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Hans Mentz, Satirike
Dirk Brockmann, Komplexitätsforscher
Daniel Kehlmann, Schriftsteller
Byung-Chul Han, Philosoph
Ursula Weidenfeld, Journalistn
Christian Stocker, Kognitionspsycholog
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Natürlich bereitet mir der Höhenflug der...
Natürlich bereitet mir der Höhenflug der politischen Extreme Sorge. Auch in Vorarlberg haben 27 Prozent für den selbsternannten Volkskanzler gestimmt. 73 Prozent aber eben nicht, und das selbst in angespannten Zeiten. Außerdem sind die meisten der 27 Prozent keine Extremisten.
Klar, manche werden nicht erreichbar sein: Wer Nazilieder grölt und mit Identitären marschiert, wer seit der Pandemie an die große Verschwörung glaubt und nur den rechten Einheitsbrei der alternativen Medien verfolgt, wird von einer breiten, gemäßigten Mitte schwer zu überzeugen sein. Da vertraue ich unserem demokratischen Rechtsstaat.
Mir geht es vielmehr um die Bekannten, die mit mir Fußball spielen, denen ich im Zug gegenübersitze, mit denen ich vielleicht auch arbeite. Um den Teil der 27 Prozent, den ich niemals als extrem abstempeln würde. Da gibt es berechtigte Ängste, die Populisten leider auf unverantwortliche Weise zu schüren wissen.
In Gesprächen mit diesen Menschen gibt es oft schon nach wenigen Minuten einen kleinen gemeinsamen Nenner – selbst ein gestärktes Europa, die Unverhandelbarkeit der Menschenrechte und der Schutz des Planeten erscheinen dann meist plausibel. Mir fällt auf, dass vielen jungen Menschen unkontrollierte Migration und der politische Islam Sorge bereitet. Der deutsche Minister Cem Özdemir hat kürzlich von unangenehmen Erfahrungen seiner Tochter mit Migranten berichtet. Özdemir wurde dafür aus seiner eigenen Partei scharf kritisiert.
Doch genau darüber sollten wir reden. Diese Themen dürfen wir nicht den Extremisten überlassen. Wer die Ängste so vieler Menschen nicht ernst nimmt und mit moralischem Überlegenheitsgefühl auf sie herabsieht, verhärtet nur die Fronten. Und stärkt die Ablehnung gegenüber konstruktiver Politik. Das wäre mit Blick auf die nächsten Wahlen ein Fehler.
Bis heute haben es Startups in Vorarlberg...
Bis heute haben es Startups in Vorarlberg schwer, als das wahrgenommen zu werden, was sie sind: Innovationsmotoren, die unsere Zukunft prägen – sei es eigenständig oder durch Kooperationen. Diese Unternehmen sind für eine zukunftsorientierte, nachhaltige Wirtschaft unverzichtbar.
Damit Startup-Gründer:innen jedoch ihre Ideen verwirklichen können, benötigen sie Unterstützung, Vertrauen und Raum. Es braucht Mut, neue Ansätze zu fördern, auch wenn sie riskant erscheinen. Denn gerade diese Wagnisse bringen den Wandel, den wir brauchen – nicht nur durch die Ideen selbst, sondern auch durch das dahinterstehende notwendige Mindset.
Immer noch blicken wir neidvoll auf namhafte Startup-Metropolen, in denen Startups längst als wichtige wirtschaftliche Akteure verstanden werden. Vorarlberg funktioniert jedoch ganz anders: Unser Weg muss sein, regionale Stärken zu betonen und ein eigenes Ökosystem zu schaffen. Anstatt Großstädte zu imitieren, können wir eine nachhaltige Startup-Kultur fördern, die auf Authentizität, Gemeinschaft und einem starken Netzwerk basiert.
Ryan Gellert, CEO von Patagonia, bringt es meiner Meinung nach auf den Punkt: „Wir haben das Recht verloren, pessimistisch zu sein.“ Wenn wir nicht entschlossen und optimistisch losgehen, werden wir auch nie dort ankommen, wo wir hinwollen. Es gilt, den Spirit von Startups in unsere Gesellschaft und bestehenden Unternehmen zu integrieren, damit innovative Vorhaben eine Bühne bekommen. Unsere Aufgabe ist es, das Bewusstsein zu stärken, damit dieser Spirit nicht durch Tradition oder Risikoarmut erstickt wird, und der Region somit neue Wettbewerbsvorteile verschafft werden können.
Seit drei Jahren sammeln wir im Vorarlberger...
Seit drei Jahren sammeln wir im Vorarlberger Kinderdorf (www.wir-kinder-vorarlbergs.at) Kindheitsgeschichten aus Vorarlberg. Die Erzählungen zeigen, was Kinder stark macht. „Machen lassen statt bremsen“, so beschreiben viele in ihren Erinnerungen das Credo ihrer Perspektivengeber. Sie halten kein Plädoyer für einen naiven „Laissez-faire Erziehungsstil“, sondern sprechen von Erwachsenen, die in ihre Fähigkeiten vertraut haben. Das Resultat sind Mut und Entscheidungsfreude.
Das ist wichtig, denn für die Entwicklung unserer Gesellschaft brauchen wir mutige, entscheidungsstarke Bürger und Bürgerinnen. Die Geschichten machen bewusst, dass es an uns Erwachsenen liegt, ob Kinder das dafür notwendige Vertrauen erhalten und wie es gelingt, Kindern Lebensmut zu geben. Heute reden wir vom Zeitalter der multiplen Krisen und Transformationen. Das macht wenig Mut. Wir brauchen Initiativen, die Zuversicht und Orientierung vermitteln. Entscheidend sind dafür Vertrauen und sichere Freiräume für Entwicklung.
Deshalb hat es uns gefreut, dass Jugendliche aus Vorarlberger Schulen, die wir zu einer Innovationsplattform für die Entwicklung von neuen „Spielräumen für Kinder“ eingeladen haben, selber diese Freiräume eingefordert haben. Anstatt Angebote von Erwachsenen zu verlangen, haben sie die Idee für das „Camp Freigeist“ entwickelt. Jugendliche verbringen eine Woche ohne Erwachsene im Kinderdorfhaus in Schönenbach. Die Verantwortung für das Programm inklusive Kochen und Aufräumen übernehmen sie selbst. Dafür wollen sie mit uns Jugendliche für diese Aufgabe ausbilden. Wir werden gemeinsam dafür sorgen, dass das Camp Freigeist Realität wird. Denn wir sind davon überzeugt, dass unsere Zukunft von mutigen Jugendlichen abhängt, die lernen dürfen, Verantwortung zu übernehmen.
Die ersten Vertreter der Generation Z beenden...
Die ersten Vertreter der Generation Z beenden gerade ihr Studium und starten ins Arbeitsleben. Digital Natives, wie sie auch genannt werden, sind in einer Welt aufgewachsen, in der das Internet allgegenwärtig ist und soziale Medien einen bedeutenden Einfluss auf ihr Leben haben.
Beim Berufseinstieg suchen sie nach Arbeitgebern, die ihnen eine sinnvolle Tätigkeit und Raum für persönliche Entwicklung bieten. Daher sind Unternehmen, die auf eine integrative Unternehmenskultur, nachhaltige Praktiken und soziale Verantwortung setzen, besonders attraktiv für diese jungen Talente.
Technologische Kompetenz ist für die Generation Z selbstverständlich. Sie bringen bereits ein hohes Maß an digitalen Fähigkeiten und eine Affinität zu neuen Technologien mit. Ein weiterer wichtiger Aspekt für die Generation Z ist die soziale Vernetzung. Sie bevorzugen flache Hierarchien und eine offene Kommunikation.
Genau hier liegt die Chance für Unternehmen, die die digitale Transformation erfolgreich meistern wollen: Diese jungen Talente bringen nicht nur frische Ideen ein, sondern auch die Fähigkeit, sich schnell an neue Technologien anzupassen und diese effektiv zu nutzen, um gemeinsam innovative Lösungen zu entwickeln und zu implementieren. Durch eine offene, kollaborative Arbeitskultur, in der die Stimmen aller gehört und wertgeschätzt werden, können Unternehmen die Energie und Kreativität der Generation Z nutzen, um ihre digitale Zukunft zu gestalten.
Die Generation Z ist bereit, ihre berufliche Reise anzutreten und die Arbeitswelt mit frischen Perspektiven und neuen Ansätzen zu bereichern. Arbeitgeber, die ihre Bedürfnisse und Werte verstehen und ihnen ein erfüllendes Arbeitsumfeld bieten, dürfen sich auf motivierte, engagierte und zukunftsorientierte Mitarbeiter freuen.
In einer Welt, die zunehmend komplexer wird,...
In einer Welt, die zunehmend komplexer wird, zeigt eine neue Kraft in Vorarlberg, dass weder ,mehr‘ noch ,weniger‘ die Antwort ist. Stattdessen entwickelt sich hier ein bemerkenswertes Modell für eine intelligente, immaterielle und beziehungsbasierte Zukunft.
„Meor ehrod das Ault, und grüssed das Nü, und blibot üs sealb und dr Hoamat trü.“ – diesen Wahlspruch hat die Wälderin Simone Angerer neben dem Logo der Digitalen Initiativen auf ihrem Arm tätowiert. Eine stoische Sichtweise, die Welt anzunehmen, wie sie ist, und gleichzeitig neue Wege zu beschreiten. Es gelten neue Ansätze: Klüger statt größer. Besser statt mehr. Ein Beispiel ist „Mailtower“, ein SaaS-Tool des Vorarlbergers Tino Hager, das Unternehmen mit Mail Security unterstützt. Professor Ronald Petrlic kommentiert: „Mailtower zeigt, dass effektive Lösungen nicht immer von Tech-Konzernen kommen müssen.“
„Vorarlberg muss seinen eigenen Weg in die Zukunft finden“, betont Professor Thomas Metzler. „Der Versuch, das Silicon Valley zu kopieren, wird nicht erfolgreich sein. Wir benötigen eine Zukunftsstrategie, die auf die Gegebenheiten in Vorarlberg zugeschnitten ist – nur so können wir nachhaltig und global erfolgreich bleiben.“
Vordenker Emanuel Moosbrugger, Biohotel Schwanen, prognostiziert: „Vorarlberg wird sich zu einer Region agiler Unternehmen entwickeln, die Innovationen für Lebensqualität und Nachhaltigkeit schaffen.“ Die größte Herausforderung ist es, ambitionierte Geschäftsmodelle zu betreiben, die uns helfen, junge Menschen auszubilden, anzuziehen und zu halten.
Es braucht Zukunftsbilder, Daten, Vertrauen, Fleiß, Mut und Verantwortungsbewusstsein. Eine engagierte Community kann den Weg zu einer positiven Zukunft ebnen – eine Zukunft, in der David und Goliath Seite an Seite innovieren.
Es ist immer wieder erstaunlich, wie sehr wir...
Es ist immer wieder erstaunlich, wie sehr wir uns von der „gefühlten“ Wahrheit (ver)leiten lassen. Wie oft treffen wir Entscheidungen aus Gewohnheit oder im vermeintlichen Wissen, die wahren Hintergründe zu kennen? Dabei verstricken wir uns immer weiter in unserer Informations-Bubble, obwohl wir bei genauerem Hinsehen wohl anders entschieden hätten. Und dabei meine ich noch gar nicht die relevanten weltpolitischen oder sozial-gesellschaftlichen Themen, deren Wahrheit in Zeiten von Fake-News ohnehin ständig auf dem Prüfstand ist. Sondern alltägliche, vermeintlich banale oder berufsrelevante Inhalte. Bei unserer Arbeit für das Ausbildungsmodell der Lehre in Vorarlberg haben wir nun tatsächlich einen kleinen Ausbruch aus dieser Bubble gewagt. Seit Jahrzehnten wird an der dualen Ausbildung gefeilt. Unternehmen und Agenturen geben unglaubliche Summen für die Suche nach und die Ausbildung von Lehrlingen aus, während Institutionen verzweifelt versuchen, die Zielgruppe der Lehrlinge zu verstehen. Natürlich waren auch wir ein Teil davon. Hat man jemals versucht, im großen Stil direkt mit den jungen Menschen über ihre Beweggründe für die Lehre und ihr Befinden zu reden? Fehlanzeige. Also haben wir das gemacht. Am ersten Lehrlings-Report, einer flächendeckenden, branchen- und firmenübergreifenden Meinungsumfrage unter Vorarlberger Lehrlingen, haben sich 1300 Jugendliche beteiligt. Diese Erkenntnisse liefern erstmals Fakten statt Vermutungen. Wer hat sie beeinflusst? Welche Zukunftsvisionen haben sie? Die Ergebnisse sprechen für sich – und für die Ausbildungs-Qualität in Vorarlberg. Einige Antworten können als Bestätigung für bisherige Bemühungen gesehen werden, andere als Auftakt für neue Projekte und Initiativen. Denn: Jeder Lehrling, der seine Ausbildung zufrieden und erfolgreich absolviert, ist der wichtigste Influencer für dieses Ausbildungsmodell.
Wenn in der Politik Emotionen den Verstand zum...
