Guntram Bechtold

ist der Geschäftsführer der Stars Media IT GmbH in Dornbirn, einer führenden Performance Marketing Agentur, die sich auf e-Commerce, Digitalisierung und Lead-Akquise spezialisiert hat. Guntram lebt mit seiner Frau Veronika und den sechs gemeinsamen Kindern in Dornbirn und engagiert sich ehrenamtlich als Obmann des Vorarlberger Familienverbands.

Warum alte Gewohnheiten die Inflation in die Höhe treiben

Juli 2024

– und wie wir es stoppen können

Eine Gesellschaft, die stark auf manuelle Arbeit und deren Verwaltung setzt, hat Schwierigkeiten, Fortschritte zu machen und bleibt auf einem bestimmten Entwicklungsstand stehen. Dies führt dazu, dass sie im Vergleich zu fortschrittlicheren Gesellschaften zurückfällt. Langfristig kann dies zu einem allgemeinen wirtschaftlichen Rückgang und einer Abnahme des Wohlstands führen. Durch den Mangel an Innovation und Effizienz verliert die Gesellschaft an Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand. Diese Disruption passiert immer wieder, und aktuell sind wir genau in der Mitte einer solchen Transformationswelle, wie der russische Forscher Nikolai Kondratieff es beschreibt. Aber was steht dahinter?

Das Paradoxon der Leistungsbewertung
Das Paradoxon liegt in der Bewertung unserer Leistungen. Unsere Wirtschaft ist durch die Technologisierung und Innovation stark von diesem Effekt geprägt. Wir schaffen mehr mit weniger. Neuer Wert entsteht, alte Technologien treten in den Hintergrund. Ein Dilemma bricht auf: „Craftsmanship“ oder Innovation? Was passt? Das Kernproblem ist, dass bestimmte Branchen, wie Gesundheit, Gastfreundschaft und Bildung, sowohl relativ teuer als auch absolut unterfinanziert und unterbewertet sind. Dieses Dilemma ist eine der großen Quellen für eine starke gesellschaftliche Spaltung.

Das Problem manueller Arbeit
Neues kann nur geschaffen werden, indem wir alte Handlungsweisen über Bord werfen. Inflation zeigt in gewisser Weise, dass unsere Gesellschaft ausgelastet ist – dass sie keinen neuen Wert mehr herstellen kann. Die Frage ist also, woher eine sinnvolle Ressource kommen kann.

Effizienz durch Werkzeuge
Es geht nicht darum, bestehende Lösungen und Denkmodelle zu kritisieren, sondern zu erkennen, dass Menschen, die Werkzeuge einsetzen, ihre Ziele schneller und effizienter erreichen können als Menschen, die das nicht tun. Aus diesem Grund ist es entscheidend, dass wir uns konsequent bei unserem Tun am Konzept des Baumol-Effekts orientieren: Wichtig ist es, mehr mit weniger zu schaffen. Wenn wir nur „mehr mit mehr“ erreichen, treten wir auf der Stelle oder fallen zurück. Welche Ressourcen können wir also aktivieren?

Kultur als „magisches Potenzial“, als Investitionen in Menschlichkeit
Natürlich können wir punktuell oder bei wichtigen Dingen auch mal gegen den Trend gehen und entschlossen investieren. So können wir uns zum Beispiel dazu entscheiden, dass Kinderbetreuung von Menschen anstatt von Bildschirmen durchgeführt wird. Gleichzeitig ist es wichtig festzuhalten, dass es nicht realistisch ist, dass wir alles so weitermachen wie bisher, da es Verbesserungen gibt.

Bildung und lebenslanges Lernen
Unsere Gesellschaft und damit auch Ausbildungen sollten darauf abzielen, jede Person entlang ihrer Bildungs- beziehungsweise Lebensreise möglichst stark auszubilden. Immer wieder in Bildung einzusteigen und danach wieder auszusteigen. Wir sollten jede Person und jedes System dazu einladen, immer wieder neu zu lernen, Systeme zu verändern und zu wachsen.

Optimierung von Büro- und Verwaltungsstrukturen
Ein vermutlich gar nicht so offensichtlicher Lösungsansatz ist es, dass wir unsere Strukturen in Büros und der Administration betrachten müssen. Anders als vor 20, 30, 50 Jahren ist es heutzutage nicht mehr schwierig, Dinge sauber, gerecht und effektiv aufzuteilen. Auch die Abrechnung von Budgets ist heute viel einfacher geworden und die Kommunikation schneller. Die Uni Innsbruck hat hier konkrete Potenziale sichtbar gemacht.

Innovationsdruck und technologische Anpassung
Da manche Branchen viel schneller innovieren, werden diese Bereiche mehr nachhaltigen Wert schaffen und andere Zweige werden abgehängt. Es gilt deshalb, eine sinnvolle Optimierung und Technologisierung zu suchen, zu testen und zu entwickeln. Systematische Potenziale für neuen Wert zu entdecken und diesen auch zu heben. Dabei sollten wir nicht an alten Denkmustern hängen und gleichzeitig auch nicht irrational neue und sinnlose Technologisierung befürworten.

Potenziale besser nutzen
Die Chance, neuen Wert zu schaffen, liegt nicht in der Erschaffung und Erschließung neuer Ressourcen, sondern in der besseren Anwendung der bestehenden Potenziale. Wohlstand entsteht durch intelligente Umformung, Nutzung, Transformation und Innovation. Dies erreichen wir durch kleine Tests, Forschung, Daten und Experimente.

Wirtschaft als Werkzeug zur Lebensqualität
Wir sollten die Wirtschaft nicht als Sozialromantik sehen, sondern als Werkzeug, um Lebensqualität und Potenziale zu heben. Unsere bestehenden Systeme und bisherigen Prinzipien verleiten uns dabei zu falschen Entscheidungen: Weder „Craftsmanship“ noch „totale Automatisierung“ bieten die Lösung. Es geht um die Herausforderung, grundlegend „das Richtige“ zu suchen. Die Stoiker würden dies vielleicht zwischen Logos (Weltvernunft), kataleptischen Eindrücken (katalèptikè phantasia) und naturgemäßem Leben (kata physin) einordnen.

Perspektivenwechsel und neue Ansätze
Große Systeme, Verbände, Politik und Wirtschaftscluster, aber auch die „Weisheit der Menge“ (Wisdom of the Crowd), versuchen immer wieder durch neue Ansätze der Umverteilung, einzelne Schieflagen auszugleichen. Das Ergebnis ist jedoch gleichermaßen kurz gegriffen und sozial romantisch.
Vielleicht kann die Lösung durch einen Wechsel der Perspektive entstehen: Der Einsatz von neuen Systemen, Ansätzen und Technologie bei gleichzeitiger Optimierung nicht wertschöpfender Administrations- und Organisationsarbeit. Vom Tellerwäscher zum Innovator. In Zukunft sind wir alle Maker: Wir trainieren Maschinen, bauen Prototypen, entwickeln Apps, drehen Filme mit KI und schaffen Dinge und entwickeln Systeme, die neuen, skalierbaren Wert schaffen. 

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