
„Eine andere, einfache Sprache“
Erfolgreichere Klimapolitik durch Vereinfachungen? Von Hollywood-Star Arnold Schwarzenegger und der Omnibus-Verordnung der Europäischen Union.
Was haben Arnold Schwarzenegger und die Omnibus-Verordnung der EU gemein? Auf den ersten Blick verbinden den Action Hero und ein Gesetz nicht sonderlich viel, auf den zweiten Blick durchaus: Beide wollen etwas zur Erreichung der Klimaziele beitragen, wirken dabei für manche zunächst aber gar kontraproduktiv.
Schwarzenegger mit einem nicht sonderlich klimafreundlichen Lifestyle eines Jetset-Superstars mit republikanischem Hintergrund. Das Gesetz wiederum mit seinem scheinbaren Rückbau von bereits fixierten Nachhaltigkeits-Vorgaben – für manche Zeichen eines Rückschritts im Kampf gegen den Klimawandel. Vor allem aber haben der Star und das Gesetz etwas gemeinsam. Sie schlagen beide einen Weg vor, den es vermutlich braucht, um tatsächlich effektive Fortschritte zur Erreichung der Klimaziele zu bewirken, nämlich: eine Vereinfachung.
Vorgaben und Themen rund um Nachhaltigkeit sind in den vergangenen Jahren immer umfassender und komplexer geworden, zusätzlich versehen mit einer Terminologie, die kaum noch jemand versteht: CSRD, Taxonomie, Lieferkettengesetze. Und alles soll dabei von Unternehmen bedient werden, von Energiethemen und CO2 über Kreislaufwirtschaft bis hin zu gesellschaftlichen Themen wie beispielsweise den Menschenrechten. Das Ergebnis ist eine Überforderung der Menschen und ganz besonders der Unternehmen. Letztere hätten zu umfassenden Berichtspflichten verpflichtet werden sollen, im Endeffekt aber wird der Fokus durch die gesetzten Maßnahmen auf Dokumentation, Datensammlung und Weitergeben von Verantwortung gelenkt, und nicht auf das eigentliche Ziel: Das selbstwirksame Tun.
„Wir müssen eine andere, einfache Sprache finden, um die Leute zu erreichen, damit sie für das Klima ins Tun kommen.“ So lautete Schwarzeneggers zentrale Botschaft bei seinem heurigen, alljährlich in Wien stattfindenden Klimagipfel. Einem sehr lebendigen US-amerikanischen Format. „Terminate pollution“ und „saubere Luft“ sagt der Terminator, in der Absicht, das anzusprechen, was die Leute verstehen und wollen. Auch wenn seine Botschaften auf den ersten Blick zur Bekämpfung des Klimawandels zu einfach wirken, hat er vermutlich recht. Versteht die breite Masse der Menschen, dass die Luft sauberer wird, wenn Öl, Gas, Benzin und Diesel nicht länger verbrannt werden und wenn sie dadurch ins vielzitierte Tun kommen, ist viel gewonnen.
Der charismatische ehemalige Bodybuilding-Star – Schwarzenegger hatte sieben Mal den Titel „Mr. Olympia“ gewonnen – zog da eine Parallele zu seinem Sport. Er berichtete, dass in den 1970ern zunächst niemand an Bodybuilding interessiert war, bevor in den 1980ern dann von Kalifornien ausgehend eine riesige Fitness-Bewegung entstand und allmählich zur Massenbewegung wurde. Heute wird überall trainiert, weltweit. Solche einfachen Narrative, sagte Schwarzenegger, brauche es auch zur Bekämpfung des Klimawandels.
Dementsprechend betreibt der heute 78-Jährige mit seiner durchaus erfrischenden Mentalität Kampagnen wie „Pump for the Planet“, bei denen jeder mit einfachen Schritten etwas „for a healthy planet“ beitragen kann. Mit dem Fahrrad fahren oder zu Fuß gehen, saisonale Lebensmittel oder eine wieder verwendbare Trinkflasche nutzen, eine Minute kürzer duschen als üblich; Beispiele wie diese würden zum „ultimativen Workout für die Umwelt“ führen, heißt es auf der Homepage der Kampagne.