Wenn in der Politik Emotionen den Verstand zum Statisten degradieren, ist zumeist Populismus im Spiel. Die Logik hat dann keinen Auftritt, denn sie wird mit einem dramatischen Abgang von der Bühne gefegt. Die Lautstärke, untermalt von der Rhythmik simpler Parolen, obsiegt gegen jeden Versuch der Evidenz.
Es ist ein Frontalangriff auf die Kategorien der Vernunft, um die Urteilskraft außer Kraft zu setzen. Der Geltungsmacht von Evidenz, Verstand, nicht selten auch von Anstand und Charakter wird abgeschworen. Auf dem roten Teppich darf die Unvernunft sich posierend zur Schau stellen. Das Populistische soll legitimiert werden und Deutungshoheit erlangen. Spektakel und Emotion gewinnen die Oberhand, während Argumente und Fakten der Belustigung dienen. Das Publikum – die Wählerschaft – wird vom Zuschauer zum Mitspieler in einem Spiel, das zunehmend irrational und manipulativ wird.
Mozarts „Die Zauberflöte“ liefert uns dazu eine meisterhafte Parallele. Das Glockenspiel, das Tamino und Papageno auf ihrer Reise begleitet, entfaltet eine fast magische Wirkung: „Das klinget so herrlich, das klinget so schön!“ Diese Töne manipulieren die Sinne, verzaubern die Menschen und führen sie unwiderstehlich in die Irre. „Hiemit kannst du allmächtig handeln, der Menschen Leidenschaft verwandeln. Der Traurige wird fröhlich sein, den Hagenstolz nimmt Liebe ein.“
So wirkt populistische Rhetorik. Sie ist das verführerische Glockenspiel, das durch eingängige, aber hohle Phrasen die Menschen in einen Tanz der Verführung lockt als gäbe es keine Realität mehr. Passenderweise bezeichnet Mozart sein Glockenspiel als „Stählernes Gelächter“. Und das ist letztlich auch alles, was bleibt, wenn die Populisten von ihrer Bühne gehen und der Vorhang fällt.
Allein zu erziehen ist nichts für Weicheier....
Allein zu erziehen ist nichts für Weicheier. Aber es sind nicht nur Ein-Eltern-Familien, die allein erziehen. Nein. In Vorarlberg ist es oft die Frau in einem intakten Familiensystem, die ihre Kinder allein erzieht. Diese Mama ist Zusammenhalterin und Grenzgeberin. Trösterin und Umarmerin. Organisatorin und Fahrerin. Auch Alltagsentscheidungen trifft sie allein. Und wenn, ja wenn sie dann noch genug Mut und Kraft hat, kümmert sie sich noch um ihre eigene Karriere. Nebenbei versteht sich.
Denn die perfekte Mama von heute bringt alles unter einen Rock. Aus meiner Sicht: Heldinnen. Auch schön: Der Partner hält den Rücken frei. Er kümmert sich um das Einkommen. Und wenn es mal brennt, ist er da. Kann einspringen, auffangen, mitarbeiten. Ein Team eben.
Auch wenn es sich für die Mama im Alltag oft anfühlt, als wäre sie alleinerziehend: Sie ist es nicht. Denn Alleinerziehende haben kein Backup. Niemand, der im Notfall einspringt. Niemand, der sich um Einkünfte kümmert. Niemand, der zur Seite steht. Sie sind allein: In der Erziehung. Beim Geld verdienen. Beim sich kümmern. Beim Haushalt. Bei der Selbstfürsorge. Und als ob das noch nicht genug wäre: Sie sind eine Minderheit. Die Ein-Eltern-Familien. Laut Statistik zwar auf dem Vormarsch, aber in Vorarlberg immer noch ungewohnt. Vielleicht auch darum, nicht gern gesehen. Was zum Tuscheln. Was zum Bewerten. Was zum Lästern. Das zumindest ist mein Empfinden.
Ich bin alleinerziehend und selbstständig seit drei Jahren. Ich spüre die Ausgrenzung. Und die ist nicht fair. Denn alleinerziehend zu sein, ist so viel mehr, als nur allein zu erziehen.
Alleinerziehend zu sein, bedeutet, ein Leben ohne Backup. Und das macht uns zu Superhelden. Und das sollten wir sehen.
Wir leben in einer Gesellschaft, die im Großen...
Wir leben in einer Gesellschaft, die im Großen und Ganzen gut funktioniert. Grundlage für das Funktionieren unserer Gesellschaft stellen unter anderem gesetzliche Bestimmungen dar, die den Rahmen unseres Zusammenlebens bilden. Gesetze bieten Schutz, führen zu Verpflichtungen und garantieren auch Rechte. Gesetze werden auch als Einschränkung von Freiheit empfunden. Die Nichteinhaltung wird sanktioniert und führt zu Strafen. Für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft ist die Einhaltung der Rechtsordnung unbedingt erforderlich. Nicht zu vergessen, dass jedes Gesetz durch den Willen der Mehrheit der von der Bevölkerung gewählten, repräsentativen Vertreter – sprich den Parlamenten – erlassen wird. Dass die Mehrheit unter Berücksichtigung der Minderheit mit Gesetzen als Grundkonsens das friedliche und gemeinsame Zusammenleben regelt, ist eines der Grundprinzipien unserer demokratischen Gesellschaft. In den vergangenen Jahren konnte der Eindruck entstehen, dass versucht wird, diese gesellschaftlichen Regeln und Grundlagen unseres Zusammenlebens aufzuweichen, zu verwässern und damit zu beschädigen. Die Politik ist angehalten, klare, nachvollziehbare und durchsetzbare Regelungen zu beschließen. Die öffentliche Verwaltung hat darauf zu drängen und zu achten, dass diese – auch von der Politik selbst – eingehalten werden. Der Bestand repräsentativer Demokratien hängt davon ab, dass die Bürger den politischen Institutionen Vertrauen entgegenbringen. Dieses entsteht nur, wenn die Erwartungshaltung der Gesellschaft, dass sich die gewählten repräsentativen Vertreter an die erlassenen Gesetze halten, erfüllt wird. Ob es für den Aufbau dieses Vertrauens förderlich ist, wenn Politiker die von den gewählten Parlamenten erlassenen Gesetze nur noch als veraltete, rechtliche Konstruktionen ansehen, die die Regierenden nur daran hindern würden, notwendige Dinge zu tun; oder wenn Politiker das wissentliche Ausnützen von „Graubereichen“ forcieren? Das muss jeder und jede für sich selbst beantworten.
Die Zukunft der Mobilität wird intensiv...
Die Zukunft der Mobilität wird intensiv diskutiert – und oft als ungewiss dargestellt. Ab 2035 sollen laut EU-Vorgaben keine neuen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren mehr zugelassen werden. Bedeutet das, dass in zehn Jahren ausschließlich Elektroautos unsere Straßen dominieren? Die aktuelle Debatte ist von Unsicherheit geprägt, sowohl bei Konsumentinnen und Konsumenten als auch in der Industrie und im Handel.
Technologieoffenheit ist ein viel bemühter Begriff, der die Anerkennung alternativer Technologien fordert. Doch eines ist klar: An der E-Mobilität führt kein Weg vorbei. Sie bietet zahlreiche Vorteile wie höhere Effizienz, ein angenehmeres Fahrgefühl und eine optimierte Platzausnutzung. Alternative Kraftstoffe wie E-Fuels könnten in Nischenbereichen wie der Luftfahrt oder bei Oldtimern eine Rolle spielen. Ihre niedrige Effizienz und die aufwendige Produktion machen sie jedoch für den Massenmarkt ungeeignet.
Die E-Mobilität steht vor einigen Herausforderungen. Die Ladeinfrastruktur ist vielerorts noch unzureichend, besonders in Mehrfamilienhäusern. Auch der Netzausbau und die Preisgestaltung für Schnellladestationen sind nach wie vor kritisch. Die oft beschworene Reichweitenangst ist jedoch kaum noch begründet: Moderne Elektroautos bieten eine Reichweite von 400 bis 700 Kilometern und erfüllen damit die meisten Alltagsanforderungen.
Um eine umweltschonende und resiliente Mobilität, insbesondere im privaten Individualverkehr, zu erreichen, sind strukturelle Veränderungen notwendig. Die Reduktion des CO2-Ausstoßes durch den verstärkten Einsatz von Elektrofahrzeugen ist dabei ein entscheidender Schritt, um die Klimaziele zu erreichen und unsere Umwelt nachhaltig zu schützen.
„Es ist amtlich: In Österreich gibt es eine...
„Es ist amtlich: In Österreich gibt es eine Zwei–Klassen-Justiz“ (Falter 14.07.2024) „Pilnacek-Kommission sieht ,Zweiklassenjustiz‘ in Österreich“ (Der Standard 15.07.2024).
Diese Schlussfolgerungen hat die Presse aus dem Bericht der von der Justizministerin eingesetzten Kommission zur Untersuchung „allfälliger politisch-motivierter Einflussnahme auf staatsanwaltschaftliche Vorgänge“ gezogen. Dadurch wurde dem Medienkonsumenten vermittelt, dass in der Justiz für „Prominente“ andere Regeln gelten als für „Normalbürger“, es sich bestimmte Personen daher (auch) bei Gericht „richten“ können.
Dieser generalisierenden Kritik an der österreichischen Gerichtsbarkeit ist folgendes zu entgegnen: Auftragsgemäß hatte sich die Untersuchungskommission nur mit einem Teil der Justiz, nämlich den Staatsanwaltschaften, nicht jedoch mit den Gerichten zu befassen. Aufgabe der (weisungsgebundenen) Staatsanwaltschaften ist die Aufklärung und Verfolgung von Straftaten ist. Sie sind von den (weisungsfreien) Gerichten klar getrennte Behörden innerhalb der Justiz. Die im Bericht erhobenen Vorwürfe betreffen daher nicht die Gerichte.
Überdies könnten ausschließlich „erfolgreiche“ Interventionen eine Kritik an und folglich auch Konsequenzen für den Adressaten rechtfertigen, nicht jedoch erfolglose Versuche der Einflussnahme. Dass Interventionen erfolgreich gewesen wären, wird im Bericht jedoch gar nicht behauptet.
Die undifferenzierten Vorwürfe gegenüber den österreichischen Gerichten sind daher zurückzuweisen.
Schließlich sei erwähnt, dass in meiner über 40-jährigen Tätigkeit als Richter nie auch nur versucht wurde, auf von mir geführte Verfahren Einfluss zu nehmen, was im Übrigen auch ohne Erfolg geblieben wäre.
Das Bildungsforum der Wirtschaftskammer...
Das Bildungsforum der Wirtschaftskammer Vorarlberg feierte im Jahr 2013 Premiere und etablierte sich rasch zu einer viel besuchten Plattform für den Austausch zwischen Wirtschaft und Bildung. Nach einer pandemiebedingten Pause kehrt das Bildungsforum nun am 20. November 2024 zurück. Dies ist ein passender Moment, um zu reflektieren, warum dieses Format nach wie vor so wertvoll ist und auch warum der Wirtschaftskammer dieses Format so viel wert ist.
Seit dem letzten Bildungsforum 2017 sind die Herausforderungen im zwischenmenschlichen Bereich rasant gestiegen, ebenso haben sich die technischen Möglichkeiten entwickelt. Das Bildungssystem hingegen war und ist ein träges und konnte mit diesen Entwicklungen natürlich nicht mithalten. Dennoch ist Resignation alles andere als angesagt. Im Gegenteil! Ich meine, das System braucht noch mehr Engagement, noch mehr Ressourcen und noch mehr, viel mehr gute Ideen.
Und genau deshalb veranstalten wir dieses Bildungsforum: Spannende Vorträge von renommierten Experten wie Silke Müller, die über die Chancen von KI im Bildungswesen sprechen wird, oder Ali Mahlodji, der die wichtige Rolle der Pädagoginnen und Pädagogen in der Entwicklung junger Menschen hervorhebt, versprechen wertvolle Ansätze. Auch Henning Becks humorvolle Einblicke in die Funktionsweise unseres Gehirns zeigen, wie wir Lernprozesse besser verstehen und somit fördern können.
Wir wollen den ursprünglichen Spirit von 2013 neu aufgreifen und bewährte Bildungsideen mit den Anforderungen der Gegenwart verknüpfen. Mit diesem Format möchten wir all jenen, die sich für den Bildungserfolg von Kindern und Jugendlichen einsetzen, Anregungen und Ideen anbieten, mit dem Ziel, die Wirksamkeit ihrer Arbeit zu erhöhen.
Chorsänger werden nie während des Singens dem...
Chorsänger werden nie während des Singens dem „Nutzen“ ihres Tuns nachspüren, sondern sie erfahren Singen als ganzheitliche Aktivität mit Beteiligung von Emotion, Kognition und Körperlichkeit. Wir wissen, Singen ist gesund für Körper, Geist und Seele und macht Spaß. Zugleich heißt gemeinsames Singen auch dem Leben besondere Ereignisse schenken.
