Sabine Barbisch

Brigitte Weber – Zwischen Bosporus und Bodensee

September 2014

Wie die gebürtige Vorarlberger Architektin Brigitte Weber in Istanbul Karriere machte – und nun für Donald Trump ein aufsehenerregendes Projekt inmitten der Millionenstadt verwirklicht.

Die einzige Stadt der Welt, die auf zwei Kontinenten liegt, ist die Heimat der gebürtigen Sulnerin Brigitte Weber. Weber verbindet die Detailverliebtheit Vorarlbergs mit dem Denken in den großen Dimensionen Istanbuls und schafft so eine Architektur, mit der sie zu den ganz Großen in der Szene gehört.

Schon als kleines Mädchen träumte Weber vom Leben in einer Stadt. Auch ihr Interesse am Gestalten zeigte sich früh: Ihr Kinderzimmer diente Weber als erster Raum, in dem sie ihre Kreativität voll auslebte. Heute sagt Weber, für ihre Karriere sei entscheidend gewesen, dass sie dabei nie eingegrenzt wurde. Ihr beruflicher Weg führte Weber über Innsbruck nach Wien, wo sie 1994 ihr Architekturstudium abschloss. Kurz darauf gründete sie mit einem Kollegen ein Büro in Istanbul. Ihre erste Begegnung mit der Stadt war aber keineswegs so wunderbar, wie ihre heutige Begeisterung für Istanbul vermuten lässt. Der Smog der Millionenstadt im Winter war für Weber eine kleine Katastrophe. Schmunzelnd erzählt sie, wie sich das Blatt im darauffolgenden Sommer aber wendete: „Von einer Sekunde auf die andere war ich magisch angezogen. Der furchtbare erste Eindruck von Istanbul war beim Anblick des glitzernden Bosporus, der üppigen Prinzeninseln, des orientalischen Flairs, der quirligen Straßen und neuen Speisen der Stadt am Bosporus im Sommer sofort vergessen.“ Brigitte Weber hatte die Stadt ihrer Kindheitsträume gefunden.

Die Idee, ihr berufliches Wirken nach Istanbul zu verlagern, ergab sich aus einer Notsituation heraus. „In Österreich war es einfach zu schwierig, ein eigenes Büro zu eröffnen.“ In Istanbul sprach mit einem türkischen Geschäftspartner für die abenteuerlustige Sulnerin nichts dagegen. Türkisch lernte Weber auf ihrer ersten Baustelle. „Wenn man in einem Land lebt und die Sprache nicht spricht, hat man mit dem Land nichts zu tun. Und wenn man die Bücher einer Gesellschaft nicht lesen kann, versteht man ihre Kultur nicht“, ist die Architektin überzeugt.

Weber erzählt augenzwinkernd von der Hassliebe zwischen ihr und der Türkei. „Ich habe den typischen Blick der Vorarlberger für Details mit an den Bosporus gebracht und das Denken in größeren Dimensionen erst lernen müssen. Ausschließlich Hunderttausende Kubikmeter Stahl und Beton zu bearbeiten, macht mir aber trotzdem keinen Spaß – ich brauche Vielfalt im Job.“ In ihrem sozialen Umfeld in Istanbul hat Weber am meisten überrascht, wie die Gesellschaft sie ohne Kompromisse integriert hat. Sie, als die blonde Frau mit den blauen Augen, wird in der Öffentlichkeit zwar nach wie vor auf Englisch angesprochen, sie sei aber vorbehaltlos Teil der türkischen Gesellschaft geworden. „Ich bin hier voll akzeptiert.“ Das spiegelt sich auch in ihrer Arbeit wider. Mit dem Bau der „Trump Towers“ in Istanbul ist Weber auf ganzer Linie in der modernen Türkei angekommen. Nur wenige Architekten bekommen die Chance, ein Bauwerk mit diesen Dimensionen zu entwerfen: Die Zwillingstürme haben über 50 Geschoße und insgesamt 260.000 Quadratmeter. Doch Weber ist Abwechslung wichtig. Kurz darauf plante sie eine Reitanlage in der Türkei mit Holz und Know-how aus dem Bregenzerwald. Weber liebt die beiden Kontinente: „Istanbul ist meine berufliche Heimat, meine Wurzeln sind in Vorarlberg.“ Vor Kurzem hat sie sich ein Haus im Ländle gekauft. „Meine Zukunft liegt in der Verbindung von Bodensee und Bosporus.“

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