Hundstorfers Milchmädchenrechnung
Auch von einem Sozialminister sollte man erwarten dürfen, dass er die betriebliche Wirklichkeit kennt – und seine Politik an dieser auch ausrichtet. Dass Rudolf Hundstorfer diese Erwartung erfüllt, darf bezweifelt werden. Denn sein Vorschlag, dass Arbeitgeber künftig für jede Überstunde einen Euro zahlen sollen, ist schlichtweg indiskutabel. Hundstorfer muss sich intensiv überlegt haben, wie man der österreichischen Wirtschaft noch mehr schaden und Leistung noch besser bestrafen kann. Denn der Straf-Euro wäre für Arbeitgeber, die Auftragsspitzen abfedern müssen, eine weitere unzumutbare Erhöhung der Lohnkosten. Im Klartext: Überstunden sind bereits jetzt für Betriebe äußerst teuer, aber unbedingt notwendig, um flexibel auf kurzfristige Arbeitsspitzen reagieren zu können. Und Flexibilität in der Produktion und in der Dienstleistung ist eine Grundvoraussetzung, um auf dem Markt und im Wettbewerb überhaupt bestehen zu können.
Der Minister sieht dies allerdings anders: Mit dem Überstunden-Euro würde Mehrarbeit auf zusätzliche Mitarbeiter verteilt, milchmädchenrechnete Hundstorfer – und sagte allen Ernstes noch dazu, dass der Straf-Euro österreichweit mindestens 8300 neue Arbeitsplätze schaffen werde. Da sagt selbst der in diesem Sinne ja unverdächtige Vorarlberger ÖGB-Vorsitzende Norbert Loacker, dass eine solche Idee „nur jemandem einfallen kann, der noch nie in der Wirtschaft gearbeitet hat“. Man könne Arbeit nicht so umverteilen, wie Schreibtischtheoretiker sich das vorstellen. Man kann es auch drastischer formulieren: Hundstorfers Vorschlag ist eine absolut wirtschafts- und leistungsfeindliche Schnapsidee – aber eben auch bezeichnend für den Kurs der Bundespolitik, Leistung immer noch mehr bestrafen und das Wirtschaftsklima im Land damit weiter vergiften zu wollen.
Was Loacker weiß, Hundstorfer aber nicht: Ein Straf-Euro träfe durch gezielten Überstundenabbau mit voller Härte auch viele leistungsbereite Arbeitnehmer, die dank der besser bezahlten Überstunden mehr verdienen.
Kommentare