Die derzeit vielfältigen Veränderungen in der Kunst, dem sozialen Miteinander, wie auch in der Politik und im täglichen Leben sind zu einer großen Herausforderung für die Vereinsverantwortlichen in unseren Chören geworden. Es fehlt der Nachwuchs. Zudem sind Musikerziehung und der Stellenwert des Singens an den Schulen rückläufig. Dem entgegenzuwirken, erfordert in Zukunft viel Engagement und ehrenamtlichen Einsatz. Diese Entwicklungen haben die Verantwortlichen im Chorverband zur Umsetzung des Projektes SING MIT! animiert.
SING MIT! bereichert das musikalische Angebot der Schulen und der Jugendchöre. Mit viel Leidenschaft und Fachkenntnis wirken Musikpädagogen und Chorleiter als Partner gemeinsam bei der Realisierung mit. SING MIT! fördert nicht nur die stimmliche Entwicklung der Kinder, sondern auch ihr Selbstvertrauen, ihre soziale Kompetenz, Konzentration und Ausdauer. Durch die Konzertvorbereitung entwickeln die Kinder zudem grundlegende musikalische Kompetenzen, Rhythmusgefühl, Melodiesicherheit, musikalischen Ausdruck und den richtigen Umgang mit der eigenen Stimme und meistern neue Herausforderungen.
Der Chorverband Vorarlberg möchte Kindern die positiven Erlebnisse des gemeinsamen Singens näherbringen und nachhaltig für Musik begeistern. Höhepunkt ist ein Event des bisher „größten Vorarlberger Kinderchores“ am 29. Juni 2024, 18.00 Uhr in der CASHPOINT Arena in Altach.
Ich bin jetzt fast 30 Jahre Politiker aus...
Ich bin jetzt fast 30 Jahre Politiker aus Überzeugung und Leidenschaft. Ich will für die Menschen da sein und beitragen, Lösungen zum Wohle aller zu entwickeln. Vielleicht ist es eine Alterserscheinung, aber immer öfter höre ich mich innerlich sagen: „Mäßigen wir uns in der politischen Debatte!“ Ehrlich gesagt bin ich es leid, laufend von Diffamierungen, von Skandalen, die dann doch keine sind, lesen oder hören zu müssen. Geht es wirklich nur mehr um Schlagzeilen, ums Dabeisein oder ums moralisierende Fingerzeigen?
In Zeiten, in denen wir Krieg in Europa haben, das Trennende immer mehr vor das Gemeinsame gestellt wird und sich die Menschen nachweislich von der Demokratie abwenden, ist es ein Gebot der Stunde, sich auf Inhalte zu konzentrieren. Als gewählte Mandatare müssen wir verstärkt den konstruktiven Dialog suchen. Wir müssen Zukunftsbilder entwickeln, die gleichzeitig klar aber auch offen genug sind, um Platz für kreative Lösungswege zu lassen. Schon sprichwörtlich führen viele Wege nach Rom!
Diametral unterschiedliche Standpunkte müssen in Debatten zulässig sein ohne gleich in die eine oder andere Ecke gestellt zu werden. Politik muss wieder als Wettbewerb der besten Ideen verstanden werden. Deshalb mein Wunsch an alle Akteure auf dem politischen Spielfeld: Nehmen wir uns, unsere ideologischen Überzeugungen und auch unsere Eitelkeiten etwas zurück und rücken wir das im politischen Kompromiss Erreichte in den Vordergrund. Dann stärken wir das Vertrauen, das die repräsentative Demokratie braucht, um Bestand zu haben. Denn, nur wenn uns die Menschen vertrauen, gelingt Demokratie. In diesem Sinne: Mäßigung in der politischen Debatte und Besinnung auf das Wesentliche – das würde uns allen gut tun!
Wir alle wissen: Sport ist gesund.Und was ist...
Wir alle wissen: Sport ist gesund.Und was ist mit dem Kopf? Lesen ist nicht nur eine Quelle der Entspannung und Unterhaltung, sondern auch eine geistige Aktivität, die die kognitiven Fähigkeiten schärft. Es verringert das Risiko, an Alzheimer oder anderen Demenzarten zu erkranken. Das konzentrierte, umfassende Eintauchen in einen Text ist wesentlich, um komplexe Ideen zu verstehen und kritisches Denken zu entwickeln, das Gehirn wird widerstandsfähiger gegen den Abbau von Nervenzellen. Sport und Lesen scheinen auf den ersten Blick zwei völlig verschiedene Aktivitäten zu sein. Das eine fordert den Körper, das andere den Geist. Doch bei genauerer Betrachtung gibt es erstaunliche Parallelen und Wechselwirkungen zwischen beiden. Und werden in ihrer Buchhandlung nun auch Sportartikel verkauft? Vielleicht. Aber jedenfalls spielen die Buchhhändler:innen vor Ort eine entscheidende Rolle, das Lesen zu fördern und sie sind die Coaches für geistige Fitness. Unsere Mission ist es, die Freude am Lesen zu teilen: durch Multichannel-Strategien, die Präsenz in den sozialen Medien, Online-Shops und physische Buchläden erreichen wir eine breite Zielgruppe. Crosschannel-Strategien ermöglichen es uns, nahtlose Einkaufserlebnisse zu schaffen. Welche wirtschafts-, bildungs- und gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen braucht es nun, um alle diese Aufgaben weiter zu erfüllen? Der klare Auftrag an die Politik: Schafft endlich faire Wettbewerbsbedingungen, damit lokale Buchhandlungen gegen übermächtige Onlineanbieter bestehen können. Sportförderung und Leseförderung müssen den gleichen Stellenwert haben, um das Lesen gesellschaftspolitisch zu verankern. Das Investment in unsere langfristige geistige Gesundheit muss in den Fokus rücken. Politische Lippenbekenntnisse genügen nicht!
Wahre Geschichte, vor einigen Wochen. Mein...
Wahre Geschichte, vor einigen Wochen. Mein Großvater (91 Jahre) ruft an: das Kombi-Fax-Anrufbeantworter-Telefon, ein Wunderding) hat das Zeitliche gesegnet. „Besorg mir ein neues bitte.“ Ich versuche, schonend zu erklären, dass man heutzutage eigentlich kein Fax mehr hat. „Aber ich muss doch erreichbar sein!“ E-Mail reicht also nicht aus für den dichten Terminkalender im Lochmühle Headquarter. „Ich schau mich um.“ Philips hat den Hut auf die Produktsparte geworfen, erklärt mir das Internet. „Man faxt eigentlich nicht mehr.“ Ja, weiß ich auch. Ich berichte an meinen Ehni. „Kann nicht sein, dann schau ich selbst.“ Ein Tag später, dasselbe Ergebnis. „Ich überleg’ mir was.“ Willhaben also.
Nach einer Woche Recherche finde ich ein gut erhaltenes Kombigerät, das ausgemustert wurde, in Salzburg. 40 Euro plus Versand, fairer Deal. Im angegrauten Karton kommt der heilige Gral der komprimierten multimodalen Kommunikation der 90er bei mir an. Ins Auto, ins Montafon, in zwei Minuten angeschlossen. Stolz blicke ich auf das grün hinterleuchtete Drei-Zeilen-Display. Der Ehni strahlt über das ganze Gesicht, es freut mich ebenso wie ihn. Als ich dem alten Sudoku-Fan dann auch noch zeige, dass das Gerät über eine Tastenkombination eine Seite Zahlenrätsel ausspuckt, ist das Glück perfekt. (Probieren Sie es aus: OK > 48 > OK > Neues Sudoku). Wir liegen einander glücklich weinend in den Armen, aber natürlich nur innerlich und unsichtbar, so etwas kommt real nicht infrage. Dann greift der Ehni zu einem Blatt Papier und schreibt einen Gruß darauf. Das Fax muss ausprobiert werden. Ab damit in den Einzug, dann hält er inne. Wem wird er das erste Fax dieser neuen Anlage zukommen lassen? Er schaut mich an und lacht: „Ich kenn gar niemand mehr, der noch ein Fax hat!“
In Zeiten, in denen viele Unternehmen...
In Zeiten, in denen viele Unternehmen händeringend nach Fachkräften suchen und sich allerhand einfallen lassen, um sich klar von der Konkurrenz abzuheben, vergessen sie häufig auf eine nicht zu unterschätzende „Wunderwaffe“: die eigene Unternehmensgeschichte.
Was macht sie so großartig? Jede Unternehmensgeschichte ist einzigartig – unter anderem deshalb, weil bei jeder Firma unterschiedliche Menschen die Entwicklung des Unternehmens über Jahre und Jahrzehnte prägen. Ihre Erlebnisse und Erfahrungen sind immer mit Emotionen verbunden – und solche Geschichten bleiben besonders gut in Erinnerung. Darüber hinaus erhöht die Geschichte die Glaubwürdigkeit eines Unternehmens, weil sie Daten und Fakten liefert. Insbesondere wenn sie nicht nur aus einer Aneinanderreihung von Erfolgen besteht, sondern auch von Krisen und Herausforderungen erzählt, macht sie ein Unternehmen noch glaubwürdiger. Vor allem aber ist die Unternehmensgeschichte identitätsbildend: Sie zeigt, warum und wie das Unternehmen zu dem geworden ist, was es heute ist. Und zu guter Letzt: Die Geschichte ist kostenfrei, sie ist schon im Unternehmen als Ressource vorhanden.
Deshalb bin ich überzeugt: Unternehmen sollten Geschichte nicht nur als nettes Beiwerk, das vor allem beim nächsten Firmenjubiläum eine Rolle spielt, sehen. Meiner Meinung nach ist sie ein mächtiges Werkzeug, auch im viel zitierten Kampf um die besten Talente: Indem Unternehmen (potenziellen) Mitarbeitenden nicht „nur“ die üblichen Benefits und Karrieremöglichkeiten anbieten, sondern sie ermutigen, Teil dieser einzigartigen Geschichte zu werden, heben sie sich ab und bieten gleichzeitig sinnstiftende Jobs. Unternehmensgeschichte wird so zur wichtigen Säule einer unverwechselbaren Arbeitgebermarke.
Als Unternehmensberater ist man ständig auf...
Als Unternehmensberater ist man ständig auf der Suche nach Lösungen und Verbesserungen – hauptsächlich im wirtschaftlichen Fokus. Dabei überschüttet man den Klienten mit pointierten Aussagen und passenden Zitaten. Diese klingen vordergründig immer sehr vielversprechend. Nach einiger Zeit verpuffen diese manchmal als leere Worthülse.
Dank meiner vielen Beratungen und deren Erfahrungen habe ich für mich ein paar Lebensweisheiten gesammelt, die ich mit euch teilen möchte. Diese sind:
- Arbeite hart und sei fleißig.
- Fokussiere dich. Mach nur eine Sache nach der anderen.
- Sei pünktlich.
- Lerne, die richtigen Fragen zu stellen.
- Höre zu!
- Unterscheide zwischen Sinn und Unsinn.
- Akzeptiere die permanente Veränderung.
- Stehe zu deinen Fehlern.
- Sprich in einfacher Sprache.
- Umgib dich mit „guten“ Leuten.
Kann es sein, dass schlaue Sprüche etwas bringen? Ich weiß es nicht. Probiere es aus!
Wir wachsen in Westeuropa in einem Wohlstand...
Wir wachsen in Westeuropa in einem Wohlstand auf, der zeitgleich gefühlt ein Dauerzustand nicht endenwollender Polykrisen ist: Krieg, Klimawandel, soziale Ungerechtigkeit, Pandemie.
Unsere gegenwärtige Gesellschaft entwickelt sich technologisch schnell. Doch wir erleben auch immer größere soziale Unterschiede und ein Gefühl der Einsamkeit. Dies, obwohl wir mehr denn je miteinander verbunden sind. Wir, als Gemeinschaft, stehen heute vor Herausforderungen, die ganz klar Haltung und Hoffnung fordern. Haltung im Sinne von Stellung beziehen und Verantwortung zeigen. Hoffnung für Menschen, die engagiert an den Krisen arbeiten und wie Leuchttürme aufzeigen, dass wir dies gemeinsam meistern können. Eine afrikanische Lebensphilosophie heißt Ubuntu und kann kurz mit „Menschlichkeit“ übersetzt werden. Die Botschaft: Ich bin nicht allein auf dieser Welt – Ich bin, weil wir sind. Sie beschreibt die Wichtigkeit von Beziehungen, Netzwerken, Gemeinwohl und dem Zusammenhalt in einer Zeit des Individualismus.
Auch brauchen wir Menschen, die aus Überzeugung nach vorne treten und nicht aufgrund des Wunsches der Visibilität. Wir brauchen ein stärkeres Miteinander und mehr Freundlichkeit – in Familien, in unserer Gesellschaft, aber auch im Kontext der Arbeitswelt.
Wenn der Fokus zuerst auf den Menschen, anschließend auf unseren Planeten und dann erst auf den Gewinn gerichtet wird, spricht man von „Kindness Economy”. Führungskräfte und Unternehmen setzen hierbei auf Freundlichkeit, Empathie, Mitgefühl sowie auf eine nachhaltigere Wirtschaft. Sie handeln nicht nur im eigenen Interesse, sondern zeigen sich sozial verantwortlich. Sie zeigen Haltung – denn wir sind, weil jeder einzelne von uns ist.
