig nur noch automatisch von Computern erzeugt werden, ohne menschliches Zutun und ohne Kuratierung? Wird der Konsument überhaupt noch wirklich relevante Informationen bekommen? Oder nur noch mit Schlagworten und Headlines abgespeist werden? Wird es dann überhaupt noch relevant sein, was wir lesen?“ Dringend müsse man über diese Fragen nachdenken. Und sich von einer Illusion lösen: Von der Annahme, dass sich dieser Prozess noch aufhalten lässt. „Wir werden an der KI nicht vorbeikommen“, sagte Kainbacher, „sie kann zwar zwischen Gut und Böse nicht unterscheiden, aber sie wird Inhalte generieren.“
Die von Künstler Marbod Fritsch kuratierte Ausstellung in der Kunsthalle FRO ist öffentlich zugänglich und noch bis zum 23. November zu sehen.
In der Kunsthalle FRO im Foyer des ORF‑Landesstudios in Dornbirn stehen derzeit große Bildschirme. Darauf sind Teletextseiten zu sehen und Nachrichten zu lesen, wie beispielsweise „Kanzler in Skandal verstrickt … in der Region spitzt sich die Lage weiter zu … im Zentrum der Affäre … Tragödie …“ Der Clou daran? Die Nachrichten sind nicht echt. Es sind Schlagworte ohne Bezug zur Realität. Sie werden von einer Künstlichen Intelligenz generiert, die sich aus dem Internet bedient und dort Gefundenes nach einem Zufallsmodus zu neuen Meldungen zusammensetzt. Und sie gehen auf Sendung, ohne zuvor von einem Menschen kontrolliert worden zu sein. Droht das dem künftigen Journalismus?
Die von Medienkünstler Stefan Kainbacher geschaffene Installation ist dem sogenannten spekulativen und kritischen Design zuzurechnen - einer Kunstrichtung an der Schnittstelle von Kunst, Design, Technologie und Gesellschaftskritik, die mögliche Zustände simulieren und damit zu Diskussionen anregen will. Bei der Ausstellungseröffnung, im Gespräch mit ORF-Redakteurin Jasmin Ölz, erklärte Kainbacher mit Blick auf diese von der KI generierten Nachrichten: „Es ist eine extreme Überspitzung, es sind keine Inhalte mehr, es bleiben nur Stehsätze übrig.“ Wer sich die Nachrichten genauer ansehe, merke rasch, dass sie nicht stimmen könnten, dass sie Fake-News seien, sagte Ölz: „Aber was ist, wenn eine nachfolgende Generation das nicht mehr erkennt? Was passiert dann?“
Kainbachers Antwort? „Das ist weniger ein Generationenthema. Die Frage, die wir uns stellen müssen, ist vielmehr: Wann wird die KI so gut sein, dass nicht mehr unterscheidbar ist, wer Nachrichten schafft?“ Und diesem Punkt, sagte der Dornbirner, sei man „bereits sehr nahe“. Dass nicht mehr der Mensch, sondern nur noch eine Maschine anhand bestimmter Muster wie etwa Wort- oder Satzstrukturen überhaupt unterscheiden könne, was nun der Mensch oder was eine künstliche Intelligenz geschaffen habe.
Kainbachers Installation sei immens spannend, sagte ORF-Landesdirektor Markus Klement, werfe der Künstler doch zentrale Fragen im Spannungsfeld zwischen KI-generierten Nachrichten und menschengemachtem Journalismus auf: „Wohin geht die Reise? Wem können wir noch glauben? Wir stehen an einer Zeitenwende, was den Journalismus betrifft.“ Doch gerade jetzt, sagte Klement, könnten „die besten, die kreativsten Köpfe der Branche zeigen, was in ihnen steckt“. Der Journalismus wird gefordert sein, er muss unverändert Inhalte objektiv auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen, möglichst alle Seiten zu Wort kommen lassen, eine vertrauenswürdige Quelle sein, komplexe Inhalte verständlich kommunizieren.
Die Ausstellung zeigt die alternative, fragwürdige Zukunft des Journalismus. Man lese diese Meldungen, weil einem das Design des Teletextes seit Jahrzehnten bereits bekannt sei, man hinterfrage die Inhalte nicht mehr, gehe davon aus, dass die Meldungen wahr seien, sagte Kainbacher: „Dabei steht auf der Teletextseite links oben: 100 Prozent KI-generiert.“ Wer aber sieht einen solchen Hinweis? Der Nachrichtenkonsument in Eile gewiss nicht.
Seine Botschaft? „Wollen wir, dass Inhalte künftig nur noch automatisch von Computern erzeugt werden, ohne menschliches Zutun und ohne Kuratierung? Wird der Konsument überhaupt noch wirklich relevante Informationen bekommen? Oder nur noch mit Schlagworten und Headlines abgespeist werden? Wird es dann überhaupt noch relevant sein, was wir lesen?“ Dringend müsse man über diese Fragen nachdenken. Und sich von einer Illusion lösen: Von der Annahme, dass sich dieser Prozess noch aufhalten lässt. „Wir werden an der KI nicht vorbeikommen“, sagte Kainbacher, „sie kann zwar zwischen Gut und Böse nicht unterscheiden, aber sie wird Inhalte generieren.“
Die von Künstler Marbod Fritsch kuratierte Ausstellung in der Kunsthalle FRO ist öffentlich zugänglich und noch bis zum 23. November zu sehen.
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