Was ist ein Funke gegen ein Feuer?
Vertreibt unsere Informationskultur den Zugang zum Wissen?
Information ist wie Straßenmusik im Trubel einer Großstadt. Sie spielt laut, eingängig, zieht im Vorbeigehen Aufmerksamkeit auf sich und bekommt Münzen für jede gefällige Melodie. Man bleibt kurz stehen, hört ein paar Takte, vielleicht wippt der Fuß im Takt – dann geht man weiter.
Sie gleicht oft einer schnellen Schlagzeile, farbenfrohen Worthäppchen, die Bildschirme, Radio- und TV-Kanäle beherrscht, ein Fast Food des Denkens, das langfristig jedoch kaum nährt. Manchmal schreit sie uns in den buntesten Farben an, erscheint oft wie eine hyperaktive Märchenfigur, immer bereit, uns zur nächsten Story, zum nächsten großen Thema zu ziehen.
Wissen hingegen gleicht einem alten Buchhändler, der in einer ruhigen Ecke seines Ladens sitzt und auf Kundschaft wartet, die wirklich stöbern und entdecken will. Kein blinkendes Schaufenster, keine Werbung am Eingang – nur ein Laden, der nach Papier und Geduld duftet. Hier gibt es keine schnellen Antworten, eher Gegenfragen und Hinweise auf verborgene Regale. „Ich habe Zeit,“ sagt das Wissen. „Mich gibt es auch, wenn der Hype des Tages längst verflogen ist.“
Sind Information und Wissen also Konkurrenten oder gar Gegensätze? Jein. Information, wenn sie über ihre bloße Oberfläche hinausgeht, kann der erste Funken, das Einfangen eines Gedankens sein, der sich verinnerlichen, vervielfältigen und verstehen lässt. Wissen entsteht jedoch erst, wenn dieser Gedanke verankert und durchdrungen wird. Information als Ausgangspunkt, Wissen als das beständige Ergebnis. So funktioniert das.
Doch was passiert in einer Gesellschaft, die den Wert des Wissens hinter die Verlockung der schnellen Information stellt? Die Konzentration auf Kurzmeldungen, Reels und Tweets, PP-Vorträge mag unterhaltsam und/oder praktisch erscheinen, doch sie verändert unser Denken. In einer Kultur, in der Wissen zwar behauptet, aber nicht als praktischer Wert gilt, droht die notwendige Reflexion zur Fleißaufgabe zu verkümmern. Denn wenn schneller konsumiert als verarbeitet wird, verlernen wir innezuhalten und die Bedeutung von Zusammenhängen zu erfassen.
Der schnelle Informationskonsum führt dazu, dass tiefere Erkenntnisse oft nicht wahrgenommen oder gar abgelehnt werden. Wissenschaftliche Informationen und fundierte Argumente müssen sich in schrillen Debatten mit kurzlebigen Trends messen, während Oberflächliches oft unwidersprochen bleibt. Man schmückt sich mit einzelnen Funken. Das „Wissen wollen“ gerät außer Sichtweite und wird gegen das „Schnell-mal-informiert-sein“ ausgetauscht. Der Verlust fällt wenigen auf.
Wissen lehrt uns, dass Information nur das Echo dessen ist, was wirklich bleibt. Die notwendige Transmission unserer Gesellschaft wird nur erfolgreich sein, wenn wir das Feuer der Erkenntnis schüren, aber nicht vergessen, dass es dazu auch einen Funken braucht.
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