Der Begriff der „Normalität“ als politisches...
Der Begriff der „Normalität“ als politisches Deutungskriterium im Sinne einer Bewertung, beziehungsweise mehr einer Abwertung anderer, beschäftigt mich nun schon seit längerer Zeit mit zunehmendem Unwohlsein. Bin ich nun anormal, wenn ich diesem ideologisch eingefärbten Kriterium von Normalität nicht entspreche? Die Antwort muss dann wohl ein klares „Ja“ sein. Muss ich dann den Preis der Ausgrenzung bezahlen? Bin ich dann nicht mehr Teil dieser „normalen“ Gemeinschaft?
An dieser Stelle beruhigt mich dann aber wieder die Aussage von Richard von Weizsäcker, der sagt, „es ist normal, verschieden zu sein. Es gibt keine Norm für das Menschsein.“ Also ist Verschiedenheit das Kriterium für die Normalität einer Gesellschaft. Das gefällt mir und ich fühle mich wieder aufgenommen.
In der Natur bedeutet Normalität das Vorkommen und die verlässliche Abfolge von Regelmäßigem und Unregelmäßigem, von Gewohntem und Ungewohntem. Das ist das Erfolgsrezept der Evolution. Somit benötigt also eine gelingende Weiterentwicklung unserer Gesellschaft den selbstverständlichen und respektvollen Umgang mit der Verschiedenartigkeit. Da fällt mir auch gleich der Begriff eines würdigen Umgangs miteinander ein. Also ist es normal, die Würde jedes Menschen zu achten. „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ steht ja auch im Artikel 1 des Grundgesetzes. Dies ist die Leitlinie des zwischenmenschlichen Zusammenlebens und soll in einer Zeit mit großen Unsicherheiten auch im Sinne des gesellschaftlichen Klimas zu Respekt, Solidarität und Mitmenschlichkeit auffordern und der Normalität entsprechen.
Ein guter Mensch zu sein ist somit normal.
Die Welt ist in Bewegung. Wir sind es auch....
Die Welt ist in Bewegung. Wir sind es auch. Gewohntes wird auf den Kopf gestellt, hinterfragt, ausgelotet. Was wir dabei immer wieder feststellen, ist, dass Veränderungen und Umbrüche großartige Möglichkeiten bieten, dass etwas neu gedacht, neu verhandelt werden kann – und in Anbetracht der Herausforderungen unserer Zeit auch muss.
Kürzlich erschien im Magazin der „SZ“ ein Interview mit Paola Antonelli, Kuratorin für Design und Architektur im MoMA. Dabei kam die Frage auf, ob Designer:innen in Zukunft eine neue gesellschaftliche Rolle einnehmen sollen. Antonellis Reaktion darauf war eindeutig: Sie setze sich dafür ein, dass Designer:innen zukünftig in Gremien der EU sitzen und als integraler Bestandteil politischer Entscheidungen behandelt werden. Um neue Beziehungen zwischen Menschen und Objekten zu schaffen. Objekte, die besser entworfen, länger haltbar, wiederverwendbar und updatebar sind. Die als Plattform für Wandel wahrgenommen werden.
Mit der Entwicklung des Programmes für das designforum Vorarlberg behandeln wir ähnliche Fragestellungen. Wie können wir zu den nötigen Transformationsprozessen einen Beitrag leisten? Gemeinsam mit unserer Trägerin, der Fachgruppe für Werbung und Marktkommunikation, schaffen wir unter dem Titel „Aufbruch“ Formate, bei denen wir bestehende Ressourcen nutzen, um neu zu denken, formen und gestalten. Die CampusVäre – Creative Institute Vorarlberg, der neue Standort des designforum Vorarlberg, ist dabei das ideale Umfeld und Sparringpartner. Mit der Transformation alter Industriehallen zu einer „Werkstatt zur Entwicklung der Zukunft“ entsteht eine breitgefächerte Plattform des Wandels. An diesem Ort gemeinsam zu diskutieren, Neues anzustoßen und in die Zukunft zu denken – welch gute Aussichten.
Seit gut 20 Jahren stehen wir in Europa und...
Seit gut 20 Jahren stehen wir in Europa und seit einigen Jahren auch in Österreich vor der Herausforderung Wolf. Steigende Zahlen bei Rissen von Nutztieren, vor allem im Alpbereich zeigen, dass man das Problem Wolf im wahrsten Sinne des Wortes am Schopf packen muss. Die Mär, der Wolf sei gefährdet, und müsse deshalb geschützt werden, entspricht nicht der Realität. Es geht nicht um eine Ausrottung, aber wir müssen den Wolf in Schach halten. Er hat weltweit riesige Verbreitungsgebiete, und muss nicht auch noch auf dicht besiedeltem Raum heimisch werden, auch wenn mancher „Wolfsversteher“ das anders sieht. In unseren Alpenregionen bedroht er Weidewirtschaft, Jagdwirtschaft, Tourismus, Kulturland und Biodiversität. Klar sein muss: Die Alpwirtschaft ist höherwertig als die Wiederansiedlung von Raubtieren. Die Alpen sind kein Naturraum, sondern ein über Jahrhunderte geschaffener Kulturraum für Mensch und Tier mit einer vielfältigen Biodiversität an Tieren und Pflanzen, die durch die Aufgabe der Alpwirtschaft verloren gingen. Deshalb drängen wir, dass der Schutzstatus beim Wolf herabgesetzt wird, damit ein Wolfsmanagement, so wie bei anderen Wildarten, umgesetzt wird. Wir sollten von den Erfahrungen der Schweizer lernen. Trotz Millioneninvestitionen in alle Arten von Herdenschutz haben unsere Nachbarn nach 20 Jahren eine mehr als ernüchternde Bilanz gezogen.
Der Herdenschutz hat nicht funktioniert. Die Wölfe sind lernfähig und passen sich an, ohne Bejagung verlieren sie die Scheu vor dem Menschen. Um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten haben die Eidgenossen beschlossen, die Anzahl der Wölfe und Wolfsrudel durch Bejagung stark zu reduzieren und auch in unserer dicht besiedelten alpinen Welt, dort wo Alp- und Weidewirtschaft sowie touristische- und Freizeitnutzung stattfinden, hat dieses Großraubtier keinen Platz.
Snooze oder aufstehen? Honig oder Marmelade?...
Snooze oder aufstehen? Honig oder Marmelade? Rock oder Hose? Glauben wir der Verhaltensforschung, dann treffen wir mehr als 20.000 Entscheidungen am Tag. Unzählige davon schnell und ohne bewusste Aufmerksamkeit. Der Philosoph Peter Bieri bezeichnet derlei Entscheidungen als „instrumentell“. Wir versehen diese Entscheidungen selten oder nie mit dem Attribut „gut“ – wir treffen sie einfach. Die Entscheidungen, die „gut“ sein sollen, das sind die anderen, für die wir uns eher Zeit nehmen, weil sie eben nicht alltäglich sind. Bieri spricht hier von „substanziellen Entscheidungen“. Sie sind entweder nicht umkehrbar, mit einem Risiko verbunden oder haben das Potenzial, etwas Substanzielles im Leben zu verändern. Und weil wir möchten, dass es am Ende gut kommt, auch wenn wir dieses Ende schwer einschätzen können, soll die Entscheidung „gut“ sein. Eine nachvollziehbare, aber keine sinnvolle Erwartung, die dazu führen kann, dass das Leiden an nicht getroffenen Entscheidungen zunimmt. Denn je weniger die Qualität einer Entscheidung vorausschauend festzumachen ist, desto eher tendieren wir dazu, die Entscheidung hinauszuzögern. Das ist in unserer Zeit, die gekennzeichnet ist von zunehmender Komplexität, Dynamik und Unberechenbarkeit ein ernstes Problem.
Was können wir dagegen tun? Wir können umfokussieren von „die Entscheidung soll gut sein“ auf „der Entscheidungsprozess soll gut sein“. Dieser beginnt mit einer sorgfältig formulierten Entscheidungsfrage und endet mit einem klaren Beschluss. Dazwischen können wir mit diversen Entscheidungsmethoden unsere menschlichen Kompetenzen des Denkens, Fühlens und Wollens gezielt einsetzen. Mehr können wir nicht tun – aber weniger sollten wir auch nicht tun, wenn es um das Substanzielle geht.
Stellen Sie sich vor, Sie gehen über den...
Stellen Sie sich vor, Sie gehen über den Kornmarktplatz in Bregenz oder den Marktplatz in Dornbirn und begegnen einem kahlrasierten jungen Mann im Anzug mit weiß getünchtem Kopf. Mit einem Pinsel malt er sich eine dicke schwarze Linie durch die Mitte, sie teilt sein Gesicht und den Kopf in zwei Hälften. Was würde geschehen? Wir würden ihn wahrscheinlich als Spinner abtun und mit betretenem Blick weitergehen. Würden wir es als anstößig empfinden? Wohl eher nicht. Uns vermag ein Szenario wie dieses kaum mehr zu erschrecken. 1965, im Jahr von Günter Brus‘ Aktion Wiener Spaziergang, wurde sein Verhalten noch als widerwärtig und moralisch verwerflich empfunden. Brus wurde von der Polizei abgeführt und zu einer Geldstrafe verurteilt. Es war nur eine der Aktionen des jungen Künstlers mit dem Ziel, auf politische und gesellschaftliche Missstände hinzuweisen und die Öffentlichkeit aufzurütteln, sie zu provozieren.
Das Kunsthaus Bregenz zeigt derzeit eine umfassende Ausstellung dieses Ausnahmekünstlers, der Zeichner, Maler und Literat zugleich war und wenige Tage vor der Eröffnung in hohem Alter verstorben ist. Fast 800 Menschen sind zur Eröffnung gekommen. Der kühle Beton des Hauses, das Licht, die kathedrale Anmutung des KUB – sie bilden einen beeindruckenden Rahmen für ein faszinierendes Gesamtwerk, das niemanden kalt lässt. Aktueller könnte eine Ausstellung nicht sein. Gräben und schmerzhafte Risse tun sich auf, dicke schwarze Linien, in Europa und auf anderen Kontinenten. Ich stehe vor der Fotografie von Günter Brus mit weißem Kopf und schwarzem Strich und denke über den Zustand unserer Gesellschaft nach. Eine ins Schwanken geratene politische Mitte und eine gefühlte Unerbittlichkeit, mit der wir uns manchmal begegnen. Eine Person neben mir meint: „Für mich hat die Naht auch etwas Verbindendes, das die Hälften zusammenfügt.“ Ein schöner Gedanke. Die Kraft dieses Bildes ist ungebrochen.
Die Situation der Gleichstellung von Frauen...
Die Situation der Gleichstellung von Frauen und Männern bei uns im Ländle gibt nicht unbedingt Anlass, besonders stolz zu sein. Im März kommen die städtischen Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten Österreichs zum Arbeitstreffen nach Bregenz. Ich freue mich darauf, gleichzeitig ist mir schmerzlich bewusst, dass wir im Vergleich mit den anderen Bundesländern beim Thema Gleichstellung oft Schlusslicht sind. Bei der Gehalts- und der Pensionskluft liegen wir in Vorarlberg auf dem beschämenden letzten Platz. Hierzulande erzielen Männer das höchste Jahreseinkommen in Österreich, Frauen das geringste. Unbezahlte Familien- und Sorgearbeit obliegt hauptsächlich den Frauen, während die Entscheidungsmacht in Politik und Wirtschaft vorwiegend in Männerhand ist. Wo bleibt hier die gerechte Aufteilung von Chancen und Herausforderungen zwischen den Geschlechtern? Ist es nicht längst an der Zeit für einen Rollenwandel, zum Wohle aller?
Grund stolz zu sein, habe ich trotzdem: Es ist das erste Mal, dass besagtes Treffen in Vorarlberg stattfindet. Seit 2021 bin ich als Bregenz-Vertreterin Teil dieses wertvollen Austausches zwischen Städten wie Graz, Linz oder Wien. Damals verankerte die Stadt Bregenz das Thema Frauen und Gleichstellung als erste Stadt Vorarlbergs gemeinsam mit dem Thema LGBTIQ+ in der städtischen Verwaltung – mit dem Bekenntnis, sich auf kommunaler Ebene für das gesamtgesellschaftliche Ziel der Gleichstellung stark zu machen. Als Landeshauptstadt ging sie damit als Pionierin in Vorarlberg neue Wege.
Sich als Stadt oder Gemeinde proaktiv für Gleichstellung einzusetzen, mag manchen als vernachlässigbares Randthema erscheinen. Dieser Einsatz führt jedoch Schritt für Schritt zu einer gleichberechtigteren Zukunft – und davon profitieren schlussendlich alle.
Was war hier vor 1000 Jahren, warum können...
