Christoph Jenny

Direktor der Wirtschaftskammer Vorarlberg

(Foto: © Dietmar Walser)

Hilfe im „Kampf“ gegen die Bürokratie

März 2023

Die Herausforderungen für Unternehmen und Unternehmer sind vielfältig. Einige der Herausforderungen haben wiederum wechselseitige Auswirkungen, die Komplexität wächst stetig: Die Auswirkungen der Covid-Pandemie, der Krieg in der Ukraine, die hohe Inflation, massiv gestiegene Energiepreise, die Rohstoff-Preisentwicklung, die Stabilität von Lieferketten, die Verfügbarkeit von Arbeitskräften, die Liste ließe sich noch weiter fortführen.
Die Bürokratie hat davor aber nicht Halt gemacht. Eine Studie des Market-Instituts belegt, dass Jungunternehmen im Schnitt einen Arbeitstag pro Woche nur für Bürokratieaufwand (8,33 Stunden/Woche) verlieren. Und auch die Bertelsmann-Stiftung errechnete, dass rund zwölf Prozent der Wertschöpfung eines Unternehmens von der Bürokratie verschlungen werden. Während andere Länder diese Kosten senken wollen und Systeme wie „one in, one out“ – sprich, dass für jede neue Regelung eine alte „rausfliegt“ – etablieren, scheint sich in Österreich wenig zu bewegen.
Man kann Bürokratie auch als härtesten Konkurrenten für Unternehmer bezeichnen: Sie bremst den Tatendrang, mindert die Risikofreude und erstickt die Kreativität. Sie wird als lähmend, frustrierend und bedrohend angesehen. Wann, wenn nicht jetzt, wäre der richtige Zeitpunkt, um Verwaltungsreformen und Entlastungsprojekte für die krisengeschüttelten Unternehmer voranzutreiben? Wann, wenn nicht jetzt, könnte man den Unternehmern das Leben durch konsequenten Abbau bürokratischer Hürden zumindest ein wenig erleichtern?
Im Punkt 8.7 des aktuellen Arbeitsprogrammes der Vorarlberger Landesregierung ist die Rede von einer „Effektiven Verwaltung“, es heißt unter dem Punkt Bürokratieabbau und Deregulierung: „Weniger Regeln statt bürokratischer Hürden. Weniger Staat und mehr Hausverstand. Diese beiden Grundsätze prägen unser Bestreben beim Bürokratieabbau. Beschleunigte Abläufe, einfachere Verfahren und praxisnahe Bestimmungen sollen Wirtschaft und Bevölkerung eine spürbare Entlastung bringen.“
Dazu wurde für die Regierungsperiode 2019-2024 bereits eine Deregulierungskommission auf Landesebene eingesetzt. Die Wirtschaftskammer geht nun noch einen Schritt weiter. Mit einer neuen Ombudsstelle „Bürokratieabbau“ wollen wir künftig eine Anlaufstelle für Unternehmen bieten, die während einem Behördenverfahren mit Herausforderungen konfrontiert sind. Diese Unterstützung hat das Ziel, einen möglichst reibungslosen Ablauf des Verfahrens zu erreichen. Dadurch werden wir noch tiefere Einblicke in die vielschichtigen Problemlagen der Unternehmen mit der Bürokratie gewinnen und auswerten können. Das ist eine entscheidende Voraussetzung dafür, substanzielle Verbesserungen zu erreichen.

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