Zu Studienzeiten hasste ich die Pestwurz wie die Pest: In die Bergflanken eingeschnittene Bäche, die ohne Bewuchs beste Einblicke in den geologischen Untergrund hätten liefern können, waren von ihr zugewuchert. Wollte man dem Bach folgen, um doch noch brauchbare Aufschlüsse zu finden, musste man sich durch das Blätterwerk kämpfen – ohne zu sehen, wie der Untergrund beschaffen war, und wo die Stolperfallen lauerten. Ihre Blätter wiederum waren mit Zecken verseucht. All dies war freilich ein Phänomen des Sommers. Denn jetzt im Frühling zeigt sich die Pflanze völlig anders.
Die Gewöhnliche = Rote Pestwurz (Petasites hybridus) blüht früh im Jahr. Ihre Blütenstände fallen auf: Der aufrechte und dicke, spinnwebig-flockig oder wollig behaarte Schaft ragt zur Blütezeit bis zu 40 Zentimeter in die Höhe. Zur Fruchtzeit erreicht er gar eine Länge von 70 bis 80 Zentimetern. Lanzettliche, meist purpurfarben überlaufene Stängelschuppen sind weich und hängen an ihm schlaff herab. Der oval-traubige Blütenstand besteht aus zahlreichen rötlich-weißen Blütenkörbchen. Wie bei allen Korbblütlern sind in jeder Blüte Staubbeutel und Stempel, also männliche und weibliche Blütenteile, vorhanden. Doch um Selbstbestäubung zu verhindern, ist auf einer Pflanze immer nur einer der beiden Blütenteile aktiv: Entweder stellen alle Staubblätter Pollen her, während die Stempel keine fruchtbare Samenanlage besitzen, oder umgekehrt. Oder anders ausgedrückt: Obwohl sie im