Was war hier vor 1000 Jahren, warum können Räder fahren, sind Wolken schneller als der Wind, so viele Fragen hat ein Kind.“ 1979 hat Udo Jürgens diese Strophe im Lied „1000 Jahre sind ein Tag“ geschrieben. Eltern und Pädagog:innen kennen das nur zu gut: Unsere Kinder stellen den ganzen Tag Fragen! Für sie ist die Welt ein großes Geheimnis und sie wollen allen Dingen auf den Grund gehen. Wenn wir ehrlich sind, manches von dem, was Kinder fragen, wissen wir selbst auch nicht!
Es gibt zwei Möglichkeiten auf die Fragen unserer Kinder zu reagieren: Entweder „Ach Kind, komm lass die Fragerei, für sowas bist du noch zu klein“, um Udo Jürgens zu zitieren, oder wir versuchen gemeinsam mit dem Kind eine Antwort zu finden. Zweiteres eröffnet uns und den Kindern die Tür zum Ergründen und Verstehen der Welt, indem wir Hypothesen aufstellen und diese prüfen. In unseren Kindergärten beginnen schon die Jüngsten, hinter die Phänomene der Natur zu schauen und Technik zu erleben. In den Volksschulen lässt „Technik und Design“ als neues Schulfach Kinder selbst Hand anlegen und Dinge erschaffen. Angebote wie zum Beispiel die Skills Week führen Jugendliche dann tiefer in die Anwendungen von Naturwissenschaften in der Technik. Angeleitet von ebenso wissbegierigen Erwachsenen entsteht so Begeisterung für die MINT-Fächer. Diese Neugierde und Freude am Tun ist der Grundstein für den Berufseinstieg und die weitere Entwicklung. Wir Erwachsene reden in diesem Kontext oft von „Skills“, also von Fähigkeiten, die die Kinder erlernen sollen. Die Basis für alle „Skills“ ist die Neugierde, das „ich will wissen, wie das geht, wie das gemacht wird“.
Um mit Udo Jürgens Worten zu schließen: „Ich bitt euch, fragt, solang ihr seid, Ihr seid die Zeit!“ – Stellen wir uns also den Fragen der Kinder!
Eine Schule, die gut ist für Kinder mit...
Eine Schule, die gut ist für Kinder mit Behinderungen, ist die bessere Schule für alle.“ Es gibt Sätze, die begleiten ein Leben lang. Aufgetaucht vor circa 35 Jahren, als Eltern von Kindern mit Behinderung mit engagierten Pädagog:innen gemeinsames Leben und Lernen von Kindern mit und ohne Behinderung in Vorarlberg „erkämpften“. Die Elternbewegung war Teil der internationalen Selbstbestimmt-Leben Bewegung von jungen Erwachsenen, die uns die Augen öffneten dafür, dass Menschen mit Behinderung keine besonderen Bedürfnisse haben, sondern dieselben wie alle anderen auch, und keine Sonder-Orte brauchen. Was sie brauchen ist besondere Unterstützung.
Lernen miteinander, voneinander, auch nebeneinander, gemeinsam UND individuell, weil ALLE Kinder, unabhängig ob Diagnose oder nicht, mit völlig unterschiedlichen Lernvoraussetzungen in die Schule kommen. Eine Schule, die Vielfalt ernst nimmt, lässt Kinder im eigenen Lerntempo lernen, berücksichtigt individuelle Lernstile und Interessen – ein unschätzbarer Mehrwert für ALLE – auch für leistungsstarke Kinder, die sich nicht selten in Schulen langweilen. Potenzialentfaltung für ALLE, kein gnädiges Zugeständnis an Kinder mit Behinderungen.
Doch es geht um mehr. Schulen sind die Orte, an denen das gemeinsame Leben ALLER – unabhängig vom familiären Hintergrund, von Leistungsstärke (von Hochbegabungen bis hin zu Beeinträchtigungen), Sprache, Religion, Geschlecht u.a. eingeübt werden kann und auch muss. Wo sonst sollen Kinder als die Erwachsenen der Zukunft Demokratie lernen? Lernen, dass jeder Mensch gleich viel zählt, dass manche Menschen mehr, andere weniger Unterstützung brauchen?
Die Hartnäckigkeit, mit der an aussondernden Lernorten festgehalten wird und die frühe Trennung von Kindern mit 10 Jahren verspielt diese Chancen – für Kinder und die Gesellschaft.
Wo gehen sie nur hin, die vielen jungen...
Wo gehen sie nur hin, die vielen jungen Talente? Der Fachkräftemangel ist die größte Gefahr für die Zukunft Vorarlbergs. Braindrain – die Abwanderung von Talent – ist der Grund dafür. In Vorarlberg gibt es gute Chancen, Träume zu verwirklichen. Junge Vorarlberger machen das oft in der Ferne in Großstädten wie Wien, Berlin, London, New York oder Hagenberg. Viele kommen zurück, leider erst, wenn der Hunger gestillt ist. Sind es längere Öffnungszeiten, Clubs oder große Unternehmen? Die Beweggründe kann man nicht darauf reduzieren. Es ist die offene Haltung und Perspektive, die anziehend wirkt.
›› Wir diskutieren über eine Universität, haben aber nicht zukunftsweisende Forschung und charismatische Lehre im Auge.
›› Hoch spezifische Bildungswege werden forciert, statt Netzwerkdenken zu fördern.
›› Wir sichern und schotten uns ab. Als offene, integrative und mutige Region einer globalisierten Welt sehen wir uns nicht.
›› Investiert wird in Boden und Beton und nicht in junge Talente und Visionen.
›› Wir führen rückwärtsgewandte und Posten und Struktur erhaltende Diskurse, vernachlässigen es aber, eine anziehende Vision zu etablieren.
›› Neidvoll wird alles an „ghörig“ gemessen, anstatt sich an einer offenen und wertschätzenden Fehler- und Lernkultur zu orientieren.
›› Eitel verfestigen wir den Status in Symbole, statt uns geerdet und besonnen auf das Eigentliche zu fokussieren.
›› Wir diskutieren über neue Straßen. Langfristige, innovative Mobilität wird halbherzig verfolgt.
›› Wir wollen unseren Kindern mehr Chancen bieten, obwohl es die vorwärts gewandte Perspektive ist, die sie brauchen.
Es erwartet uns eine Zukunft, die es zu gestalten gilt. Wenn wir das ehrlich angehen, werden auch die Talente dabei sein.
Die Digitalisierung ist eine der größten...
Die Digitalisierung ist eine der größten Herausforderungen, vor der wir heutzutage gerade in Gemeinden und Städten stehen. Verglichen mit Unternehmen sind die Hürden und Schwierigkeiten, die es zu bewältigen gilt, um ein Vielfaches höher. Faktoren wie mangelndes Know-how, fehlende Infrastruktur, Personalmangel und auch fehlende Akzeptanz, erschweren den Transformationsprozess. Vor allem aber sind es die komplexen und verschachtelten Strukturen in Gemeinde und Stadt, die die Realisierung umfangreicher und resilienter Digitalisierungsstrategien zu einem schwierigen Unterfangen machen.
Gemeinden und Städte ticken ganz anders als ein klassisches Unternehmen. Der Fokus liegt auf den Bürgerinnen und Bürgern, sodass bei jeder Veränderung oder Umsetzung von Projekten sichergestellt werden muss, dass alle davon profitieren und keine Gruppe ausgeschlossen wird. Altbekannte, vorwiegend einseitige und auf bestimmte Gruppen abgestimmte Tools eins zu eins für die Digitalisierung in Städten und Gemeinde zu verwenden ist also schlichtweg falsch.
Im Forschungszentrum Business Informatics haben wir uns deshalb vermehrt diesen Problemen gewidmet (beispielsweise Projekt AlpSatellites zu Remote Work und Coworking in ländlichen Gegenden), immer mit dem Ziel, neben Fallstricken und Risiken auch Chancen und Stärken von Digitalisierung zu identifizieren. So wirkt sich ein hoher Digitalisierungsgrad positiv auf die Attraktivität von Gemeinden aus, speziell auch, wenn diese in stark ländlichen Gegenden situiert sind.
Digitalisierte Gemeinden werden zugleich auch nahbarer und der Dialog zu Bürgern wird verstärkt. Das Herausarbeiten von Stärken und potenziellen Chancen ist essenziell, um Digitalisierung nachhaltig zu verankern.
Regelmäßig berichten die Vorarlberger Medien...
Regelmäßig berichten die Vorarlberger Medien über die Leistbarkeit von Wohneigentum. Neuerdings mit Fokus auf dem Rückgang der Immobilienkäufe, wie zuletzt im „Thema Vorarlberg“, Oktober-Ausgabe 2023, Seite 22. Meist ist das Hauptproblem schnell identifiziert, die neuen Finanzierungsregeln der Finanzmarktaufsicht (vulgo KIM-Verordnung) sind schuld an der Misere! Dabei wird nicht selten ignoriert, oder zumindest kleingeredet, worin des Pudels Kern tatsächlich liegt: Schließlich haben die Immobilienpreise in den vergangenen zehn Jahren eine wahre Höhenfahrt erlebt. Sie sind viel stärker gestiegen als die allgemeine Teuerung und damit mit einem immer größer werdenden Abstand zum verfügbaren Haushaltseinkommen der Normalverdiener. Das ging so lange „gut“ (für wenige besser, für viele schlechter), wie die Zinsen niedrig waren. Nun treffen die weiterhin hohen Preise auf die gestiegene Zinslast. Das angestrebte Eigentum ist für viele tatsächlich(!) nicht mehr leist-, beziehungsweise finanzierbar. Übrigens nicht nur in Vorarlberg und Österreich. Auch in Deutschland sind die Verkäufe und Kreditvergaben – ganz ohne KIM – zurückgegangen. Die neuen Regeln, beziehungsweise altbekannten Empfehlungen treffen also höchstens diejenigen, die haarscharf die Vorgaben verfehlen. Dennoch liest man sehr häufig, dass die Leidtragenden der Verordnung ganz allgemein die „Jungfamilien“ seien. Ist das nur eine politisch-hohle Phrase, oder doch (un-)bewusster Zynismus? Denkt man im Sinne dieser Rubrik etwas nach, sind vielmehr all jene leidgeprüft – darunter sicher auch Jungfamilien – die vor wenigen Jahren teure Immobilien gekauft und mit einem flexiblen Zins finanziert haben. Um es anders zu sagen: All diejenigen, die noch vor dem Kauf stehen, werden von der KIM-Verordnung zuallererst vor einer Überschuldung bewahrt.
Ein Blick auf die aktuelle KI-Landschaft und...
Ein Blick auf die aktuelle KI-Landschaft und den Hype um Chat GPT verdeutlichen erneut die scheinbar grenzenlosen Möglichkeiten der Digitalisierung. Chat GPT, entwickelt von OpenAI, macht mit ihrem beeindruckenden Verständnis und der Fähigkeit, menschenähnliche Texte zu generieren, KI erstmals für die breite Masse zugänglich. Dies ist jedoch nur der sichtbare Teil eines soziotechnischen Prozesses, der alle Lebensbereiche durchdringt.
Die rasante Entwicklung der Digitalisierung katapultiert uns in eine Ära, in der Künstliche Intelligenz (KI) nicht nur präsent, sondern nahezu unsichtbar wird. Laut dem Futuristen Ray Kurzweil wird im Jahr 2050 die Unauffälligkeit von Computern und KI-Systemen ein Zeugnis ihres allgegenwärtigen Einflusses sein. Doch wie formen wir diese Zukunft?
Entgegen dystopischer Visionen von übermächtigen Supermenschen betonen Zukunftsforscher, Philosophen und Historiker wie Yuval Noah Harari, dass menschliches Denken und die Fähigkeit, unbekannte Probleme zu identifizieren, unersetzlich bleiben. Die Zukunft der KI liegt nicht in der Übermacht der Maschinen, sondern im Zusammenspiel mit dem Homo connectus. KI-Anwendungen werden demnach eine „Kann-Gesellschaft“ ermöglichen. Eine Entwicklung, wohl ganz im Sinne von Frithjof Bergmann, dem Urvater der New-Work-Bewegung.
Diese utopische Vision eröffnet Raum für die bewusste Gestaltung unserer Umwelt und gesellschaftlichen Fortschritts durch intelligente Technologien. Was brauchen wir in diesem Prozess? Kritische Neugier, nüchternen Optimismus und vor allem gute Fragen. Denn nicht zuletzt liegt der Ursprung von Innovation seit jeher nicht in Antworten, sondern in der Kunst, die richtigen Fragen zu stellen.
Seit kurzem engagiere ich mich als Obfrau für...
Seit kurzem engagiere ich mich als Obfrau für das „PINA Unterstützungsnetz für Familien“. Ich wurde in letzter Zeit öfters darauf angesprochen, warum ich mir ein Ehrenamt „antue“. Ich reise gerne, bin mit Freund:innen unterwegs und genieße das Leben. Aber: Aus meiner jahrzehntelangen Tätigkeit in verschiedenen Bereichen der Sozialen Arbeit ist mir auch bewusst, dass ich ein privilegiertes Leben leben darf.
