Sabine Barbisch

Stefan Sagmeister – Bregenz als „Familien-Heimat“

Oktober 2014

Wie eine Wette den gebürtigen Bregenzer Stefan Sagmeister zum ersten Mal nach New York brachte, sein Herz beim Anblick der Skyline von Manhattan auch nach über zwanzig Jahren in New York noch immer schneller schlägt und er trotzdem oft seine Heimatstadt besucht.

Stefan Sagmeister gehört definitiv zur Top-Riege der internationalen Design-Szene. Er hat für BMW und die Rolling Stones gearbeitet, für Adobe und das Guggenheim-Museum, für Levi’s und die New York Times. Seine Werke zwischen Werbung und Kunst überraschen und begeistern nicht nur das Fachpublikum, sondern werden in Ausstellungen in New York, Philadelphia, Tokio, Osaka, Seoul, Paris, Lausanne, Zürich, Wien, Prag, Köln und Berlin auch von einer breiten Masse bewundert. Dass er einen gestalterischen Weg einschlagen würde, hat sich, wie Sagmeister erzählt, schon im Jugendalter abgezeichnet: „Ich habe mit 15 angefangen, für das kleine Jugendmagazin ‚Alphorn‘ zu schreiben, und habe sehr schnell entdeckt, dass mir das Layouten mehr Spaß macht.“ Auch dass er nicht für alle Zeiten im beschaulichen Vorarlberg leben würde, konnte man ob Sagmeisters früher Faszination für Städte schon annehmen: „Mit zehn war der große Spaß in München zu finden, mit 13 in London.“ Nach der Matura folgte aber erst einmal ein Studium an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Durch eine Wette kam seine erste Reise nach Amerika zustande, denn der Verlierer – Schwager Armin – spendierte den Trip durch die USA: „Wir sind mit dem Greyhound-Bus von New York aus nach Washington, Miami, New Orleans und Chicago gefahren, begeistert hat uns allerdings nur New York. Ich wusste am ersten Tag, dass ich hier einmal leben möchte.“ Und Sagmeister setzte diesen Traum auch bald in die Realität um. Mit einem Fulbright-Stipendium studierte er am Pratt Institute in Brooklyn, darauf folgte der Zivildienst in Wien. Nach dieser kurzen Rückkehr nach Österreich schlug Sagmeister seine Zelte in Asien bei der Werbeagentur Leo Burnett auf: „Ich habe in Hongkong sicherlich härter gearbeitet als jemals davor oder danach. Die größten Einflüsse kamen aber weniger aus der asiatischen Kultur, sondern hauptsächlich aus dem dort vorherrschenden reinen, totalen Kapitalismus.“ Nach zwei Jahren in der asiatischen Metropole entwickelte er sich nach eigenen Angaben „zu einem solchen Yuppie, dass ich gern in das vergleichsweise soziale New York ging“. Dort war er für das Grafik- und Produktdesign-Unternehmen M&Co tätig. 1993 folgte dann mit der Gründung von Sagmeister Inc., Stefan Sagmeisters erster eigener Agentur in New York, der nächste große Karriere­schritt. Seit 2011 führt Sagmeister seine Agentur zusammen mit Designerin Jessica Walsh unter dem Namen Sagmeister & Walsh. Trotz seiner vielen aktuellen Projekte reist Sagmeister bis zu sechs Mal im Jahr nach Vorarlberg. Er sagt selbst von sich, hauptsächlich seine Brüder und Schwestern zu vermissen. Rituale, die die kleinen Dinge betreffen, gibt es bei Sagmeisters Heimatbesuchen aber trotzdem: „Wenn ich in Bregenz bin, esse ich meist eine Leberkässemmel beim Rimmele, ein Schnitzel im Hirschen, einen Lumpensalat im Kornmesser und eine Currywurst vom Heifri.“ Vom Ort her sei natürlich New York seine Heimat, „meine Familien-Heimat ist aber in Bregenz. Hier ist auch die Lebensqualität unglaublich hoch, zwischen See und Berg, Zürich und Mailand, Spielboden und Kunsthaus gibt es viel zu tun.“ Aber selbst wenn Sagmeister nur wenige Tage nicht in New York ist, freut ihn die Heimfahrt vom Flughafen nach Manhattan immer sehr, denn da gebe es „diesen einen Punkt vor dem Midtown-Tunnel, von dem aus man die ganze Skyline zum ersten Mal sieht, da schlägt das Herz jedes Mal schneller“. Über zukünftige Projekte will der Designer nicht sprechen, da ihm „in der Vergangenheit durch das Reden die Lust an der Durchführung abhandengekommen ist“, wie er erklärt. Obwohl wir also nicht wissen, welchen Coup Sagmeister als Nächstes plant, so ist doch davon auszugehen, dass sein Schaffen Wellen bis nach Vorarlberg schlagen wird.

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