Vereinfachung und gleichzeitig mehr Effektivität, so kann man auch die Ziele der Omnibus-Verordnung lesen: zunächst hat die EU mit Ende Februar durch Fristverschiebungen, das Einschränken von Reportingpflichten auf Großbetriebe und Lieferketten-Nachweise nur mehr auf direkte Geschäftsbeziehungen Druck von den Betrieben genommen. Was in weiterer Folge wie kommt, ist noch unsicher. Aber Fakt ist: Die Klima-Ziele bleiben, sie wurden nicht aufgeweicht, aber es kommt nicht alles auf einmal, und es muss weniger berichtet werden.
Im ersten Moment könnten sich viele Unternehmen nun denken, sie wären nicht betroffen und könnten sich zurücklehnen. Nichtstun wäre jedoch keine gute Idee. Die indirekte Betroffenheit, auch als kleiner Lieferant, der unumkehrbare Trend zur Transparenz und der immer stärker werdende Wettbewerb machen es lohnenswert, an Umwelt- und Klimathemen dranzubleiben und Engagement sichtbar zu machen. Zudem sind Ressourceneinsparungen in der wirtschaftlich angespannten Situation und mehr Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern in der aktuell geopolitisch unsicheren Situation vielleicht keine schlechte Idee – auch vor dem Hintergrund der EU-Pläne, ab 2028 kein Gas aus Russland mehr zu importieren.
Die aktuelle Omnibus-Vereinfachung bei der Dokumentation sollte daher als Chance genutzt werden, den aktuellen Fokus auf tatsächliche klimarelevante Maßnahmen im eigenen Wirkungsbereich zu lenken und diese mittels dem frisch veröffentlichten, freiwilligen und vereinfachten europäischen Berichtsstandard für Klein- und Mittelbetriebe (VSME) zu dokumentieren. Sprich: Das Verbrennen von fossilen Energieträgern wie Öl, Gas, Benzin und Diesel konsequent zu reduzieren. Hier ist zeitnahes Handeln für ein stabiles Klima entscheidend. Und tatsächlich war dies auch noch nie so einfach wie jetzt. Denn die Technologie bietet ein breites Feld an Möglichkeiten: leistungsstarke E-Fahrzeuge, Wärmepumpen zum Heizen von Gebäuden, als auch in industriellen Prozessen, Photovoltaik und vieles mehr. Wenn jeder seinen Bereich tatkräftig optimieren, nämlich dekarbonisieren würde, würden vielleicht andere Themen, wie etwa das der Lieferketten mittelfristig obsolet.
Auch wenn ihn die Ignoranz der US-amerikanischen Regierung in Klimafragen frustriert, bleibt Schwarzeneggers Blick stets auf das Positiv-Konstruktive gerichtet. Er sagt: Die Kraft komme ohnehin nicht von oben, sondern von den Menschen in den Regionen, die Lösungen entwickeln. Die sind für den Hollywood-Star die wahren „climate action heroes“, die Schritt für Schritt an einem gesunden Planeten arbeiten. Von letzteren hatte er auch einige bei seinem Spektakel in der Hofburg dabei, Tony Blair beispielsweise, den ehemaligen britischen Premierminister sowie zahlreiche andere engagierte Stars und Unternehmer. Der ehemalige Gouverneur von Kalifornien berichtete auch, dass große US-amerikanische Konzerne wie Apple oder Meta ihre Treibhausgasemissionen bereits bis zu 97 Prozent reduziert hätten, dass Google seine Dienste mittlerweile zu 60 Prozent aus erneuerbaren Energien betreibe und dass Amazon bereits zehntausende elektrische Fahrzeuge im Einsatz habe. Der Action Star empfahl den diversen CEOs auch recht nonchalant, in klimafreundliche Technologien zu investieren, er sagte in seiner typischen Art: „go out and do something, kick a**!“ „Action“ – simpel, direkt, in Schwarzenegger-Manier eben.
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