Nicht jede:r in unserem Land hat die Möglichkeit, an allen Bereichen des Lebens teilzuhaben. Zahlreiche Studien legen darüber hinaus nahe, dass Armut vererbt wird. Kinder sind oft noch viel mehr die Leidtragenden dieser Gegebenheiten als die betroffenen Erwachsenen, denn sie sind der Situation komplett ausgeliefert und haben kaum Möglichkeiten, die Situation aus ihrer Sicht mitzugestalten.
Deshalb ist es mir ein Anliegen, mich zu engagieren. Ehrenamtlich kann ich mit dem Vorstandsteam dazu beitragen, dass Familien in herausfordernden Situationen finanziell unter die Arme gegriffen wird. Wir ermöglichen Kindern Reittherapie-Stunden oder andere Ausflüge. Und einmal im Jahr, in den Sommerferien, können sie unter professioneller Anleitung einige unbeschwerte Tage verbringen.
Parallel zu unserem Engagement sind die Sozialarbeiter:innen des Instituts PINA in Feldkirch in der Begleitung der Familien aktiv und arbeiten mit ihnen daran, dass sich ihre Situation grundlegend verbessert. Manchmal können wir mit unserem Engagement kurzfristig schwierige Situationen niederschwellig und unkompliziert entschärfen. Nachhaltig ist die Hilfe aber nur dadurch, dass parallel an einer Veränderung der Gesamtsituation gearbeitet wird. Wir sind ein kleiner Verein und können und so über’s Jahr um ein paar Familien kümmern. Wir machen keine großen Sprünge, aber für das eine oder andere Kind können wir den Unterschied bedeuten. Das treibt mich an.
Mich beschäftigt öfters die Frage „Wie lange...
Mich beschäftigt öfters die Frage „Wie lange wird es noch dauern, bis wir als Gesellschaft von echter Gleichberechtigung sprechen können? Und, welche Rahmenbedingungen werden unsere Kinder, insbesondere meine Tochter, in 20 Jahren vorfinden, wenn es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geht?“
Es hat sich schon sehr viel getan, dennoch liegt ein weiter Weg vor uns. Erst als Mutter wurde mir das Ausmaß der Ungleichheit als Frau richtig bewusst.
Mit dem ersten Kind beginnt als Paar unweigerlich eine neue Rollenverteilung. Wir wurden vor die Herausforderung gestellt, wie wir unsere Erwerbsarbeit und die Kinderbetreuung stemmen. Das ist ein schleichender Prozess, doch was steckt wirklich dahinter, wenn ich als Frau (oder Mann) 50 Prozent erwerbstätig bin? Die anderen 50 Prozent kümmere ich mich um die Familie zuhause – und das unentgeltlich! Welche Auswirkungen das für meine Unabhängigkeit hat und schlussendlich auf meine Pensionsgrundlage, lässt sich erahnen. Es braucht eine Lösung auf Augenhöhe, um die unentgeltliche Care-Arbeit in der Familie wertzuschätzen und finanziell abzugelten. Ich sehe dieses Thema immer noch als stark tabubehaftet. Vielleicht ist das eine der Vorarlberger Tugenden: „Über Geld spricht man nicht“. Doch wir müssen uns darüber Gedanken machen. Eine Möglichkeit ist das Pensionssplitting zwischen zwei Partnern. Auch der Ausbau der Kinderbetreuung ist ein wichtiger Schritt in Richtung Selbstbestimmung von Familien. Umso mehr freut es mich, dass nun ein deutlicher Schritt seitens der Bundesregierung angekündigt wurde und eine jahrelange Forderung von „Frau in der Wirtschaft“ nach mehr und besserer Kinderbildung und Kinderbetreuung mit zusätzlichen Mitteln in Höhe von 4,5 Milliarden zugesichert wurde. Um keinen Tag zu früh, wie ich finde.
Als Vertreterin der Generation Z weiß ich...
Als Vertreterin der Generation Z weiß ich eines ganz genau: Meine Generation kann, weil die Babyboomer und die Generationen vor uns dafür gesorgt haben, dass wir können! Bis 2040 werden nach Schätzungen der Wirtschaftskammer Österreich 1.328.509 Menschen in die Pension treten. Das entspricht etwa drei Mal der Bevölkerung Vorarlbergs.
Diese Zahl verstärkt den Fokus auf meine Generation. Wir sind uns bewusst, dass wir begehrte Fachkräfte sind, denn die demografische Entwicklung spielt uns in die Hände und wir kennen keine Welt ohne Wohlstand und Fachkräftemangel.
Wem wir das zu verdanken haben? Den Babyboomern und den Generationen vor uns, die sich diesen Wohlstand hart erarbeitet haben. Doch wird darüber ausreichend gesprochen? Leider fast gar nicht. Stattdessen neigen wir dazu, uns auf das zu konzentrieren, was uns unterscheidet, anstatt auf das, was uns vereint. Am Arbeitsmarkt sehen wir uns mit Vorurteilen konfrontiert. Die älteren Generationen verstehen die „neue“ Arbeitsmoral der jungen Generation oft nicht. Häufig hören wir Bemerkungen wie „zu faul“ und „nicht leistungsbereit“. Umgekehrt kritisieren wir, die jungen Menschen, die „Leben, um zu arbeiten“-Mentalität der älteren Generationen.
Ja, wir sind in unterschiedlichen Zeiten aufgewachsen, und ja, uns prägen und beschäftigen andere Themen als die Generationen vor uns. Und ja, keine Generation hat alles richtig gemacht.
Aber wir alle arbeiten jetzt gemeinsam in Unternehmen. Es ist endlich an der Zeit, um dafür zu sorgen, dass wir die verschiedenen Perspektiven, die unterschiedlichen Erfahrungsschätze und die vielfältigen Lebenserfahrungen gemeinsam nutzen.
Jetzt liegt es an uns, dieses Sprungbrett zu nutzen, weiterzuentwickeln und auf ein neues Level zu heben.
Im Januar 2013 erweiterte der Vorarlberger...
Im Januar 2013 erweiterte der Vorarlberger Landtag in einem einstimmigen Beschluss die in der Landesverfassung aufgezählten Mittel einer direkten Demokratie von der Volksabstimmung, Volksbefragung, Volksbegehren um die Förderung von anderen „Formen der partizipativen Demokratie“. Im Motivenbericht zur Regierungsvorlage dieser Verfassungsänderung sind sogenannte Bürgerräte „als vielversprechende Methode“ einer solchen demokratischen Teilhabe genannt.
Die Mitglieder eines Rates werden durch eine Organisationseinheit einer Behörde nach dem Zufallsprinzip aus der gesamten Bevölkerung ausgewählt. Ihre Zahl ist im kleinen zweistelligen Bereich angesiedelt. Idealerweise spiegelt er die soziologische Struktur aller Einwohner/-innen einer Region wider. Im Unterschied dazu wird in einer repräsentativen Demokratie eine direkte Mitsprache der Bürger/-innen dadurch erreicht, dass alle Stimmberechtigten die Möglichkeit haben, durch eines der drei eingangs genannten plebiszitären Instrumente eigene Anliegen an das Parlament heranzutragen. Darin sitzen Delegierte jenes Staatsvolkes, das über ein Stimmrecht verfügt. Ein Bürgerrat als Mittel der partizipativen Demokratie hingegen reflektiert auf alle, nicht nur auf die Stimmbürger/-innen.
Der Versuch des Vorarlberger Landtages, zwei derart konträre Demokratieverständnisse miteinander zu verknüpfen, beinhaltet große Sprengkraft für jene auf dem Verhältniswahlrecht beruhende repräsentative Demokratie, die sich Vorarlberger Frauen und Männer im 19./20. Jahrhundert mühsam erkämpften. Das im März 2023 vom Amt der Landesregierung im Rahmen einer geschlossenen Enquete verabschiedete Grundsatzpapier „Impuls für eine Beteiligungsstrategie des Landes Vorarlberg“ erhöht diese Sprengkraft.
Wenn ich von einer Sache wirklich überzeugt...
Wenn ich von einer Sache wirklich überzeugt bin, dann, dass zu viele kurzfristige Lösungen angestrebt werden und wir der Nachhaltigkeit in unseren Entscheidungen zu wenig Beachtung schenken. Auch wenn Entscheidungen schnell gefällt werden müssen, ist es möglich, ein Denkmuster zu etablieren, das spätere mögliche Problemstellungen mitberücksichtigt.
Den Fokus auf Kostenreduktion zu setzen, ist grundsätzlich sinnvoll. Kosten-Nutzen Kalkulationen sind jedoch nur dann richtig, wenn wir alle relevanten Parameter miteinbeziehen. Es ist die einzige Möglichkeit, die nachhaltig Kosten senkt. Wer Ressourcen nutzt, kommt nicht umhin, sich damit zu beschäftigen, wie man dafür sorgt, dass diese unbegrenzt zur Verfügung stehen oder wie man mit deren Endlichkeit umgeht. Ob dies nun Rohstoffe sind, aber auch Menschen mit deren Fähigkeiten und Wissen.
In meiner Beratungstätigkeit ist es mir ein wichtiges Anliegen, den Blick für diese ganzheitliche Sichtweise zu schärfen. Mitarbeiterbindung und die Nutzung vorhandener Potenziale sind Themenbereiche, die unternehmensintern ansetzen, jedoch weitreichende Auswirkungen im Außen haben. Diese Fokussierung gelingt, wenn wir uns die richtigen Fragen stellen und bereit für einen Perspektivenwechsel sind. Einfacher ausgedrückt, wir brauchen Bewusstheit dafür, welchen Einfluss eine Entscheidung kurz-, mittel- und langfristig auf welche Faktoren hat.
Es ist wichtig, Prozesse anzupassen und innovative Lösungen zu etablieren. Diese sind jedoch nur teure Symptombekämpfung und eine zusätzliche Belastung, wenn wir uns nicht daran gewöhnen, die sowohl internen als auch globalen Auswirkungen unserer Entscheidungen miteinzubeziehen. Innovation und Nachhaltigkeit setzt zukunftsorientierte Denkmuster voraus. Perspektivische Betrachtungsweisen sind die Basis hierfür.
Nur zögerlich blicke ich derzeit in die...
Nur zögerlich blicke ich derzeit in die sozialen Medien oder die Polit-Talks im TV. Ständig stoße ich dort auf empörte Menschen. Erstaunlich, mit welcher Überzeugung die Positionen vorgetragen werden, so seltsam sie auch sein mögen. Dieses „Schwarz-Weiß“ ist schwer auszuhalten. Dabei spielt sich der Großteil des Lebens im Graubereich dazwischen ab. Man kann etwa Eigenverantwortung und Leistung einfordern – und gleichzeitig Sozialleistungen für jene, die sie benötigen. Man kann gegen unkontrollierte Migration sein, ohne die Einzigartigkeit und Würde jedes Menschen zu vergessen. Ich bin erschüttert von den Gräueltaten der Hamas und den haarsträubenden Versuchen mancher, diese zu relativieren – was mich nicht davon abhält, die furchtbare Situation vieler Palästinenser mitzufühlen. Es gäbe so viele Beispiele!
Gefährlich ist die Aggressivität von Rechtsaußen, die mit Gefühlen spielt, Ängste schürt und auf unverantwortliche Weise unsere liberale Demokratie schlechtredet. Zwischendurch geht mir allerdings auch die moralische Belehrung der Bildungselite auf die Nerven – weil sie mitunter selbstgerecht daherkommt und mit ihrer Identitätspolitik an den meisten Alltagssorgen vorbeigeht.
Derzeit sitze ich bei vielen Themen zwischen den Stühlen. Dieser Platz ist nicht bequem. Doch die ständige Differenzierung erscheint mir notwendig. Bei den großen Fragen unserer Zeit braucht die Meinungsbildung vermutlich ein paar Extrarunden und Korrekturen.
Übrigens wäre ich froh, wenn manche empörte Menschen einfach einmal stillhalten könnten. Um sich zu hinterfragen und einzugestehen, nicht immer alles zu wissen. Oder wie der Musiker „Danger Dan“ in der Poolbar sinngemäß sagte: Es wäre schon gut, wenn die Menschen die Komplexität unserer Welt einfach als Komplexität unserer Welt anerkennen würden.
Seit 20 Jahren gibt es in Vorarlberg den...
