Klaus Feldkircher

(geb. 1967) lehrt an der FH Vorarlberg, ist als freier Journalist tätig und betreibt das Kommunikationsbüro althaus7. Als Autor, Texter und Konzepter hat er bereits zahlreiche Sachbücher veröffentlicht. Weiters ist er in der Erwachsenenbildung tätig und lehrt Deutsch und Latein an der Schule Riedenburg/Bregenz.

Poolbar – vom Punk zum regionalen Faktor

Juli 2025

Das Poolbar Festival geht mit Sommer 2025 in seine 32. Saison. Für eine Veranstaltungsreihe ist das ein bemerkenswertes Alter, trotzdem hat es die Poolbar geschafft, jung zu bleiben. Herwig Bauer, umtriebiger Geschäftsführer, berichtet von den Anfängen – und der Zukunft des Festivals. Von Klaus Feldkircher

Das Poolbar Netzwerk ist über Jahrzehnte gewachsen, faire Partnerschaften haben sich etabliert. Wo immer möglich, achtet das Team darauf, dass die Wertschöpfung in der Region bleibt: ein wichtiges Anliegen von Herwig Bauer.

Architekt mit gestalterischen Visionen
Bauer, der Architektur in Wien, Innsbruck und Mexiko studiert hat, ist Geschäftsführer der 2005 gegründeten Festival-GmbH, da die Leitung des Festivals inzwischen ein Fulltime-Job ist. Architektur spielt im Festival eine zentrale Rolle, weil sie – insbesondere durch die Gestaltung von Raum, Lebensraum und sozialen Prozessen – eng mit der Festivalarbeit verbunden ist.
Die Anfänge des Festivals reichen zurück zu den „Feldkircher KreAktiv-Wochen“ im Jahr 1994, die im Pförtnerhaus des damaligen Landeskonservatoriums stattfanden. Sie lebten von der Improvisation: ein Glasbläser-Workshop, ein Freundeskreis, ein spontanes Punkkonzert in einem stillgelegten Pförtnerhaus ohne Strom, Wasser oder Genehmigung. Ein Schlüssel genügte. Bereits 1995 wurde daraus das Poolbar Festival im alten Feldkircher Hallenbad. Mit der Gründung der GmbH im Jahr 2005 erfolgte ein weiterer Schritt in Richtung Professionalisierung.

Der Generator
Die künstlerische und gestalterische Dimension des Festivals ist eng mit seiner Entstehungsgeschichte verbunden: Aus einer Workshopreihe hervorgegangen, war es von Beginn an Ziel, gute Gestaltung zu integrieren. Anfangs übernahmen Freunde diese Aufgabe mit minimalem Aufwand. Bei einem der ersten Abschlussfeste jedoch begann der Abbau noch während der Veranstaltung und endete in einem vollständigen Abriss – für Bauer zunächst eine Katastrophe, rückblickend jedoch ein Wendepunkt, der das Team zwang, neu zu denken. Daraus entstand das Prinzip, die Gestaltung des Festivals jährlich neu zu erfinden.
Mit dem Wachstum des Festivals kamen Architektur-, Design- und Kunstwettbewerbe hinzu. Diese überzeugten jedoch nicht, da trotz großem Einsatz vieler Teilnehmender am Ende nur einer profitierte, während andere enttäuscht zurückblieben. „So verpuffte viel Energie, Talent und Zeit“, erklärt Bauer.
Daraus entwickelte sich der „Generator“ – kein Wettbewerb, sondern ein Labor für Festivalgestaltung. Bewerberinnen und Bewerber aus aller Welt werden nach Auswahl nach Hohen­ems eingeladen, wo sie gemeinsam mit dem Poolbar Team in Feedbackschleifen praktikable Lösungen erarbeiten. Seit 2016 leitet Victor Dölle das Architektur Labor beim Poolbar Generator. Ihm ist wichtig, dass sich besonders Studierende kreativ entfalten können. Der Rahmen wird zu Beginn bewusst offen gehalten. Der Generator startet in den Semesterferien, die Ausschreibung dafür erfolgt im Herbst.

Musik ist Trumpf
Auch musikalisch hat sich das Poolbar Festival stark weiterentwickelt. Bereits im ersten „echten“ Poolbar Jahr konnte das Poolbar Team mit H.P. Zinker eine Band buchen, die im New Yorker Underground als Größe galt – mit Hans Platzgumer als Gründungsmitglied. Die Gage betrug 25.000 Schilling, was für die Veranstalter eine hohe Summe war. Als die Band schließlich auf der Bühne stand, war das für Bauer ein besonderer Moment: „Die Musik, die der gesamte Freundeskreis hörte, wurde plötzlich live gespielt.“ Vieles ergab sich damals spontan, ohne dass die Hintergründe immer bekannt waren – ein Umstand, der laut Bauer entscheidend war. Hätte sich das Projekt nicht so früh verselbstständigt, wäre vieles nicht passiert. So entstand über die Jahre ein weit verzweigtes Netzwerk aus Agenturen, Bands und persönlichen Kontakten.
Wie diese Kontakte entstehen, lasse sich kaum standardisieren. Es gibt keine Formulare, sondern viele Wege, auf denen sich Verbindungen zu Musikern und deren Vertretern ergeben. In Einzelfällen bestehen direkte, teils vertrauliche Beziehungen zum Management – meist jedoch werden Bands über Agenturen ausgewählt. Die Herausforderung liege darin, den Filter so zu setzen, dass keine spannenden Acts übersehen werden. Gleichzeitig geht das Team auch aktiv auf Agenturen zu, wenn eine Band besonders überzeugt.

Breites Zielpublikum
Von Anfang an war es Bauer wichtig, das Festival möglichst breit aufzustellen – nicht nur aus ideellen, sondern auch aus pragmatischen Gründen. Ein sechswöchiges Festival mitten in der Provinz könne nicht allein von einer kleinen Szene getragen werden. Daraus wurde eine Art Mission: kulturelle Vielfalt von der Nische bis zum Pop. Zugleich legen Bauer und sein Team Wert darauf, dass die Bands, die auftreten, eine Botschaft haben. Es gehe um Haltung, um Inhalte. Gerade in einer überschaubaren Region sei es wichtig, Stimmen von außen zu hören – auch solche, die Widerspruch formulieren.

Kulturelle und wirtschaftliche Relevanz
In sechs Wochen bewegt das Festival rund 30.000 Menschen – eine Zahl, die zeigt, welche kulturelle Bedeutung es für die Region hat. Vorarlberg sei in vielen Bereichen gut aufgestellt, gerade im Theater und in der klassischen Musik. Im Bereich Pop und Independent hingegen passiere vergleichsweise wenig. „Das Gesamtkonzept hat Strahlkraft – und diese tut der Region gut“, ist Bauer von der Bedeutung seines Festivals überzeugt.
Neben der kulturellen spielt aber auch die wirtschaftliche Bedeutung eine Rolle. In diesem Zusammenhang erwähnt Bauer das Thema Umwegrentabilität: Übernachtungen, Gastronomie, lokale Betriebe und die weitere Wertschöpfung, die in der Region passiert. Daher bleibt zu wünschen, dass sich die Tradition des Poolbar Festivals noch lange behaupten wird können. www.poolbar.at/

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