Wie in vielen Bereichen dominieren auch in den Wissenschaften die Moden. Zwar sollte es nur um Erkenntnis und Wahrheit gehen, doch die Arten und Weisen, zu forschen, sind Konjunkturen und Geschmacksrichtungen unterworfen wie vieles in unserer Gesellschaft. In der Geschichtswissenschaft gab es in den letzten Jahren wenige Konzepte oder Moden, die so erfolgreich – und folgenreich – waren wie jene der von Pierre Nora entwickelten „Erinnerungsorte“ (lieux de mémoire). Der Witz am Konzept der Erinnerungsorte war, dass es sich gegen die Historiker richtete, denen vorgeworfen wurde, mit ihrer wissenschaftlichen Verfahrensweise verschiedene wichtige Dinge zu verdrängen. In den Erinnerungsorten dagegen würden geschichtliche Tatbestände aktuell, ohne dass Historiker das verhindern könnten.