Seit 20 Jahren gibt es in Vorarlberg den Politiklehrgang für Frauen. Mehr als 260 Frauen haben diesen erfolgreich absolviert. Viele von ihnen sind bereits in der Politik tätig oder können sich ein Engagement in einem politischen Gremium auf Gemeinde-, Landes- oder Bundesebene vorstellen. Auch wenn in der Vorarlberger Landesregierung von den sieben Mitgliedern drei Frauen sind und der Landtag mit 47 Prozent den höchsten Frauenanteil der österreichischen Landesparlamente aufweist, gibt es auf Gemeindeebene noch viel zu tun. Österreichweit beträgt der Frauenanteil bei den Bürgermeister:innen 10,6 Prozent, in Vorarlberg hingegen lediglich sieben. Solange es keine gleiche Repräsentanz von Frauen in der Politik gibt, besteht Bedarf am Politiklehrgang. Es ist immer noch so, dass Frauen wegen ihrer Mehrfachbelastung – Haushalt, Kinder, Beruf, Care-Arbeit – oft keinen Spielraum für ein politisches Amt haben. Ergebnisse aus der Diversitätsforschung zeigen aber, dass heterogene Gruppen bessere Entscheidungen treffen. Wenn Frauen verstärkt und aktiv in politische Entscheidungen eingebunden sind, führt das auch zu besseren Entscheidungen zum Nutzen des Gemeinwohls. Im Politiklehrgang werden besondere Fähigkeiten vermittelt. Es geht um Motivation, Stärkung des Selbstwertes, Verbesserung des Kommunikationsstils, Konfliktfähigkeit und die Vermittlung von politischem Grundwissen. Politik lebt von engagierten Frauen, die sich einbringen und ihre Interessen pointiert und unmissverständlich zum Ausdruck bringen. Heute mehr denn je. Für den aktuellen Lehrgang gibt es noch freie Plätze. Interessentinnen können sich gerne melden unter frauen.gleichstellung@vorarlberg.at
Was ist dir dort, wo du lebst, kostbar und...
Was ist dir dort, wo du lebst, kostbar und wenn du woanders unterwegs bist, was findest du dort attraktiv, vital und schön?
Kulturlandschaft – was ist mit diesem Begriff gemeint und wen betrifft’s? Ist das eine Sache der Land- und der Alpwirtschaft, oder ist damit doch die Raumplanung und Architektur in Verbindung zu bringen? Ist Tourismus ohne Kulturlandschaft zu denken? Wird im gedichteten Wort, im musikalischen Ausdruck, in gepflegter Tradition etwas davon hör- und erlebbar? Ist Kulturlandschaft in der puren Natur oder in dem vom Menschen gewollten und gemachten Natur gegenwärtig? Wer pflegt und schützt oder wer schafft Kulturlandschaft, wer nutzt sie, wer braucht oder verbraucht sie? Wer oder was stört oder zerstört sie gar? Ist das Ganze ein Randthema oder berührt es uns ganz zentral in unserem Dasein? In welcher Gegend bin ich oder wäre ich gerne daheim? Welchen Wert sehe ich in diesem Stück Welt? Was gestalte ich mit, wofür würde ich einstehen oder gar streiten?
Bei den „Landgesprächen Hittisau“ geht es heuer um diese und ähnliche Fragen. Bereits das sechste Jahr gibt es dieses Veranstaltungsformat im Herbst, immer ohne Gemeindefinanzen zu beanspruchen. Viel persönlicher Einsatz und ein paar private Unterstützter machen es möglich.
Die jeweiligen Themen bewegen sich im Spannungsfeld von glückender Zukunft im ländlichen Raum. Über wertig aufbereitete Ergebnishefte und umfangreiche Medienbeiträge bleiben Inhalte längerfristig verfügbar.
Als einer der „Landgespräche“-Verantwortlichen sehe ich manche Entwicklungen hier im Bregenzerwald und anderswo mit Sorge. Die Spiel- und Gestaltungsräume in einer Region und am konkreten Ort müssen mit kritischer Weitsicht genutzt werden.
Man stelle sich vor: Ein junger Mann aus São...
Man stelle sich vor: Ein junger Mann aus São Paulo – Mitte 20 und frisch von der Uni – wird via LinkedIn von einem Vorarlberger Betrieb angeheuert. Erfreut über die schnelle Rekrutierung, das gute Gehalt und die Chance, ins Ausland zu gehen, nimmt er dankend an. Vorarlberg ist nicht New York, London oder Tokio, aber dennoch beeindrucken die imposanten Berge und der See, das gemütliche Leben und der tolle Job. Kontakte außerhalb der Arbeit sind noch rar, aber, so denkt er sich, das kommt schon noch. Allem Anfang wohnt ein Zauber inne und somit überwiegt die Freude. Soweit ein typischer Fall eines Expats in Vorarlberg.
Nach einiger Zeit weicht die Magie aber der Ernüchterung. Der Beruf ist zwar spannend, aber längst nicht mehr so wie am Anfang. Dasselbe gilt für die Berge. Er lernt zwar Deutsch, aber Deutsch ist schwer, und Vorarlbergerisch umso mehr. Doch auf der BH ist jedes Formular nur auf Deutsch, wie quasi jede Website im Land, und einen Arzttermin übers Telefon auszumachen, ist kaum möglich. Für jede offizielle Erledigung braucht er Hilfe. Aber Freundschaften mit Einheimischen sind schwierig, denn Eingang in einen Freundeskreis zu finden, der seit der Volksschule besteht, ist kaum machbar. Jene Freunde, die er hat, kommen ebenfalls aus dem Ausland; andere Expats eben. Nach knapp zwei Jahren kehrt er Vorarlberg den Rücken. Soweit ein typischer Fall eines Ex-Expats in Vorarlberg.
Der neue Expat Service Vorarlberg wird die soziale Integration von Expats erleichtern. Aber was das Alltagsleben betrifft, haben wir noch einen weiten Weg vor uns. Unsere Wirtschaft ist längst im 21. Jahrhundert angekommen. Wenn wir qualifizierte Zuwanderung wollen – und wir brauchen sie – dann müssen wir unseren Institutionen Instrumente und Möglichkeiten geben, diese zu unterstützen und zu beschleunigen. Expats sollen sich im Ländle willkommen fühlen.
Populisten arbeiten mit Gefühlen. Sie...
Populisten arbeiten mit Gefühlen. Sie appellieren an Ängste, Neid, Ohnmacht, Zorn, Rache und an einen blinden Patriotismus. Sie verbinden sich mit Affekten, also Gefühlsebenen, die sich auf einer vorbewussten Ebene befinden, und die Wut und Empörung über reale oder fiktive Ungerechtigkeiten, Abwertungen und Geringschätzungen beinhalten. Nun wird ein Adressat gesucht, auf den man die negativen Gefühle projizieren kann. Der „klassische“ Feind ist der Fremde, der Migrant, der Moslem und so weiter. So werden starke Barrieren zwischen sozialen Gruppen aufgebaut und oftmals enge Bindungen mit jenem Anführer begründet, der als Vertreter der eigenen Gruppe erscheint. „Wir und die anderen“ sind sprachliche Symptome einer Entzweiung und der Beginn von Feindschaften. Sie begründen ein Misstrauen, das von einem weiteren Gefühl überlagert wird, das diese Menschen an eine imaginäre Gemeinschaft bindet und sich als naiver Patriotismus manifestiert.
Nicht selten entwickelt sich daraus die Zielsetzung, die natürlichen Unterschiede zwischen den Menschen zu beseitigen und eine politische Einheit zu postulieren, die es nie gab und nie geben wird. Damit wird das Ressentiment zum Verbindungsglied zwischen der Psyche und der Politik und damit zur wichtigsten Ressource für Populisten. Die Anknüpfung an das Gefühl sozialer und ökonomischer Ungleichheit und kultureller Enteignung kann gesellschaftliche Spaltungen verstärken und Gruppen gegenseitig abschließen. Ein Dialog wird damit immer schwieriger. Daher braucht es eine demokratisch orientierte und engagierte Zivilbevölkerung, die den politischen und gesellschaftlichen Diskurs sucht und fördert. Das ist oft mühsam, aber alternativlos, weil ein Rückzug ins Private bedeuten würde, das politische Feld anderen – den Populisten – zu überlassen.
Dass der österreichische Erdgasverbrauch trotz...
Dass der österreichische Erdgasverbrauch trotz Klimakrise, Krieg und Kosten nicht bahnbrechend sinkt, kann aus meiner Sicht nicht oft genug betont werden. Denn schon vor zehn Jahren, als ich in der Energiebranche meine Karriere begann, haben wir von der Notwendigkeit des Umstiegs von fossilen Energieträgern hin zu erneuerbaren Energien gesprochen. Damals nahmen wir an, dass Erdgas nur eine Zwischenlösung auf dem Weg zur Energiewende darstellen würde. Zehn Jahre später stelle ich mir die Frage, warum der österreichische Gasbedarf kaum sinkt. Ich vermute, die Antwort liegt darin, dass wirtschaftliches Wachstum nach wie vor an den Energieverbrauch gekoppelt ist, denn der produzierende Sektor bezieht in Österreich den größten Anteil des Gesamtbedarfs an Erdgas. Solange wir mehr Energie brauchen, um mehr zu produzieren, und mehr Produktion für den Erhalt des Wirtschaftstandortes nötig ist, bleiben wir auch abhängig vom Gasimport.
Als Studiengangsleiterin an der FHV setze ich mich täglich mit dem Potenzial eines nachhaltigen Energiesystems auseinander. Im Masterstudiengang „Nachhaltige Energiesysteme“ bilden wir Menschen mit Umsetzungskompetenz, die ihnen ermöglicht, eine Welt zu erdenken, in der Wirtschaftswachstum und Gasbedarf entkoppelt sind.
Denn eine Welt, in der wir von Energieeffizienz und -suffizienz als Notwendigkeit sprechen, ist nachhaltig.
Denn eine Welt, in der wir dezentrale Energietechnologien nutzen, um Industrieprozesse energieeffizient auszulegen, ist nachhaltig.
Denn eine Welt, in der eine Dekarbonisierung nicht mit Preiserhöhungen gleichgesetzt wird, ist nachhaltig. Die notwendige Fachkompetenz haben wir dank des Energiestudiums an der FHV. Nun brauchen wir noch den Mut, diese Welt zu verwirklichen.
Exakt 129 Gebäude wurden zum Vorarlberger...
Exakt 129 Gebäude wurden zum Vorarlberger Holzbaupreis 2023 eingereicht. Darunter sind nur vier öffentliche Gebäude zu finden. Die angelaufene Analyse wird zeigen, ob der öffentliche Holzbau tatsächlich zurückgegangen ist, oder ob generell ein starker Rückgang von Landes- und Gemeindebauten vorliegt. Für das Holzbau-Land Vorarlberg, dessen Landtag vor nicht allzu langer Zeit, über alle Parteigrenzen hinweg, den Klimanotstand ausgerufen hat, wäre ein Rückgang im öffentlichen Holzbau eine klimapolitisch befremdliche Entwicklung.
Angesichts der weltweit notwendigen CO2 Einsparungen in der Bauwirtschaft gilt ein vermehrter Holzbaueinsatz als unverzichtbar. Die Gründe sind klar. Kein anderer Baustoff wächst permanent nach und speichert so viel CO2. Die Speicherung erfolgt zuerst im Wald und dann in den Holzgebäuden. Währenddessen wachsen im Wald infolge der nachhaltigen Aufforstung bereits neue CO2-Speicherkapazitäten heran. Dafür sorgt unsere vorbildliche Forstwirtschaft. Und damit es rund läuft, agieren die lokalen Säger als Schnittstelle und „Nahversorger“.
Faktum: Die modernen Holzbauprodukte lösen fast jede Bauaufgabe und ermöglichen Entwicklungen. Die Vorarlberger Zimmerer und Architekten leiten beim diesjährigen Holzbaupreis unter dem Motto „Kluges Bauen mit Holz-Plus“ die nächste Entwicklung ein. Sie wollen dem Faktum, dass das „Bauen mit Holz“ grundsätzlich klug ist, ein zusätzliches „Plus“ aufsetzen. Deshalb werden Ideen für Einsparungen, Wiedernutzungen, Weiternutzungen und Umnutzungen von Gebäuden und Materialien forciert. 26 Projekte haben sich um den neuen Sonderpreis beworben.
Im April 2024 wird eine praxistaugliche Handreichung „Kluges Bauen mit Holz-Plus“ präsentiert. Beim Holzbaupreis 2025 wird das „Plus“ zum Kernkriterium für alle eingereichten Gebäude.
Vor kurzem konnten wir unsere Ökoprofit...
Vor kurzem konnten wir unsere Ökoprofit Zertifizierung 2023 feiern, erstmals mit über 200 Betrieben! Die Referentin aus Wien, begeistert vom Engagement unserer Betriebe, trat die Rückreise bestärkt im Gedanken daran an, dass ökologische Transformation gelingen kann. Tatsächlich ist das Bewusstsein ein anderes geworden: sogar unsere Einsteiger-Betriebe starteten heuer bereits auf höchstem Niveau. Beeindruckend sind die immensen Investitionen in erneuerbare Energieträger und Elektrofuhrparks, faszinierend ist, wie viel Energie allein durch organisatorische Maßnahmen eingespart wurde. Und motivierend ist auch die steigende Anzahl an nachhaltigen Produkten und Materialien. Der Schalter ist umgelegt: Die Frage ist nicht mehr, ob man Maßnahmen gegen den Klimawandel und die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern setzt, sondern nur noch, was man tut und wie man es tut. Die blockierenden Diskussionen sind fast vorbei, es geht nicht mehr um „entweder – oder“ und nicht mehr um die Frage, ob eine bestimmte Technologie nun gut oder schlecht ist, wir sind im Tun angekommen.
