Herbert Motter

Von bescheidenen Anfängen zum Weltklasse-Festival

April 2025

Es war 1976 als kleine Reihe von Liederabenden und Kammerkonzerten in Hohenems geplant, heute ist es eines der bedeutendsten Lied- und Kammermusikfestivals der Welt: Die Schubertiade in Hohenems und Schwarzenberg, die 2025 nun ihre 50. Ausgabe feiert. 

Der Name Schubertiade stammt ursprünglich aus dem Freundeskreis von Franz Schubert (1797-1828) selbst. Zu seinen Lebzeiten fanden in Wien regelmäßig musikalische Abende statt, bei denen Schubert seine Werke aufführte. Diese geselligen Zusammenkünfte wurden bereits damals als Schubertiaden bezeichnet. Die moderne Schubertiade in Hohenems (und auch in Schwarzenberg) trägt diesen Namen als Hommage an diese historischen Zusammenkünfte. Dass Franz Schubert selbst nie in Hohenems war, spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Vielmehr geht es darum, sein Werk und seinen Geist in einem besonderen Rahmen zu pflegen und erlebbar zu machen.
Franz Schubert den gebührenden Platz neben Mozart und Beethoven einzuräumen, war die Idee der Schubertiade, die 1976 erstmals in Hohenems stattfand. Ins Leben gerufen vom deutschen Bariton Hermann Prey und dem österreichischen Kulturmanager Gerd Nachbauer. Am 8. Mai 1976 begann die erste Schubertiade mit einem Liederabend von Hermann Prey, begleitet von Leonard Hokanson am Klavier.
Prey hatte große Pläne. Ihm schwebte eine Art „Bayreuth für Schubert“ im Hohenemser Renaissance-Palast vor. Ein Ort, an dem man die einzigartige Gelegenheit haben sollte, das Gesamtwerk des Komponisten kennenzulernen. Das Konzept dazu war allerdings außergewöhnlich: Alle Werke sollten in chronologischer Reihenfolge ihres Entstehens aufgeführt werden. Doch Preys Idee war in diesem kleinen Rahmen weder künstlerisch noch finanziell durchführbar, daher zog er sich aus Hohenems zurück. 
Gerd Nachbauer übernahm Anfang der 1980er Jahre neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer auch die künstlerische Leitung (die er bis heute innehat) und erweiterte in der Folge auch das Programm. Bis zum Jahr 1983 wurden ausschließlich Werke von Franz Schubert aufgeführt. Seither stehen auch Werke anderer Komponisten – vornehmlich Schuberts Vorläufer, Zeitgenossen und Nachfolger – auf dem Programm.

Weltmarke „Schubertiade“
Der Erfolg der Schubertiade lässt sich auch in Zahlen festhalten. Seit dem Jahre 1991 sind das Festival und der ganzjährige Betrieb nicht mehr auf Subventionen angewiesen und finanzieren sich rein über die Erlöse aus dem Kartenverkauf. Mehr noch: Die Schubertiade hat sich in kürzester Zeit zu einer „Weltmarke“ unter den zahllosen Musikfestivals entwickelt, zu einem Kompetenzzentrum für die Musik Franz Schuberts sowie für Liedgesang und Kammermusik. Und zur Freude des heimischen Tourismus kann diese „Weltmarke“ nicht exportiert werden: Wer sie erwerben will, muss nach Vorarlberg kommen. So lockt die Schubertiade jährlich rund 35.000 bis 40.000 Besucher nach Schwarzenberg und Hohenems. Der größte Teil davon kommt aus dem deutschsprachigen Raum. Das Festival versteht sich aber seit Beginn an auch als Treffpunkt für Musikfreunde aus der ganzen Welt. Mit 50.400 Besuchern und 99 Veranstaltungen fand 2004 in Schwarzenberg die umfangreichste Schubertiade seit Festivalgründung statt.

Das „Who’s Who“ der Lied- und Kammermusikszene
Neben Hermann Prey zählte auch Peter Schreier zu einem Mann der ersten Stunde, und mit Christa Ludwig und Brigitte Fassbaender waren auch die großen Damen des Liedgesangs von Anfang an mit dabei. Und ohne Dietrich Fischer-Dieskau, er trat erstmals 1985 auf, wäre die Schubertiade geradezu undenkbar. Neben den Pianisten Sviatoslav Richter, Alfred Brendel und András Schiff prägten auch renommierte Kammermusikensembles wie das Alban Berg Quartett oder das Hagen Quartett das Bild der Schubertiade. Darüber hinaus haben auch Künstler wie Robert Holl, Thomas Quasthoff, Christoph Prégardien, Mark Padmore, Ian Bostridge, Piotr Beczala und Nikolaus Harnoncourt in den vergangenen Jahren wichtige Beiträge zum künstlerischen Format der Schubertiade geleistet. Zahlreiche Konzertmitschnitte wurden als CDs veröffentlicht.
Zur Tradition des Festivals zählt auch, sich mit jungen Interpreten um die Nachwuchspflege zu kümmern. Es ist bis heute ein großes Anliegen der Schubertiade, jungen Musikerinnen und Musiker die Möglichkeit zu geben, vor einem fachkundigen Publikum aufzutreten. 

Schubertiade 2025
Fünf Konzertperioden (drei in Hohenems, zwei in Schwarzenberg) werden heuer von April bis Oktober mit insgesamt 69 Veranstaltungen – 30 Liederabende, 25 Kammerkonzerte, 13 Klavierabende und eine Klaviermatinee – dem internationalen Publikum geboten. Damit wird die Schubertiade Hohenems und Schwarzenberg auch in ihrer 50. Ausgabe ihrem Ruf gerecht, das weltweit größte und renommierteste Schubert-Festival zu sein. Zentrale Veranstaltungsorte sind dabei der Angelika-Kauffmann-Saal in Schwarzenberg sowie der Markus-Sittikus-Saal in Hohenems, die beide mit ihrer phänomenalen Akustik für unvergleichliche Musikerlebnisse sorgen.
Die internationale Presse feiert in regelmäßigen Abständen das Festival. Exemplarisch schrieb Bernard Levin einmal in der New York Times: „Unter allen musikalischen Festivals der Welt – von denen es nun Tausende gibt – ist das von Hohenems vielleicht das reinste und am ehesten vollkommene.“

www.schubertiade.at

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