Sabine Barbisch

Christian Anwander – Vom Garten in den Dschungel

Oktober 2014

Da er die Vorarlberger Berge nicht mitnehmen konnte, hat sich der Mode- und Starfotograf Christian Anwander einfach ein paar Stück Bergkäse eingepackt und mit seiner ersten Reise nach New York gleich seinen Umzug in die Stadt der Superlative vollzogen. Für ihn ist es, als hätte er damit „einen Garten gegen einen Dschungel getauscht“.

Ob Williamsburg, der aufstrebende Stadtteil des New Yorker Bezirks Brooklyn, womöglich bald in „Gsi-Berg“ umbenannt wird? Möglich wäre es, denn der gebürtige Bregenzer und in den USA mittlerweile höchst eta­blierte Mode- und Starfotograf Christian Anwander hat dort – mit seinen ebenfalls aus dem Ländle stammenden Freunden – einen Antrag zur Namensänderung gestellt. Das erzählt zumindest Anwander selbst mit einem Augenzwinkern. Während Anwanders Jugendzeit galt seine Begeisterung dem Snow- und Skateboarden – bis zu dem Zeitpunkt, an dem seine körperliche Unversehrtheit in der Prioritätenliste weiter nach oben rückte und er seinen Platz hinter der Linse, aber dennoch nahe am Geschehen fand. So lag es auf der Hand, dass er bei Klaus Andorfer in Dornbirn das Handwerk professionalisierte und die Fotografenlehre abschloss. Mit 18 Jahren übersiedelte Anwander nach Wien. Bei einem Vorarlberger Landsmann, dem Starfotografen Günter Parth, perfektionierte er seine fotografischen Kenntnisse, bevor er seine beruflichen Pläne und Ambitionen diesbezüglich erst einmal auf Eis legte und zurück nach Vorarlberg zog. Doch lange hielt es ihn hier nicht. Er hatte ein Job­angebot aus den USA bekommen, das er annahm. Als sich dieser Job dann aber wider Erwarten in Luft auflöste, „nahm ich mein Glück selbst in die Hand und ging auf eigene Faust nach New York“, erzählt Anwander von der spontanen Aktion. Seine erste Reise in den Big Apple sollte gleichzeitig seinen Umzug dorthin bedeuten. „Kein Anfang ist ein Zuckerschlecken“, gibt er sich heute ganz pragmatisch. Seine erste Zeit in den USA beschreibt er dennoch als „sehr amüsant und abenteuerreich“. Obwohl Anwander erst seit 2005 in New York lebt und arbeitet, hat er sich als Mode- und Starfotograf einen großen Namen gemacht. Internationale Sport­stars wie Lewis Hamilton und Jenson Button hat er ebenso abgelichtet wie mit Daft Punk Größen der elektronischen Musik. Das renommierte „10 Magazine“ (siehe Bild) hat ihn ebenso für Cover-Shoots und Fotostrecken engagiert wie die Magazine „GQ“, „Le Monde“ und „Amica“. Um einige Erfahrungen reicher und einem breiteren Publikum bekannter hat Anwander auch sein Engagement bei der Casting-Show von Heidi Klum, „Germanys Next Topmodel“, gemacht.

Eine neue Weltoffenheit

An seiner neuen Heimat schätzt Anwander vor allem die Internationalität. „Dadurch entwickelt man hier eine ganz neue Weltoffenheit.“

Immerhin zwei Mal pro Jahr kommt er durchschnittlich auf Besuch in seine alte Heimat, denn obwohl er das „Jeder kennt jeden“-Gefühl nicht im Geringsten vermisst, hat er doch nach einigem Sehnsucht, das es eben nur hier gibt: „Ich vermisse hauptsächlich die Natur, die Berge, das Essen und natürlich Freunde und Familie.“ Da man nicht alles davon einpacken kann, versorgt sich Anwander bei Heimatbesuchen zumindest immer mit genügend Bergkäse. Den Unterschied zwischen Vorarlberg und den USA beschreibt Anwander kurz und bündig: „Es ist, als ob man einen Garten mit einem Dschungel vergleicht.“ So verwundert es auch nicht, wenn der Top-Fotograf sagt, dass der Schritt ins Ausland in beruflicher Hinsicht für ihn absolut nötig war. „Hartnäckigkeit, Weltoffenheit und Freundlichkeit“ – eine Portion von jedem dieser Werte rät Christian Anwander allen, die mit dem Gedanken spielen, im Ausland beruflich Fuß zu fassen. Und man kann fast erahnen, dass Abenteuerlust, Humor und gute Freunde – zumindest bei ihm – eine ebenso große Rolle gespielt haben.

 

Lebenslauf

Vom Ländle über Wienin den Big Apple
Christian Anwander, der am 7. Juni 1984 in Bregenz geborene Mode- und Starfotograf, absolvierte die Lehre zum Fotografen bei Klaus Andorfer in Dornbirn. Nach dem Umzug nach Wien im Jahr 2002 arbeitete er unter anderem bei Starfotograf Günther Parth. Nach einer kurzzeitigen Rückkehr ins Ländle lebt Anwander seit 2005 in New York und fotografiert selbstständig für Magazine und verschiedene Marken. Zuletzt fotografierte er die Band „Tokio Hotel“.  Weitere Projekte hat Anwander in der „Pipeline“.

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