Kooperation funktioniert in Vorarlberg und auch das wird die Transformation vorantreiben: erste Energiegemeinschaften und Fernwärmenetzwerke stehen bereits und auch Crowdfunding ist hierzulande kein Fremdwort. Dieses Miteinander und die große Bereitschaft der Vorarlberger Bevölkerung und Unternehmerschaft für Investitionen – und mit wie viel Freude und Stolz sie es tun – gibt Zuversicht, dass Transformation ohne wirklichen Verlust unseres Wohlstands und Komforts gelingen kann.
Ich freue mich darauf, die spannenden Schritte dieser Transformation miterleben zu dürfen. Franz Kafka sagte „Neue Wege entstehen dadurch, dass man sie geht“ – und Vorarlberg wird sie gehen.
Dass der Rundfunkplatz 1 in Dornbirn auch eine...
Dass der Rundfunkplatz 1 in Dornbirn auch eine Vertretung Vorarlbergs in die Welt ist, wissen wahrscheinlich die wenigsten, wenn sie dort vorbeifahren. Der ORF Vorarlberg informiert und unterhält die Bevölkerung in der Region über das aktuelle Geschehen auf allen Kanälen in Radio, Fernsehen, Online und Social Media und berichtet im Katastrophenfall jederzeit sofort. Hinzu kommt aber eine weitere, entscheidende Rolle des ORF Vorarlberg – nämlich die Menschen mit ihren Eigenheiten sowie das Bundesland mit seinen Besonderheiten rund um Geschichte, Brauchtum, Wirtschaft, Soziales, Politik, Sport und Kultur in allen Facetten auch ins nationale und internationale Schaufenster zu stellen. Neben dem 24-Stunden-Programm von ORF Radio Vorarlberg, der täglichen TV-Sendung Vorarlberg heute, der Onlineseite vorarlberg.ORF.at oder den Social Media-Plattformen werden jeden Tag aufs Neue multimediale Berichte und Sendungen für den bundesweiten ORF produziert – das reicht im Radio von Konzertübertragungen der Bregenzer Festspiele oder der Schubertiade auf Ö1 bis zum Fernsehen mit Berichten für die Zeit im Bild. Darüber hinaus gehen die Musikaufnahmen des ORF Vorarlberg via European Broadcasting Union (EBU) in die ganze Welt. So erreichen die vom ORF Vorarlberg produzierten Konzerte ein Millionenpublikum in China genauso wie in Lettland, Israel, Griechenland oder Rumänien. 2022 gingen allein 24 Konzertaufnahmen des ORF Vorarlberg um den gesamten Globus. Und auch im Fernsehen gestaltet der Vorarlberger ORF zahlreiche Liveübertragungen und Dokumentationen, die im gesamten deutschsprachigen Raum gezeigt werden, wie etwa auf 3sat, dem Programm von ZDF, ORF, SRG und den Landesrundfunkanstalten der ARD. All das geschieht ebenfalls im ORF-Landesfunkhaus am Rundfunkplatz 1 in Dornbirn.
Wer nicht selbst schon mal in diese Rolle...
Wer nicht selbst schon mal in diese Rolle geschlüpft ist, dem ist der Begriff „Expat“ vermutlich unbekannt. „Expats“ (ex patria – aus der Heimat) sind Menschen, die sich auf absehbare Zeit im Ausland niederlassen. Dabei geht es nicht nur darum, fernab der Heimat einer Arbeit nachzugehen, sondern auch die damit verbundene Auslandserfahrung zu erlangen.
Vorarlberg braucht den Zuzug internationaler Fachkräfte, um offene Stellen besetzen zu können und dieser Tage rufen wir sie auch verstärkt aus. Aber wir dürfen die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen. Es geht nicht nur darum, die Arbeitskraft der Expats zu sehen, sondern auch die Menschen, die dahinterstehen.
Fakt ist, Expats tun sich schwer, sich bei uns zu integrieren. Fehlender Anschluss ist der primäre Grund, warum gut ausgebildete Arbeitskräfte unserem schönen Ländle relativ rasch wieder den Rücken kehren. Integration ist also essenziell. Auch wenn die eigene Bereitschaft der Expats zur Integration natürlich eine grundlegende Voraussetzung für deren Erfolg ist, so liegt es auch an uns, diese Menschen entsprechend willkommen zu heißen. Vorarlberg tut sich da noch ein bisschen schwer. Damit ist keineswegs Ausländerfeindlichkeit gemeint! Aber haben Sie sich je vorgestellt, wie schwierig es in Vorarlberg sein kann, sozialen Anschluss zu finden, wenn viele Freundesgruppen seit der Kindheit existieren? Die Sprache ist sicherlich eine Herausforderung, darum ist es unabdingbar für jeden Expat, Deutsch zu lernen. Aber auch das hilft nur bedingt, denn wenn es um sozialen Anschluss geht, tun sich Expats aus Deutschland oder gar Wien nicht selten schwer. Es liegt also an uns allen, Expats auch in unsere sozialen Kreise aufzunehmen.
Dies ist die meistgestellt Frage an mich, wenn...
Dies ist die meistgestellt Frage an mich, wenn ich als Schweizer in Vorarlberg einkaufen gehe. Die Antwort darauf ist seit über acht Jahren die Gleiche: „Danke, aber ich wohne und arbeite in Vorarlberg.“ Normalerweise ist das andersrum. In Vorarlberg wohnen und in der Schweiz arbeiten. Wir aber sind Expats in Österreich. Expats? Das sind doch genau jene Menschen, die die Wirtschaft in Vorarlberg angeblich so dringend braucht? Und Expats aus der Schweiz sind wohl eher die Ausnahme. Was sind also die tieferen Beweggründe, warum wir in Vorarlberg arbeiten und wohnen? Die Antwort darauf könnte Aufschluss geben, wie wir die so dringend benötigten Fachkräfte für unsere Region begeistern können. In der Selbstreflexion kommt heraus, dass es die Lebensqualität der Vierländerregion-Bodensee ist, die uns als Expats in Vorarlberg hält und dessen Vorteile wir so zu schätzen wissen. Gut ausgebildete Fachkräfte finden auf der ganzen Welt gute Jobs. Vorarlberg, die Ostschweiz oder auch der Landkreise Konstanz sind international nicht bekannt. Deutschland, Österreich, Schweiz oder Liechtenstein aber schon. Die Vierländerregion-Bodensee vereint dabei das Beste aus diesen Ländern. Wir wohnen in einer Region, die international ihresgleichen sucht, was die Lebensqualität angeht. Es wäre natürlich vermessen, zu schreiben, dass unsere persönlichen Beweggründe hier zu wohnen und zu arbeiten auch auf zukünftige Expats zutrifft, aber es ist zumindest Antrieb genug, sich dafür einzusetzen, dass wir noch besser länderübergreifend zusammenarbeiten, um das volle Potenzial dieser Region zu nutzen. Nicht als Schweizer, Österreicher, Deutscher oder Liechtensteiner, sondern als Bodenseeler.
Das Land Vorarlberg hat vor nicht allzu langer...
Das Land Vorarlberg hat vor nicht allzu langer Zeit (2018) eine Leerstandsstudie in Auftrag gegeben. Das wenig überraschende Ergebnis: Das restriktive Mietrecht schreckt viele Eigentümer davon ab, ihre leerstehende Immobilie zu vermieten – das wirtschaftliche Risiko wird oft als zu groß eingeschätzt. Dass das vermieterfeindliche Mietrechtsgesetz (MRG) Novellierungsbedarf hat, weiß die Politik seit vielen Jahren. Nur: Passieren tut, wie auf so vielen politischen Baustellen, rein gar nichts. Stattdessen versucht man sich unter dem Deckmantel des leistbaren Wohnens in polemischen Experimenten. Experimente, die medienwirksam kommuniziert werden – aber in der Sache rein gar nichts bewirken.
Noch 2015 hieß es von LH Markus Wallner zur Forderung der Grünen in Hinblick auf eine Leerstandsabgabe: „Das kommt sicher nicht.“ Nun, acht Jahre später, steht die Leerstandsabgabe kurz vor Beschlussfassung im Landtag – und mit ihr eine weitere Maßnahme, die Eigentümer zur Kassa bittet. Bis zu 2.775 Euro sollen zukünftig pro Jahr fällig werden, wenn man seine Immobilie nicht vermietet. Eine Strafabgabe, die kaum Ausnahmen vorsieht. Während es beispielsweise in anderen Bundesländern möglich ist, die Immobilie für den Eigenbedarf – etwa die Kinder – leerstehen zu lassen, ist das in Vorarlberg nicht als Ausnahme definiert. Auch bautechnische Bedenken werden nicht als Ausnahme zugelassen. Sprich: Entweder aufwendig und mit hohem finanziellen Aufwand sanieren – oder die Leerstandsabgabe wird fällig.
Anstatt also Druck auf die Bundesregierung auszuüben, dass sich endlich die Mietbedingungen verbessern, wird der Druck (einmal mehr) an die Eigentümer weitergegeben. Das ist verfassungsrechtlich bedenklich – und politisch unverschämt.
Jeder möchte lange leben, aber keiner will alt...
Jeder möchte lange leben, aber keiner will alt werden.“ Das bekannte Zitat wird dem irischen Dichter und Satiriker Jonathan Swift zugeschrieben. Der 1667 geborene Verfasser von „Gullivers Reisen“ wurde mit 77 Jahren für die damalige Zeit überdurchschnittlich alt. Seine letzten Lebensjahre waren von einer Vielzahl von schweren Erkrankungen beeinträchtigt. Heute ist die Lebenserwartung in Österreich vergleichbar mit jener von Swift, den Frauen sind einige wenige zusätzliche Lebensjahre vergönnt. Entscheidend aber sind die gesunden Lebensjahre und die liegen deutlich unter der Lebenserwartung. Magazine und medizinische Fachbeiträge warten mit guten Ratschlägen zur Ernährung und zum Bewegungsverhalten auf.
Interessant ist ein Blick auf die Arbeitswelt, in der wir viele Lebensjahre verweilen. Der Arbeitsschutz und die Unfallverhütung tragen Früchte. Die Arbeitsunfall-Quote hat sich in Österreich seit 2000 fast halbiert. Auch die Berufserkrankungen sind rückläufig. Heute sind 20 Prozent aller Krankenstandstage auf sogenannte Muskel- und Skeletterkrankungen (MSE) zurückzuführen. Abgesehen von Akutereignissen wie zum Beispiel plötzlichen Rückenschmerzen, dem „Hexenschuss“, treten MSE in fortgeschrittenem Alter auf. In der Arbeitswelt werden leider noch immer schwere Lasten über längere Zeiträume händisch manipuliert. Ungünstige Körperhaltungen, Drehungen und ruckartige Bewegungen setzen dem Körper zu. Stress, Zeitdruck und psychische Anspannungen befeuern das Risiko von MSE. Gegensteuern kann man beispielsweise mit Hebehilfen, ergonomischen Arbeitsabläufen und Geräten sowie Bewegungstraining.
Ziel des modernen Arbeitsschutzes ist es, die steigende Lebenserwartung mit gesunden Jahren zu füllen. Swift könnte ohne Satire sagen, dass jeder gesund alt werden kann.
Was würde es verändern, wenn wir zu Hause und...
Was würde es verändern, wenn wir zu Hause und in der Schule das selbstständige Denken explizit fördern und stärken würden? Was heißt es für uns, wenn wir Jugendliche an unserer Seite haben, die unser gewohntes Lebensmodell, Systeme, Methoden in Frage stellen? Als zweifache Mutter zweier Teenager bin ich täglich mit Diskussionen konfrontiert und es ist überaus anstrengend und nervenaufreibend und am liebsten würde ich sagen „Es ist eben so, wie es ist“. Aber ich frage mich auch, ob diese Diskussionskultur ein wichtiges Praxisfeld darstellt, um eigene Ansichten zu reflektieren. Es ist doch immer noch wichtig, junge Menschen darin zu schulen, wie sie sich gut in einer Diskussion verhalten, wie sie für etwas einstehen können, ohne auf Wertschätzung, Verständnis und Toleranz zu verzichten. Wo liegt die Grenze zwischen „Wir hören euch, aber wir entscheiden noch?“ Ab welchem Alter darf man seine eigenen Ansichten teilen, ohne dass man verurteilt oder sogar „schubladisiert“ wird? Zuhause, in der Schule, aber auch im öffentlichen Bereich ist es sicher eine Herausforderung, wenn neue Perspektiven das Gewohnte durcheinanderbringen, für die Weiterentwicklung des eigenen Denkens und der Sprechkompetenz ist es jedoch wesentlich. Um zu einer eigenen Meinung stehen zu können, Fehlinterpretationen zu hinterfragen und auch zugeben zu können, braucht es jedoch noch andere Lebenskompetenzen und dieses Praxisfeld können wir ihnen bieten, wir stehen nämlich mittendrin im Leben mit unseren eigenen Erfahrungswerten. Die neue Generation braucht Erwachsene, die zuhören wollen und die Generation von morgen ernst nehmen, damit sie den Sinn für sich erkennen! Es braucht nämlich ein ganzes „Dorf“, um junge Menschen für morgen vorzubereiten. „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!“ (Immanuel Kant) Sapere aude.